Wie man Vitamine richtig einnimmt: Tipps und Tricks für eine gesunde Vitamin-Supplementierung
Vitaminpräparate sind einer der Renner im OTC-Bereich. Doch auch diese Stoffe verlangen eine sorgfältige Beratung. Was du bei deinen Empfehlungen beachten solltest.
Besonders in den Herbst- und Wintermonaten möchten viele Menschen ihr Immunsystem mit Vitaminpräparaten unterstützen. Dennoch gibt es mehrere Aspekte, die bei der Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel bedacht werden sollten. Die als unbedenklich geltenden, rezeptfrei erhältlichen Präparate können im besten Fall keine Effekte haben und im schlimmsten Fall sogar gefährlich sein. Bevor wir zu den Tipps übergehen, ein kurzer Exkurs zu dem, was Vitamine eigentlich sind: Nämlich lebensnotwendige, in niedrigen Dosen physiologisch wirksame organische Verbindungen, die im menschlichen Organismus nicht oder nur unzureichend gebildet werden können. In diesem Artikel haben wir Tipps gesammelt, die deine Beratung zu den Vitaminen in der Apotheke bereichern können.
Tipp 1: Erklären, warum ein Kauf in der Apotheke statt in der Drogerie sich lohnt.
Du kannst darauf verweisen, dass Präparate in Drogerien oft unterdosiert sind und möglicherweise nicht die erforderlichen Tagesdosen an Vitaminen enthalten. Das führt dazu, dass man die Arzneiform mehrmals täglich zu sich nehmen muss, um die entsprechende Dosierung zu erreichen. Über diesen lästigen Zusammenhang wissen viele Kunden nicht Bescheid. Im Übrigen gibt es keine Präparate, die für alle geeignet sind. Je nach Alter, Geschlecht, Lebensstil und gesundheitlicher Kondition kann sich der Vitaminbedarf stark unterscheiden. In der Schwangerschaft und bei Kinderwunsch sind zum Beispiel Folsäure und Jod unerlässlich, während Personen über 65 einen höheren Bedarf an Vitamin D, Vitamin K und B12 haben. Kann eine Drogerie diese Beratung bieten?
Tipp 2: Einnahmehinweise beachten.
Fettlösliche Vitamine (A, D, E und K) sollten zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit oder beispielsweise einem Löffel Olivenöl eingenommen werden. Es gibt mit Ausnahme von Vitaminen der Gruppe B keine Regel, die Vitamine morgens oder abends zu sich zu nehmen. Wenn man die Vitamine morgens einnimmt, dann lieber zum oder nach dem Frühstück, um Übelkeit oder Magenprobleme zu vermeiden. Vitamine der Gruppe B sind am besten in der ersten Tageshälfte einzunehmen, da sie Energie liefern und vor dem Schlafengehen kontraproduktiv wirken können.
Tipp 3: Nach bestehender Medikation fragen
Vitamine können die Wirkung einiger Medikamente beeinflussen, und umgekehrt können Medikamente die Aufnahme von Vitaminen im Körper verhindern. Ein Beispiel ist die Wechselwirkung zwischen dem Tuberkulosemedikament Isoniazid und Vitamin B6. Isoniazid greift in den Stoffwechsel von Vitamin B6 ein, wodurch dieses seine Funktion nicht entfalten kann. Auch Metformin, ein Wirkstoff, der bei Diabetes die erste Therapiewahl darstellt, kann den Vitamin B12-Serumspiegel reduzieren. Das passiert, weil Vitamin B12 für seine Aufnahme einen Komplex mit dem Intrinsischen Faktor bilden muss. Da dieser Komplex in Anwesenheit von Calciumionen resorbiert wird und Metformin die Konzentration von Calciumionen reduziert, wird folglich Vitamin B12 nicht ausreichend aufgenommen. Antikoagulantien wie Warfarin und Phenprocoumon sind Vitamin-K-Antagonisten und werden bei gleichzeitiger Einnahme von Vitamin K oder auch verzehrten Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln pharmakodynamisch konkurrieren, was schwerwiegende Folgen haben kann.
Tipp 4: Empfehlung von Vitaminen nur bei vorhandenem Mangel oder bestimmten Indikationen
Das wird der Apothekenleitung vielleicht nicht gefallen, weil es Umsatzchancen schmälert. Aber der menschliche Körper kann die meisten Vitamine aus der Nahrung aufnehmen, mit Ausnahme von Vitamin D, das nur in Anwesenheit von der Sonneneinstrahlung gebildet wird und in den Wintermonaten in Nordeuropa, inklusive Deutschland, nicht allzu selten supplementiert werden muss. Wenn Vitamine ohne Notwendigkeit eingenommen werden, werden sie im besten Fall mit dem Urin ausgeschieden, können aber auch Überdosierungen zur Folge haben.
Tipp 5: Vor Wundereffekten warnen
Viele Kunden erwarten wahre Wunderdinge von der Einnahme zusätzlicher Vitamindosen. Dabei stellen Vitamine keinen Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Ernährung dar. Nach den Ernährungsgewohnheiten der Kunden zu fragen bzw. einen Tipp in diese Richtung zu geben, ist also nicht falsch. Denn durch eine abwechslungsreiche, bunte Ernährung wird das Risiko für Vitaminmangel minimiert, und wenn zusätzlich noch die Sonne regelmäßig scheint😊… Darüber hinaus sind die Vitamine aus der Nahrung besser aufzunehmen als aus Nahrungsergänzungsmitteln.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die richtige Ergänzung von Vitaminen einen individuellen Ansatz erfordert. Durch die Beratung von Fachpersonal und bewusste Entscheidungen kann man die Vorteile der Supplementierung nutzen und gleichzeitig potenzielle Risiken vermeiden. Oder anders gesagt: Deine Kunden sind bei dir bestens aufgehoben!