Wochenrückblick: Stimmung unter Apothekenleitenden schlecht

Die neue Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln zeigt: Die Stimmungslage unter Apothekenleitenden kippt. Die Adexa gibt Auskunft über Arbeitszeitregelungen an den Feiertagen für Apothekenpersonal.

Lauterbach: Ökonomisierung bei Generika zu weit getrieben

In einem Pressegespräch vergangenen Dienstag gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Auskunft darüber, wie sein Ministerium den Lieferengpässen bei Medikamenten entgegenwirken wolle. Zentraler Punkt seiner Ausführungen war das Eingeständnis: „Wir haben es bei Generika mit der Ökonomisierung zu weit getrieben.“ Gemeint waren vor allem die Rabattverträge, die dazu führten, dass ohne Ausnahme das günstigste Angebot den Zuschlag bekomme, auch wenn Lieferengpässe nicht ausgeschlossen werden könnten. Im Entwurf sollen die Krankenkassen die Möglichkeit erhalten, die Lieferfähigkeit ihrer Vertragspartner stärker zu berücksichtigen, Zuschläge sollen nicht mehr ausschließlich an den günstigsten Anbieter gehen. Außerdem überlege er, die während der Pandemie eingeführten Regeln auf Dauer beizubehalten. Diese gaben den Apotheken mehr Flexibilität bei der Abgabe von rabattierten Medikamenten. Einen weiteren Impuls setzte der Gesundheitsminister in Richtung Brüssel. Sein Ministerium arbeite an Vorschlägen, das Ausschreibe- und Vergaberecht von Rabattverträgen auf europäischer Ebene zu reformieren. Erreichen will Lauterbach, dass Wirkstoffe in mehreren Regionen gleichzeitig eingekauft werden können. Ziel auch hier: Lieferengpässe künftig zu vermeiden. AMIRA meint: Auf die Taten kommt es an, nicht auf die Worte.

Miese Stimmung unter Apothekenleitern

Dass dringend etwas gegen die Lieferengpässe getan werden sollte, zeigte diese Woche auch die aktuelle Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln. Dieses ermittelt monatlich die Stimmungslage unter Apothekeninhabern und -leitern. Fazit der aktuellen Umfrage, an der 161 Befragte teilnahmen: Angesichts der durch die Lieferengpässe verursachten Mehrarbeit und des erwarteten Einnahmerückgangs wegen des geplanten höheren Kassenabschlags sinkt die wirtschaftliche Stimmung erheblich. Beinahe alle Teilnehmer klagten angesichts der Lieferschwierigkeiten über erhöhten Beratungsbedarf und berichteten über Verunsicherung bei Patienten, außerdem sei der Abstimmungsbedarf mit den Ärzten gestiegen. Mehr als drei Viertel berichtete von Umsatzeinbußen im Zusammenhang mit Liefer- und Versorgungsengpässen. Den Weg, die Mangelware durch Herstellung in der eigenen Rezeptur/Defektur zu begegnen, geht lediglich knapp ein Viertel. Satte 98 Prozent der Apothekeninhaber/-leiter gaben zu Protokoll, dass die Politik mehr tun müsse, um die Lieferengpässe zu beseitigen. Wie groß der Missmut ist, zeigt auch das Ergebnis auf die Fragen zur wirtschaftlichen Situation. So liegt der Index zur Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage bei 77 Punkten, bei 100 Punkten sind positive und negative Erwartungen ausgeglichen. Der Blick in die Zukunft ist noch stärker getrübt: Hier liegt der Index mit 41,6 Punkten so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr. AMIRA meint: Trotz der geringen Fallzahl klingen die Ergebnisse plausibel und dürften republikweit übertragbar sein.

Menschen treiben weniger Sport

Die Bevölkerung habe sich vor der Corona-Pandemie deutlich mehr bewegt und Sport getrieben als hinterher. Diesen gesundheitlich bedenklichen Befund ergab eine Umfrage der Techniker Krankenkasse unter rund 1.700 Befragten, die im Mai 22 durchgeführt und in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. „26 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich durch Corona weniger bewegen als vor der Pandemie“, sagte Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. 45 Prozent berichteten, selten oder gar keinen Sport zu treiben. 35 Prozent sagten, dass ihre familiäre Belastung keine Zeit für Sport lasse. 2016 nannten diesen Grund lediglich 25 Prozent. Einen Grund für die zunehmende Bewegungs-Müdigkeit macht die Befragung im Trend zum Homeoffice aus: Schließlich bekundeten 56 Prozent der Befragungsteilnehmer, sich am Arbeitsplatz mehr bewegt zu haben als zuhause. Ob sich eine so deutliche Reduktion der körperlichen Aktivität irgendwann gesundheitliche Folgen nach sich zieht, wird sich zeigen. Wir in der Apotheke können sagen: Für uns war Homeoffice schwierig, wir waren in unserer Offizin durchgängig fleißig auf den Beinen.

Oraler Glukosetoleranztest wieder als Fertigarzneimittel am Markt

Bei der Diagnose von Diabetes mellitus ist er das Standardverfahren: der orale Glukosetoleranztest (oGTT). Dabei wird dem Körper eine definierte Menge Glucose zugeführt und dann in Intervallen der Blutzuckergehalt erfasst. Im Sommer 2020 wurde jedoch das letzte Fertigarzneimittel mit genau bestimmtem Glucosegehalt vom Markt genommen, was Kliniken, Ärzte und Apotheker zwang, entsprechende Lösungen selbst herzustellen. Das bedeutete Mehraufwand sowie höhere Kosten und brachte die Gefahr von Ungenauigkeiten und Verunreinigungen mit sich, was von der Deutschen Diabetesgesellschaft auch moniert wurde. Seit September gibt es mit dem Valena Glucose-Toleranztest 25 g/100 ml Lösung, 300 ml der Firma medphano Arzneimittel GmbH wieder eine Fertigarznei, der Vertrieb einer weiteren ist für diesen Monat angekündigt. Dabei handelt es sich um den Glucosetest oGTT InfectoPharm, der in den Größen 2x 100 ml, 3x 100 ml und 12x 100 ml zur Verfügung stehen wird. Beide Tests sind qualitätsgesichert produziert und enthalten 27,5 g/100 ml Glucose-Monohydrat, entsprechend 25 g/100 ml wasserfreier Glucose.

Adexa erläutert Arbeitszeitregelungen an den Feiertagen

Die Feiertage stehen vor der Tür – und sorgen prompt für Unmut in manchen Apotheken. Wie sind die Dienste geregelt, welche arbeitsrechtlichen Vorschriften gelten, und dürfen Chef oder Chefin nach Gutdünken Stundenzahlen gutschreiben oder verrechnen? Zu diesen und anderen Knackpunkten veröffentlichte die Apothekengewerkschaft Adexa in dieser Woche einen Arbeitsrechts-„Merkzettel“. Die wichtigsten Aussagen: Gesetzliche Feiertage sind frei, ohne dass Urlaub oder Überstunden zu nehmen wären, im Arbeitszeitkonto ist die Stundenzahl gutzuschreiben, die man an diesem Tag gearbeitet hätte. Da der Weihnachtsfeiertag und Neujahr in diesem Jahr allerdings auf einen Sonntag fallen, wird das Arbeitszeitkonto von diesen beiden Tagen nicht tangiert. Das sei zwar unkompliziert, aber wenig arbeitnehmerfreundlich, schreibt die Gewerkschaft. Am zweiten Feiertag, einem Montag, greife die Stundengutschrift wieder. Adexa rät, genau hinzuschauen, ob auch wirklich die am Montag üblicherweise geleistete Arbeitszeit angerechnet werde, und nicht ein Wochendurchschnittswert. Wer am Montag sechs Stunden arbeite und an den anderen Tagen zum Beispiel nur drei, dem dürfe nicht der Durchschnittswert der täglichen Arbeitszeit pro Woche angerechnet werden, sondern genau die sechs Stunden, die montags normalerweise geleistet würden. Und die sogenannten „Vorfesttage“ Heiligabend und Silvester? Sind keine gesetzlichen Feiertage. Deshalb muss, wer frei haben möchte, dafür Urlaub nehmen oder Überstunden abfeiert. Zum Glück aber gebe es Apothekenleitungen, die ihren Angestellten die Arbeitsstunden an diesen Tagen „schenkten“. „Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden – und es wäre mit Blick auf die hohe Belastung der Apothekenteams auch eine tolle Geste“, schreibt die Gewerkschaft. AMIRA hofft: Möge es viele, viele Leitungen geben, die die Gelegenheit zur tollen Geste ergreifen.

Pneumologen vs. EU-Kommission – Streitpunkt Treibgase in Inhalatoren

Und dann war da noch die EU-Kommission, die sich bekanntermaßen ernstlich um unsere Klimazukunft sorgt und darum Treibhausgase großflächig – spätestens bis 2025 – aus unserem Leben verbannen will. Nichts dagegen einzuwenden, könnte man meinen. Nun zeichnet sich aber ab, dass ein entsprechendes Verbot auch pharmazeutisch-medizinische Folgen haben könnte. Die stellte – zwar nicht in der vergangenen Woche, sondern schon Ende Oktober – ein Zusammenschluss pneumologischer Fachgesellschaften und Patientenverbände heraus: Treibgase würden nämlich auch in Inhalationsmitteln verwendet, die bei Asthma und COPD verschrieben werden. In dem gemeinsam verfassten Appell heißt es: „Eine Begrenzung der Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole ab 2025 würde einen Teil unserer Patienten, darunter die am schwersten Erkrankten, z. B. auch die beatmeten Patienten, ohne jede Therapiealternative lassen.“ Zwar gebe es elektrische Vernebler, Pulverinhalatoren und andere Geräte, die ohne Treibgas auskämen. Treibgas-getriebene Sprays seien jedoch die bessere Wahl, sie hätten „eine schnellere und stärkere Wirkung, geringere Nebenwirkungen und können in niedrigeren Dosen verabreicht werden.“ Der Aufruf schließt mit der Bitte an die Europäische Kommission, „für treibgasbetriebene Dosieraerosole für inhalative Medikamente eine Ausnahmeregelung bis 2030 zu erteilen.“ Danach werde die Industrie alternative, klimaneutrale Treibmittel zur Verfügung stellen können. AMIRA findet: Umwelt- und Klimaschutz ist zweifelsohne wichtig, aber auf Kosten chronisch Kranker? Wir behalten das im Blick. Versprochen.