Halbes Kilo Wissen für die Kitteltasche

Die Komplementärmedizin ist mit ihren verschiedenen Therapieformen beliebt. Wie kann das pharmazeutische Personal fitter für die Beratung werden? Wir haben ein Werk dazu genauer unter die Lupe genommen.

Wenn es um Komplementärmedizin geht, sprechen wir nicht nur von der evidenzbasierten Phytotherapie. Auch beispielsweise Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Spagyrik und Bach-Blüten zählen dazu. Zu letzteren fehlt nicht selten das Hintergrundwissen am HV-Tisch, da sie kein Bestandteil der (Hochschul-)Ausbildung sind. Oftmals werden diese komplementären Therapien daher nur am Rande gelehrt.

Im Apothekenalltag hat die Komplementärmedizin dennoch einen festen Platz. Auch wenn man beispielsweise persönlich nicht von der Homöopathie überzeugt ist, kommen Anfragen zur Empfehlung eines geeigneten Präparates und Dosierung. Das Fachbuch „Komplementärmedizin – Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ von Margit Schlenk, Gerald Bauer, Birgit Emde, Michaela Glöckler und Margit Müller-Frahling kann eine nützliche Unterstützung sein, eine Empfehlung auszusprechen.

Worum geht es in dem Buch?

Zunächst gibt es eine Einführung in die einzelnen Therapieformen in der Selbstmedikation. Hier kann man sein Wissen auffrischen: neben der Definition von Begrifflichkeiten wie Allopathie, Phytotherapie, Homöopathie, etc. liefert das Buch auch interessante Hintergrundinformationen. Neben Phytotherapie, Homöopathie, Anthroposophischer Medizin, Schüßler-Salzen, Spagyrik und Bachblüten gibt das Nachschlagewerk auch Vorschläge für Nahrungsergänzungsmittel und/oder Mikrobiomtherapie.

Des Weiteren sind mehr als 100 Indikationen der Selbstmedikation mit Präparatvorschlägen zu allen genannten Therapierichtungen gelistet. Zusätzlich zu den Empfehlungen aus der Komplementärmedizin folgen Informationen, wie nach der allopathischen Vorgehensweise therapiert wird. So kriegt man einen 360°-Sichtweise auf eine bestimmte Indikation.

Was fällt positiv auf?

Die sachliche und übersichtliche Darstellung der einzelnen Themen ermöglicht ein schnelles Finden der gewünschten Informationen. Die Tabellen an den geeigneten Stellen sorgen ebenfalls für guten Überblick. Das Buch ist sehr handlich („für die Kitteltasche“) und auch für kleine Hände geeignet. Außerdem gibt es für Wissbegierige direkt im Anschluss Literaturhinweise.

Mein Lieblingszitat zu dem Thema habe ich übrigens auf Seite 7 gefunden:

„Weder ist eine Dramatisierung zur „Gefährlichkeit“ von Phytotherapeutika sinnvoll […], noch der herrschende Nihilismus im Nahrungsergänzungssektor […].“

 

Das bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt.

Was könnte besser sein?

Prinzipiell dürfte das Buch vom Format her in die Kitteltasche passen, bei fast 1000 Seiten und einem knappen halben Kilo will man es wahrscheinlich nicht dauernd darin tragen. 😉 Zudem setzen einige Apotheken auch auf Poloshirts & Co. Aber dafür gibt es ja ein Bücherregal.

Außerdem hat mir Farbe im Buch gefehlt, für ein „grünes“ Thema ist mir das Nachschlagewerk zu grau. Farbabbildungen oder wenigstens farbige bzw. bunte Tabellen wären meiner Ansicht nach eine gute Wahl gewesen. Das Auge isst bekanntlich mit. Aber auch das ist Geschmackssache.

Empfehlung

Nach meiner Meinung lohnen sich die 58,00 Euro für die Anschaffung, da neben der Phytotherapie als auch viele andere Bereiche der Komplementärmedizin abgedeckt sind. So lässt sich Vielfalt in die Beratung bringen.

3., überarbeitete und erweiterte Auflage. 2024 / XIV, 976 Seiten und 4 Farbabbildungen / ISBN 978-3-7692-8032-6 / Format (B x L): 115 x 165 cm / Gewicht: 502 g