Wochenrückblick: Update ApoRG, fehlende Blutspenden, THC am Steuer

Wegen fehlenden Blutreserven werden vielerorts Operationen verschoben. Das Apotheken-Reformgesetz ist immer noch in der Schwebe, für THC gibt es neue Grenzwerte beim Autofahren – diese und weitere News findest du im Wochenrückblick.

Apotheken-Reformgesetz lässt auf sich warten

Nanu, kriegt die Regierung kalte Füße? Oder weiß „rot“ einfach nur nicht mehr was „gelb“ tut und „grün“ will? Jedenfalls wurde das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) entgegen der Ankündigung nicht am 21. August 2024 im Kabinett der Bundesregierung beraten. Gabriele Regina Overwiening, ABDA-Präsidentin, hält das für ein ermutigendes Zeichen: „Die Apothekerschaft lehnt den Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zum Apotheken-Reformgesetz in der derzeitigen Fassung mit großer Vehemenz ab. Wir gehen davon aus, dass im Kabinett unsere Argumente zum Strukturerhalt und zur Honorarverbesserung Wirkung zeigen. Offensichtlich gibt es innerhalb der Bundesregierung noch weiteren Beratungsbedarf. Das ist ein gutes Zeichen. Wir werden nicht müde werden, für Apotheken mit ständiger Präsenz einer Apothekerin oder eines Apothekers zu kämpfen. Apotheke ohne Apothekerin oder Apotheker ist keine Apotheke, sondern gefährdet die Patientensicherheit.“

AMIRA meint: Wir werden sehen …

Mangel an Spenderblut

In Deutschland herrscht derzeit ein Mangel an Blutspenden, wodurch die Blutreserven vielerorts nahezu erschöpft sind. Laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) werden täglich etwa 15.000 Blutspenden benötigt. Doch Freizeitaktivitäten, die Fußball-EM und die Urlaubszeit hätten die Spendenbereitschaft stark verringert, was dazu führe, dass vielerorts auf Reserven zurückgegriffen werden muss. Diese seien nun weitestgehend aufgebraucht. Obwohl die Lage ernst sei, besteht laut DRK kein bundesweiter Notstand. Dennoch mussten in einigen Bundesländern, wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, bereits geplante Operationen verschoben werden. Um die Versorgung mit Blutpräparaten sicherzustellen, sei es jetzt entscheidend, dass alle verfügbaren Blutspende-Termine voll ausgelastet werden.

Besonders besorgniserregend sei, dass viele ältere Spender aufgrund von Krankheiten oder Medikamenteneinnahmen nicht mehr spenden können. Daher wolle man verstärkt jüngere Menschen zur Spende motivieren. Bereits zwei Blutspenden pro Jahr könnten die Lage erheblich verbessern, so das DRK. Sollte sich die Situation nicht bald verbessern, könnten weitere Operationen verschoben werden, was zu einer ernsten Krise führen würde, denn Blut kann nicht künstlich hergestellt werden.

Herz-Kreislauf macht Menschen am häufigsten einen Strich durch die Rechnung

Das Statistische Bundesamt legte in dieser Woche seine Statistik über Todesursachen in Deutschland vor. Demnach blieben Herz-Kreislauf-Erkrankungen im vergangenen Jahr die häufigste Todesursache in Deutschland, verantwortlich für 33,9 Prozent aller Todesfälle. An zweiter Stelle stand Krebs, dem 22,4 Prozent der Verstorbenen erlagen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es jedoch einen Rückgang der Todesfälle bei beiden Ursachen: 2,7 Prozent weniger Menschen starben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 0,5 Prozent weniger an Krebs.  Insgesamt ging die Zahl der Todesfälle erstmals seit 2016 zurück: 2023 verstarben etwa 1,03 Millionen Menschen, was einem Rückgang von 3,6 Prozent entspricht. Besonders betroffen waren ältere Menschen, wobei über die Hälfte der verstorbenen Frauen und fast ein Drittel der Männer 85 Jahre oder älter waren.

Die Todesfälle durch Grippe und Lungenentzündung nahmen hingegen zu, mit einem Anstieg von 13,1 Prozent auf fast 20.900 Fälle. Dieser Anstieg spiegelt das Niveau vor der Corona-Pandemie wider, nachdem die Zahlen während der Pandemie stark gesunken waren. Ein deutlicher Rückgang wurde bei den Todesfällen durch Covid-19 verzeichnet, die im Jahr 2023 um 50,8 Prozent auf 25.768 Fälle zurückgingen. Nicht natürliche Todesursachen wie Verletzungen oder Vergiftungen forderten 49.400 Opfer, darunter etwa 20.800 Menschen, die durch Stürze ums Leben kamen. Die Zahl der Suizide stieg leicht um 1,8 Prozent auf 10.300 Fälle, wobei dieser Anstieg hauptsächlich auf eine Zunahme von Suiziden unter Frauen zurückzuführen ist. Suizide machten 1,0 Prozent der Todesursachen aus.

Lebenserwartung in NRW leicht gesunken

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Neugeborenen in Nordrhein-Westfalen ist zum zweiten Mal in Folge leicht gesunken. Mädchen haben derzeit eine durchschnittliche Lebenserwartung von 82 Jahren und fünf Monaten, während Jungen im Schnitt 77 Jahre und elf Monate alt werden, wie das Landesstatistikamt IT.NRW in Düsseldorf mitteilte. Im Vergleich zur vorherigen Berechnung bedeutet das für Mädchen einen Rückgang von etwa drei Monaten und für Jungen von zwei Monaten. Diese Zahlen basieren auf den Statistiken der Jahre 2021 bis 2023. Die Lebenserwartung schwanke naturgemäß etwas, erklärte eine Sprecherin. Weitere Gründe für den leichten Rückgang wurden jedoch nicht genannt. Die höchsten Werte der letzten 20 Jahre wurden in den Jahren 2018 bis 2020 verzeichnet: Damals betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Mädchen 82 Jahre und zehn Monate und für Jungen 78 Jahre und vier Monate.

Auch bei älteren Menschen ist die Lebenserwartung zuletzt gesunken. Für 70-jährige Frauen liegt sie nun bei durchschnittlich 16 Jahren und fünf Monaten, während gleichaltrige Männer noch knapp 14 Jahre zu leben haben. Das entspricht jeweils einem Rückgang von zwei Monaten im Vergleich zur letzten Berechnung. Laut IT.NRW ist dieser Rückgang auf die erhöhte Zahl von Sterbefällen während der Corona-Pandemie zurückzuführen. Interessanterweise haben Menschen, die heute 70 Jahre alt sind, eine höhere statistische Lebenserwartung als Neugeborene, da sie viele Risiken aus früheren Lebensphasen, wie tödliche Unfälle, bereits überstanden haben.

AMIRA meint: Zu diesem Thema hat sich vor einiger Zeit auch die Apothekenspitzel:in ihre Gedanken gemacht. Lies mal!

THC am Steuer – neue Grenzwerte

Analog zum Thema „Alkohol am Steuer“ gelten seit dieser Woche neue Regelungen und Bußgelder fürs Autofahren nach Cannabisgenuss. Dazu gehört ein gesetzlicher Grenzwert für den psychoaktiven Wirkstoff THC, der ähnlich wie die 0,5-Promille-Grenze für Alkohol ist. Wer mit einem THC-Gehalt von 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blut oder mehr fährt, muss künftig in der Regel mit einem Bußgeld von 500 Euro und einem einmonatigen Fahrverbot rechnen. Wird zusätzlich Alkohol konsumiert, erhöht sich das Bußgeld in der Regel auf 1.000 Euro.

Diese neuen Verkehrsregeln begleiten die teilweise Legalisierung von Cannabis, die seit dem 1. April den Konsum und den privaten Anbau für Erwachsene unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Laut Bundesverkehrsministerium schafft das neue Gesetz Rechtssicherheit und Klarheit. Personen in der zweijährigen Führerschein-Probezeit und unter 21 Jahren dürfen keinerlei Cannabis konsumiert haben, wenn sie sich hinters Lenkrad setzen, bei Verstößen drohen in der Regel 250 Euro Bußgeld. Das soll die Verkehrssicherheit der Fahranfänger erhöhen.

Bisher gab es keinen festen Grenzwert für THC im Blut, und schon geringe Mengen konnten Konsequenzen nach sich ziehen, wobei in der Rechtsprechung ein Wert von 1 Nanogramm üblich war. Experten hatten sich jedoch bereits 2022 beim Verkehrsgerichtstag für eine „angemessene“ Anhebung des Grenzwerts ausgesprochen, da der bisherige Wert so niedrig war, dass er viele Menschen sanktionierte, bei denen keine Einschränkung der Fahrsicherheit nachweisbar war. Diese Änderung stieß jedoch auch auf Kritik, unter anderem von Vertretern der Polizei.

AMIRA meint: War ja klar – wenn der Cannabis-Genuss durch die neue Gesetzeslage künftig entkriminalisiert ist, dann würde das Autofahren jede Menge neue Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten hervorbringen. Warum? Weil künftig viel mehr Menschen kiffen werden und sich an Steuer setzen. Bei weiterer Anwendung der bisherigen Regeln würde es Verfahren hageln. Insofern ist es konsequent, den Cannabis-Genuss vorm Autofahren analog zum Alkoholtrinken zu behandeln und einen Grenzwert einzuführen. Was denkst du zum Thema „THC am Steuer“?