Stimmungsbild PTA in Deutschland: Engagiert, aber desillusioniert

Vor dem „Tag der PTA“ am 24. März wollten wir ein Stimmungsbild skizzieren, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Fazit: Düster, aber mit Lichtblicken.

Ja, doch, so ist es: PTA ist und bleibt ein weiblicher Beruf. Von den 739 PTA, die im März an unserer Umfrage „Wie siehst du deinen Job?“ teilgenommen haben, waren sage und schreibe 97,22 Prozent weiblich, 2,51 Prozent männlich. Fehlen 0,27 Prozent, wie du durch Überschlag schnell erkannt hast – richtig? Nun, es gab bei der Frage nach dem Geschlecht auch die Antwortmöglichkeit „Ich fühle mich in diesen Kategorien nicht aufgehoben“, die von genau diesen 0,27 Prozent ausgewählt wurde. Zwei Personen waren das, um genau zu sein.

Ihr seid erfahren…

Auf jeden Fall seid ihr mehrheitlich ausgesprochen erfahren in eurem Beruf. Kein Wunder, denn 63,6 Prozent von euch sind älter als 40 Jahre. Und sage und schreibe 51 Prozent arbeiten bereits seit 21 Jahren und länger als PTA, immerhin 26 Prozent zwischen 11 und 20 Jahren. Weniger als ein Viertel von euch hat eine Berufserfahrung, die kürzer ist als zehn Jahre. Anders gesagt: Wer bei euch vor dem HV-Tisch steht, profitiert von jeder Menge Erfahrung und kann sich wahrlich bestens aufgehoben fühlen. Das gilt auch für die Anstellung in mehreren Betriebsstätten, denn knapp über die Hälfte (52 Prozent) von euch hat bereits in drei bis fünf, rund neun Prozent sogar in sechs und mehr Apotheken gearbeitet.

Verfolgt man die Berichterstattung über den Berufsstand, sollte man davon ausgehen, dass die überwiegende Zahl der PTA unzufrieden mit ihrem Beruf ist. Dem ist aber nicht so! Zusammengenommen sind fast 72 Prozent der Befragten sehr zufrieden (21 Prozent) oder zufrieden (50,6 Prozent) mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz, nur 6,6 Prozent geben an, dass sie sehr unzufrieden sind.

… habt Spaß am Kundenkontakt…

Es muss also durchaus Aufgaben geben, die Freude bereiten. Auf die entsprechende Frage zeigten sich denn auch 31 Prozent von der Vielseitigkeit ihrer Aufgaben begeistert, knapp 25 Prozent freuten sich über die Beratung und Unterstützung von Kunden. Die Arbeit im Team ist für etwas mehr als elf Prozent ein Grund zur Freude, die Tätigkeiten in Labor und Rezeptur erleben gut acht Prozent als erfreulich. Für fachliche Herausforderungen lassen sich dagegen nur rund fünf Prozent erwärmen, was immer noch besser ist, als bei den Fragen nach „Arbeitsumgebung bzw.  -bedingungen“ oder nach den Arbeitszeiten. Für erstere konnten nur 2,5 Prozent Begeisterung aufbringen, für die Arbeitszeiten nur 1,3 Prozent. Tja.

…grämt euch über mangelnde Wertschätzung…

Und was macht weniger Spaß, bzw. stellt sich als Herausforderung im Job dar? Hier liegt die mangelnde Wertschätzung mit 19 Prozent vor den Einschränkungen durch Richtlinien und Vorschriften (18 Prozent) knapp vorn. Es folgen hoher Arbeits- und Zeitdruck sowie die das zu geringe Gehalt mit jeweils rund 17 Prozent der Nennungen. Elf Prozent beklagten sich über schwierige Kunden, acht Prozent über Probleme mit der Digitalisierung und sechseinhalb Prozent über schlechte Ausstattung und Arbeitsbedingungen. 

Zum hohen Arbeits- und Zeitdruck passen auch die Antworten auf die Fragen nach der Work-Life-Balance. Als „ausgeglichen“ bezeichneten 27,5 Prozent ihre W/L-Balance, während fast 52 Prozent bekundeten, diese sei „weniger ausgewogen, aber akzeptabel“. Knappe 20 Prozent gaben an, dass sie sich „auf den Burnout zubewegen“. Wie es um die Erlössituation einer Apotheke bestellt ist, in der die Mitarbeiter „unter Langeweile leiden und sich auf der Arbeit mehr engagieren könnten“, wollen wir an dieser Stelle besser nicht nachdenken. Immerhin: Gute zwei Prozent von euch gaben an, genau das bei der Arbeit zu fühlen.

…zeigt euch skeptisch über die Zukunftsfähigkeit des Berufs…

Stellt sich natürlich die Frage, ob man den Beruf aus heutiger Sicht noch einmal ergreifen würde. Immerhin 16 Prozent würden genau das tun, ohne „Wenn und Aber“. 44 Prozent würden ihn nochmals auswählen, aber „weniger schwärmerisch, eher mit mehr Realitätssinn“. Und etwa 40 Prozent würden „auf jeden Fall einen anderen Job anstreben“. Fasst man die beiden letzten Antwortmöglichkeiten unter den Begriffen skeptisch und desillusioniert zusammen, steht es um die Zufriedenheit mit der Berufswahl nicht zum Besten. Dass unter diesen Umständen rund 60 Prozent entweder „definitiv“ oder „ab und zu“ über einen Jobwechsel nachgedacht haben, verwundert nicht weiter.

Stellt sich die Frage nach den Zukunftsaussichten des Berufs. Wird´s den in zehn Jahren in der jetzigen Form überhaupt noch geben? Rund 34 Prozent von euch bekunden frohgemut „Ja, wir sind unverzichtbar“. 66 Prozent halten nichts von Optimismus und votierten für „Nein, dafür werden KI, Nachwuchsmangel, Politik und schlechte Arbeitsbedingungen schon sorgen.“

…und seht in mehr Gehalt ein schönes Trostpflaster

Abschließend fragten wir, welche Schlagzeile ihr demnächst gern in der AMIRA-Welt lesen würdet. Für „E-Rezept läuft wie am Schnürchen“ votierten 3,66 Prozent, „PTA mit mehr Verantwortung: Gesetz ermöglicht Filial-Leitung“ favorisierten 7,32 Prozent. 20,19 Prozent würden gern „Lauterbach zurückgetreten“ lesen und 25,2 Prozent „Medikamentenknappheit ist Schnee von gestern“. Mit 43,63 Prozent der Nennungen die deutlich meist geliebte bzw. herbeigeträumte Schlagzeile wäre aber: „Deutliches Gehaltsplus für PTA in Deutschland“.

Ein Fazit

Kann man die Ergebnisse auch kurz zusammenfassen? Versuchen wir´s: PTA sind mehrheitlich sehr berufserfahrene Spezialistinnen, die viel Freude am Kundenkontakt und an der Beratung haben und deshalb auch überwiegend zufrieden mit ihrer jetzigen Arbeitsstelle sind. Mangelnde Wertschätzung, viel Bürokratie und ein wenig ansprechendes Gehalt führen jedoch dazu, dass ein erheblicher Teil der Befragten den Beruf nicht noch einmal vorbehaltlos ergreifen würde. Pessimistisch fällt der Blick in die Zukunft aus, denn die Mehrheit denkt, der Beruf werde sich in spätestens zehn Jahren grundlegend geändert haben oder komplett verschwunden sein. In einem Satz: PTA sind engagiert und desillusioniert zugleich. Fast die Hälfte würde ein Trostpflaster finden, wenn der Forderung nach deutlich mehr Gehalt nachgegeben würde. Nachwuchsmangel, Stress und Belastung, Bürokratie und mangelnde Wertschätzung ließen sich demnach relativ einfach heilen – durch mehr Geld. Darin unterscheiden sich PTA in nichts von anderen Berufsgruppen.