Sie haben doch bestimmt Proben?!

Proben kommen Herstellern und Kunden zugute, auch die Apotheken können davon profitieren. Was die Apothekenspitzel:in dabei nervt, liest du in der dieswöchigen Kolumne.

Noch immer wünschen sich manche Kundinnen und Kunden, dass wir Taschentücher, Halsbonbons, sonstige Werbegeschenke – am besten gleich mehrere Sachen und unaufgefordert – mitgeben. Leider haben einige Apotheken ihre Kundschaft über Jahre dahingehend getrimmt, dass es selbstverständlich geworden ist, immer etwas mitzubekommen. Dabei sind Proben nichts Verwerfliches – im Gegenteil, gut eingesetzt, stärken sie die Kundenbindung.

Es kommt, wie so oft, auf die Kommunikation an. Wenn es als selbstverständlich abgehandelt wird, dass wir ständig irgendwas rausgeben (müssen) – natürlich kostenlos – finde ich das blöd. Vor allem im Bereich der Kosmetik bemerke ich, dass Proben wichtig für die Kundschaft ist. Solange sie nicht unsere Beratung schnorren, um dann online zu bestellen, gebe ich auch gerne welche mit. Manchmal wird es schwierig, wenn wir ausgerechnet die Probe von Produkt X des Herstellers Y (der gefühlt 367 verschiedene Produkte führt) nicht in der Schublade haben. Wir haben aber eben nicht so viel Platz für alle Proben der Welt …

Umweltfreundlich geht anders

Abgesehen von den verschiedenen Leuten, die freundlich nach Proben fragen oder solchen, die pampig mehrere Proben gratis abgreifen wollen, hat mich heute der Fakt der Umweltbelastung beschäftigt. Ich muss gestehen, vorher habe ich mir über diesen Aspekt fast gar keine Gedanken gemacht, für mich stand immer der Inhalt und die fachliche Beratung dazu im Vordergrund. Die Arbeitsgemeinschaft Nachhaltigkeit in der Dermatologie hat nämlich 43 Kosmetikproben unterschiedlicher Hersteller analysiert.

Die Autoren sind dabei zu dem Fazit gekommen (das könnte ich euch auch so sagen, ohne Studie😝), dass die Proben ein ungünstiges Verhältnis zwischen CO2-Äquivalenten/Wasserverbrauch und Nutzen aufweisen, insbesondere im Vergleich zu größeren Verkaufsverpackungen. Die Praxis des Samplings sei daher „ökologisch und ökonomisch zu hinterfragen“. Das mag sein, dennoch haben Proben nach wie vor etwas für sich, wie ich finde. Ich habe mal ein paar Argumente gesammelt.

Gute Gründe für (kostenlose) Proben

Die Kundschaft in der Apotheke hat oft ein großes Interesse daran, Kosmetikproben zu erhalten (erfahrungsgemäß sind das in der Regel Frauen, woran liegt das?), und das aus verschiedenen Gründen, die zum Teil auch nachvollziehbar sind. Zunächst einmal spielt die persönliche Erfahrung eine entscheidende Rolle. Viele Frauen möchten sicherstellen, dass ein Produkt zu ihrem Hauttyp passt und keine unerwünschten Reaktionen hervorruft. Kosmetikproben bieten die Möglichkeit, ein Produkt vor dem Kauf auszuprobieren, ohne gleich in eine volle Größe investieren zu müssen. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit empfindlicher Haut oder speziellen Hautproblemen, die möglicherweise auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren.

Ein weiterer Grund, warum Kundinnen Kosmetikproben wünschen, ist die Vielfalt der Produkte, die in Apotheken angeboten werden. Wir führen oft hochwertige, dermatologisch getestete Marken, die nicht immer in anderen Geschäften zu finden sind. Durch Proben können Kundinnen verschiedene Marken und Formulierungen testen, um herauszufinden, welche am besten zu ihren individuellen Bedürfnissen passen. Dies fördert nicht nur das Vertrauen in die Produkte, sondern auch in die Apotheke selbst, da sie als kompetente Anlaufstelle für medizinische Hautpflege und Kosmetik wahrgenommen wird.

(Proben können dabei helfen, die richtige Kaufentscheidung vor dem Erwerb von neuen Kosmetika zu treffen. Quelle: iStock/Oleksandra Polishchuk)

Darüber hinaus spielt der Preis eine wesentliche Rolle. Kosmetikprodukte können teuer sein, wie wir wissen, und viele Kundinnen möchten sicherstellen, dass sie ihr Geld sinnvoll ausgeben. Indem sie Proben anfragen, können sie die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Produkts testen, bevor sie sich für den Kauf entscheiden. Dies reduziert das Risiko von Fehlkäufen und sorgt dafür, dass die Kundinnen mit ihren Entscheidungen zufriedener sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Neugier und der Wunsch nach neuen Erfahrungen. Viele Frauen sind häufig auf der Suche nach innovativen Produkten und Trends in der Kosmetikbranche. Proben ermöglichen es ihnen, neue Produkte auszuprobieren, die sie vielleicht noch nicht kennen oder die neu auf dem Markt sind. Dies kann auch dazu führen, dass sie ihre Routine anpassen und neue Lieblingsprodukte entdecken.

Nicht zuletzt spielt auch der persönliche Kontakt zu uns Apothekenmitarbeiter:innen eine Rolle. Wir bilden uns eben regelmäßig fort und bieten individuelle Beratung an. Wenn sich Kundinnen Proben wünschen, geben wir ihnen in der Regel auch wertvolle Tipps zur Anwendung und zu den Inhaltsstoffen mit. Diese persönliche Beratung schafft Vertrauen und fördert eine langfristige Kundenbindung.

Mein Fazit

Dass die Proben ganz abschafft oder gar verboten werden, möchte ich bezweifeln. Aber ja, Proben belasten zweifelsohne die Umwelt. Ich muss aber auch sagen, dass manchmal die Menge einer einzelnen Probe gar nicht ausreicht, um etwas ausgiebig zu testen und auf „Herz und Nieren” zu prüfen. Man braucht dann zwingend mehrere Packungen, um überhaupt ein Gefühl für das Produkt zu bekommen.

Außerdem dauert es, je nach Kosmetikprodukt, auch mal mehrere Wochen, um zu sehen, dass etwas wirkt. Was viele vergessen: Die Haut braucht Zeit, um sich an eine neue Pflege zu gewöhnen. Manchmal kann das einen ganzen Regenerationszyklus (circa vier Wochen) lang dauern. Da kommt man mit einer kleinen Produktprobe auch nicht weit …

Weil es auch gerade zum Thema passt: Deshalb verzichten die Macher der AMIRA-Welt auf Kosmetikproben in der AMIRA-Box und möchten den Apothekenteams lieber Produkte in Originalgröße zum Testen zur Verfügung stellen.

Wie stehst du zum Thema Proben? Fluch oder Segen? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!