Kinderkrankheiten: Atemnot durch Pseudokrupp
Wenn ein Pseudokrupp-Anfall zum ersten Mal auftritt, stehen in jedem Fall besorgte Eltern vor dir, die sich eine umfassende Beratung wünschen. Wie sieht die optimale Behandlung aus und wie handelt man im Akutfall?
Pseudokrupp: Beschreibung und Ursachen
Pseudokrupp (akute stenosierende Laryngotracheitis, lat. Laryngitis subglottica) bezeichnet eine Virusinfektion der oberen Atemwege und geht mit einer Entzündung und Schwellung der Schleimhäute im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder einher. Die Krankheit ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten „echten Krupp“ (Kehldeckelentzündung, Epiglottitis): hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche, beispielsweise durch Diphterie hervorgerufene Kehlkopfentzündung, die glücklicherweise heutzutage dank Impfungen in Deutschland kaum noch auftritt.
Pseudokrupp tritt typischerweise bei Kindern bis zum Vorschulalter auf, Erwachsene sind deutlich seltener betroffen. Die Krankheit wird am häufigsten durch Erkältungsviren (Parainfluenza-, RS-, Rhino-, Adeno- und Metapneumo-Viren) ausgelöst, seltener durch Bakterien, und per Tröpfcheninfektion übertragen. In einzelnen Fällen können auch Allergien an der Entstehung des Pseudokrupps beteiligt sein und dadurch als Risikofaktor gelten. Ebenso fördert das Einatmen verschmutzter Luft und Zigarettenrauch ebenso wie kalte Winterluft die Infektion.
Die Symptome
Pseudokrupp ist keine Erkrankung, die sich langsam und schleichend entwickelt – sie tritt immer plötzlich auf und wird durch Zigarettenrauch oder andere hoch konzentrierte Schadstoffe in der Luft verschlimmert. Die Anfälle werden vor allem abends und zur Nacht beobachtet, wenn sich die Kinder zum Schlafen hingelegt haben. Das Hustengeräusch der kleinen Kinder wird dabei als hart und „bellend“ beschrieben. Die Betroffenen klagen über Atemnot durch die Infektion der Schleimhäute die angeschwollen und dadurch verengt sind, und Heiserkeit durch die starke Beanspruchung des Kehlkopfbereiches, der bei Kindern in diesem Alter noch sehr eng ist. Atmen die Patient:innen ein, so ist ein zischendes oder pfeifendes Geräusch (exspiratorisches Giemen) wahrzunehmen, sie keuchen zwischen den Anfällen, und der Brustkorb zieht sich sichtbar dabei ein. Der Grund dafür, dass Pseudokrupp bei Kindern über 6 Jahren praktisch gar nicht mehr auftritt ist, dass der betroffene Bereich sich ab diesem Alter so geweitet hat, dass die Anfälle, die durchaus gefährlich werden können, so gut wie gar nicht mehr auftreten können. Betroffen sind vor allem Kinder vom 8. Lebensmonat an bis zum dritten Lebensjahr. Zudem erkranken Mädchen nur etwa halb so oft wie Jungs.
Unterschieden werden bei Pseudokrupp vier verschiedene Schweregrade:
Risiken und Komplikationen
Kinder, die das Gefühl haben zu ersticken, weil ihre Luftröhre durch die Schwellung zu eng geworden ist, können mit Panikanfällen reagieren, was die Symptomatik noch einmal verschärft. Zum Glück kommt ein wirklich lebensgefährlicher Notfall nur äußerst selten (in etwa einem Prozent der Fälle) vor, doch wenn dies passiert, muss schnell reagiert und ein Notarzt verständigt werden. Damit es gar nicht erst so weit kommt sollte man versuchen, Ruhe zu bewahren und auch dem Kind vermitteln, dass alles gut wird, und es immer genug Luft zum Atmen bekommt. Besonders für Eltern, die damit zum ersten Mal konfrontiert werden und vielleicht nur wenig bis gar nichts über Pseudokrupp wissen, ist das gar nicht so einfach.
Die meisten Krankheitsverläufe bei Pseudokrupp gehören zum Stadium I und heilen komplikationsfrei aus. Bei schwereren Verläufen kann es jedoch auch zu Lungen- und Mittelohrentzündungen kommen. Bei schwerwiegender und anhaltender Symptomatik muss die weitere Behandlung regelmäßig ärztlich abgeklärt werden, in akuten Notfällen umgehend ein Notarzt konsultiert werden.
Schnelle Hilfe im Akutfall
Du kannst den betroffenen Eltern verschiedene Tipps geben, wie sie im Akutfall am besten reagieren. Auch wenn sie diese vom Kinderarzt vielleicht auch schon einmal gehört haben, ist es sinnvoll, diese noch einmal zu wiederholen. Oft sind die Eltern beim Arzt noch aufgeregt von der Situation selbst und dem Schildern des Notfalles, sodass die ein oder andere wichtige Hilfestellung möglicherweise untergegangen ist:
- Das Kind sollte während des Anfalls nicht liegen, sondern entweder stehen, sitzen, oder wenn es zu klein dafür ist, hochgenommen werden, damit der Oberkörper aufrecht bleibt.
- Es sollte beruhigt werden, damit es vor Angst nicht panisch wird – Schreien und Aufregung verschlimmern die Situation.
- Trockene Luft begünstigt das Anschwellen der Schleimhäute.
- Frische Luft am offenen Fenster oder ein Gang in den Garten oder auf den Balkon hilft dem Kind.
- Wenn der Pseudokrupp-Anfall in den Sommermonaten auftritt, kann man mit dem Kind vor den Kühlschrank gehen und die Türe öffnen, damit feuchtkühle Luft eingeatmet werden kann.
- Tut im Einzelfall die Kälte eher nicht gut, so kann man ins Badezimmer gehen und heißes Wasser in die Bade- oder Duschwanne laufen lassen, damit das Kind die feuchtwarmen Dämpfe einatmet.
- Ist ein Inhalator im Haus und das Kind nicht zu panisch, um ihn zu benutzen, sollte es Kochsalzlösung inhalieren.
- Wenn der Anfall sich insofern verbessert hat, dass das Ringen nach Luft beendet ist, sollte kalte Flüssigkeit getrunken werden, um die Schleimhäute abschwellen zu lassen – am besten Wasser oder kalter Tee (keine Milch, da diese zusätzlich verschleimend wirkt).
Medikamentöse Hilfe
Der Arzt verschreibt einem Kind, das bereits einen Pseudokrupp-Anfall erlitten hat, üblicherweise einen Saft oder Zäpfchen mit Prednison oder Prednisolon (z.B. Rectodelt 100 mg von Trommsdorff GmbH & Co oder InfectoCortiKrupp® Zäpfchen von Infectopharm). Zäpfchen sind in diesem Fall bevorzugt zu geben, da sie während des Anfalls schnell helfen, ohne dass etwas geschluckt werden muss. Das Schlucken ist häufig bedingt durch die Atemnot und den Husten gar nicht möglich. Das Glucocorticoid lässt die Schleimhäute schnell abschwellen, da es die Zellwände stabilisiert, und so den Austritt von Zellwasser ins Gewebe verhindert. Zur Gabe eines Zäpfchens ist es hilfreich, das Kind etwas abzulenken, da das Einführen meistens als unangenehm empfunden wird. Das Zäpfchen kann kurz unter lauwarmes Wasser gehalten werden um den Einstieg zu erleichtern und sollte dann zügig eingeführt werden.
Jedes Kind, das einmal einen solchen Anfall erlitten hat, kann bei der nächsten Erkältung wieder in eine solche Situation kommen. Daher ist es nötig, dass die Eltern immer dafür sorgen, dass sich die benötigten (Kortison-)Zäpfchen im Haus befinden. Das kann dem Einsatz eines Notarztes vorbeugen. Ist der Anfall bakteriellen Ursprungs, so verordnet der Kinderarzt zusätzlich noch ein Antibiotikum. Auch Ambroxol Saft (z.B. Mucosolvan Kindersaft von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH oder Ambroxol AL Saft von Aliud Pharma) wird zum Lösen des Schleims bei Bedarf noch mitverordnet.