Aber das ist doch nicht gut fürs Kind!
Fast alle sind sich einig: Smartphones sind nicht gut für die Entwicklung von Kleinkindern. Daher wird ein strikter Umgang damit empfohlen. Doch die Realität sieht oft anders aus, wie auch unsere Apothekenspitzel:in berichten kann.
„Nur noch eine Minute, Schatz!“ oder: „Warte, sofort“ – diese kurzen Sätze fallen nicht nur in Beziehungen, sondern auch zwischen Eltern und Kindern, insbesondere dann, wenn es um die Nutzung von Smartphones oder Tablets geht.
Ich beobachte es in der Apotheke, aber noch mehr im Alltag, in meinem privaten Umfeld – und natürlich bei meinem eigenen Nachwuchs. Kinder, die maximal zwei bis drei Jahre alt sind, haben das Handy in der Hand und gucken Youtube. Manchmal ist es eine Kinderserie wie „Feuerwehrmann Sam“, ein anderes Mal ein Video, in dem verschiedene Spielzeuge vorgestellt werden. Für ältere Kinder haben die Eltern Spiele-Apps installiert – so weit ist es bei mir zum Glück noch nicht.
Oft sehe ich dabei das nackte Ergebnis: ein Kind mit Smartphone. Dass das nicht besonders gut fürs Kind ist, sagt mir nicht nur mein Gefühl, sondern auch viele Expert:innen, die vor den Schäden von (zu) hoher Bildschirmzeit für die Augen und das Gehirn warnen. Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen einer zu hohen Bildschirmzeit und Kurzsichtigkeit sowie der Sprachentwicklung geben kann. Schnell erwische ich mich dann dabei, die Mutter oder den Vater zu verurteilen. „Aber das ist doch nicht gut für das Kind!“ höre ich mich dann fast schon sagen.
Doch dann denke ich nochmal darüber nach und erkenne schnell, dass es oft ja nur eine Momentaufnahme ist, die ich mitbekomme. Vielleicht darf das Kind täglich eine bestimmte Dauer ans Handy wie meins? Vielleicht ist die Mutter alleinerziehend und schafft es anders nicht, den Alltag zu organisieren?
Nicht immer muss der gezeigte Inhalt schädlich sein
Und nicht immer muss der gezeigte Inhalt schädlich sein. Es hilft auch, darüber zu sprechen und Dinge aus der virtuellen in die analoge Welt zu übertragen. Das Kind, das sich für Feuerwehrmann Sam interessiert, ist womöglich ein riesengroßer Fan von Feuerwehrautos. Wie wäre es, mal beim Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr vorbeizuschauen? Der kleine Junge in der Bahn, der sich ein Müllwagen-Video nach dem anderen ansieht, ist vielleicht begeistert von der Müllabfuhr und will eines Tages selbst Müllmann werden.
Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut um die Schwierigkeit, das richtige Maß zu finden. Ganz verbieten lässt es sich nicht, dafür habe ich das Smartphone oder auch mein Mann es zu oft in der Hand. Aber so ist es halt heutzutage: Hier mal eine Whatsapp-Nachricht, da mal ein kurzer Blick aufs Wetter, dann mal einen Alarm stellen, damit ich die Wäsche nicht vergesse, oder kurz gucken, was auf Instagram los ist – ohne geht es heutzutage einfach nicht mehr.
Wir sollten also erstmal zunächst selbst ein richtiges Maß für unseren Konsum und Umgang mit dem wichtigsten technischen Hilfsmittel unserer Zeit finden. Und dann sollten wir zusehen, dass wir unseren Kindern Tipps und Tricks an die Hand geben, wie sie mit dem Smartphone am besten umgehen. Grenzen und Regeln setzen gehören dazu – und eine konsequente Einhaltung ebenso. Möglichkeiten, die Bildschirmzeit zu begrenzen, gibt es ja seit einiger Zeit. Letztlich muss jeder für sich und seinen Nachwuchs bzw. seine Familie eine individuelle, realistische Lösung finden, an die sich alle halten können. Empfehlungen von Fachleuten können, müssen aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
AMIRA fragt: Hat unsere Apothekenspitzel:in Recht? Oder zeigt sie zu viel Verständnis? Wie regelt ihr das bei euch zuhause? Was beobachtet ihr im Freundes- und Bekanntenkreis? Schreibt es in die Kommentare.