Strandurlaub? Nicht mit diesem Körper?

Passend zur Ferienzeit hat eine Krankenkasse die Ergebnisse einer Befragung zur Akzeptanz des eigenen Körpers veröffentlicht. Krass! Meint auch die Apothekenspitzel:in.

Da wurde in dieser Woche eine Umfrage der Krankenkasse Pronova BKK veröffentlicht. Als ich – gut erholt aus dem Urlaub an einem der schönen Mallorcastrände zurückgekehrt – die Ergebnisse sah, dachte ich, es haut mich vom Stuhl: Demnach verzichten viele Menschen in Deutschland lieber auf Strandurlaube, als sich in Badekleidung zu zeigen. Fast jede dritte Frau und knapp jeder vierte Mann meiden den Strand, weil sie sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen. 75 Prozent der Frauen geben an, ungeliebte Körperstellen so gut wie möglich zu kaschieren. Bei den Männern sind es „nur“ 47 Prozent. Was soll das denn? Sommer, Sonne, Strand, das sollten doch die Voraussetzungen sein, um pure Lebensfreude zu empfinden. Und dann ist für viele Menschen der Sommer eher Schrecken als Freude?

Zur Ferienvorbereitung ein bisschen Botox

Um am Strand den besten Eindruck hinterlassen zu können, nehmen vor allem die Jüngeren einiges auf sich. Unter den 18- bis 29-Jährigen betreiben 71 Prozent vor dem Urlaub extra viel Aufwand, um ihr Äußeres zu verändern. Ganze 18 Prozent dieser Altersgruppe haben sich vor dem Urlaub kleinere Eingriffe gegönnt, etwa eine Botox-Injektion. Und 15 Prozent der Unter-30-Jährigen berichteten sogar von größeren Schönheitsoperationen wie Fettabsaugung oder Gesichtsstraffung. Will wirklich kaum noch wer mit einem Durchschnittskörper an den Strand? Oder ins Freibad?

Stellt sich die Frage: Warum das alles? Ich bin wahrscheinlich nicht die Einzige, die glaubt, dass die Sozialen Medien bei diesem Phänomen eine zentrale Rolle spielen. Wenn man sich auf Insta und Co. präsentiert, dann nur in allerbestem Licht. Machen die anderen ja auch. Ist es nicht sogar so, dass diese ganzen Influencer:innen die Makellosigkeit in Person sind? Also schrauben wir auch ein wenig an unseren Bildern herum, bearbeiten Licht, Kontrast, Farbe und wer Photoshop zum Freund hat, auch die Figur. Mit den heutigen Handys kein Problem. Die Hälfte der Unter-30-Jährigen pimpt ihre Fotos jedes Mal, bevor sie diese Freunden präsentieren oder online stellen, ergab die Umfrage. Das zeigt eindeutig: Mit der Selbstwahrnehmung stimmt was nicht. Fehlt es am Ende einfach an Aufklärung und Akzeptanz für verschiedenes Aussehen? Ich gebe zu: Das ist alles schon bekannt, zumindest konnte man es ahnen. Aber dass es so weit verbreitet ist, das finde ich erschreckend.

Beleibtere Menschen sollen sich bitte nicht in Badehose oder Bikini zeigen. Geht‘s noch?

Dabei würde ich über die bis hierher bekannt gewordenen Erkenntnisse der Studie noch gnädig hinwegsehen, schließlich kann jeder bzw. jede mit seinem oder ihrem Körper anstellen, was er oder sie will. Das betrifft nur den jeweiligen Menschen selbst. Was ich aber nicht so ohne weiteres weglächeln kann: Mit Kritik am eigenen Aussehen geben sich die Befragten nicht zufrieden. Denn 43 Prozent der Unter-30-Jährigen sind tatsächlich der Ansicht, dass beleibtere Menschen sich generell nicht in Bikini, Badeanzug oder Badehose zeigen sollten. Damit meinen sie nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen. Wer jetzt denkt, die Jüngeren hätten eben völlig überzogene Vorstellungen von Körperlichkeit und einen schönen Vogel, der muss sich eines Besseren belehren lassen, denn 32 Prozent der Gesamtbevölkerung pflichten ihnen bei.

Welche Folgen hat so eine Einstellung, abgesehen davon, dass sie einen erheblichen Mangel an Toleranz und Gelassenheit offenbart? Ganz einfach: Menschen, die den durch die Sozialen Medien gehypten Körper-Idealen nicht entsprechen, leiden unter Stress, das Selbstwertgefühl geht in den Keller, mitunter kommt es zu depressiven Verstimmungen, Ängsten, und in wirklich schlimmen Fällen sogar zu suizidalen Tendenzen. So jedenfalls werden die Folgen des Bodyshamings von der Krankenkasse beschrieben.

Schluss mit Bodyshaming

Man möchte den jungen Menschen zurufen: „Leute, lasst euch nicht verrückt machen! Lasst euch nicht von Bildschirm-Existenzen wie Influencern oder Schauspielern erzählen, wie die Menschen auszusehen haben. Bleibt gelassen, akzeptiert euch und toleriert andere. Schluss mit Bodyshaming!“

Ich fange damit an, indem ich den Rest-Sommer einfach genießen werde, so wie ich mit meinen kleinen Unvollkommenheiten eben bin. Da mein Sommerurlaub bereits hinter mir liegt, war es das mit meiner Stranderfahrung für dieses Jahr. Aber Strandbad – das geht. Dort werde ich das ein oder andere Sonnenbad, gut gecremt und behutet, noch genießen. Denn, ehrlich gefragt, wer braucht schon den perfekten Körper, wenn man zumindest für ein paar längere Momente ein fast perfektes Leben haben kann? Wer nicht hinschauen will, kann ja wegbleiben …