Alles andere als rosig – die Gürtelrose

Häufig beraten wir Menschen mit Hautausschlag. Warum du bei wässrig gefüllten Bläschen hellhörig werden solltest und genauer nachfragen solltest? Es könnte sich um eine Gürtelrose handeln – und hier ist eine frühzeitige Therapie entscheidend.

Was genau ist eine Gürtelrose?

Auf den ersten Blick sieht eine Gürtelrose aus wie eine Hautkrankheit, ist aber tatsächlich eine schwere Infektionskrankheit. Es handelt sich um eine Zweitinfektion mit Varizella-Zoster-Viren, die nach einer Windpockenerkrankung (= Erstinfektion), meist bereits in der Kindheit, in den Spinalganglien (= Nervenknoten) entlang der Wirbelsäule lebenslang persistieren. Mehr als 95 Prozent der Personen ab 60 Jahren hatten bereits Windpocken und tragen dadurch das Virus in sich. Eine von drei Personen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Gürtelrose. Fortgeschrittenes Alter und bestehende Grunderkrankungen sind dabei wesentliche Risikofaktoren. 

Welche Symptome treten auf?

In der sogenannten drei- bis fünftägigen Prodromalphase treten unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen und manchmal auch leichtes Fieber auf. Eine lokale Entzündung am Nerv entsteht. Nach einiger Zeit treten dumpfe, ziehende, manchmal heftige Schmerzen im Versorgungsgebiet (Dermatom) des entsprechenden Ganglions auf. Auch Juckreiz, ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle können vorhanden sein, so dass manchmal andere Erkrankungen wie Koliken oder Bandscheibenvorfälle fälschlicherweise vermutet werden. 

Erst wenn der typische, häufig band- oder gürtelförmige Hautausschlag mit wässrig gefüllten, in Gruppen angeordneten Bläschen auftritt, ist die Diagnose meist eindeutig. Die Entzündung ist nach oben zur Haut gelangt. Häufig sind die Bläschen auf eine Körperhälfte beschränkt und treten am Rumpf (Brust, Bauch, Taille, Rücken), seltener an Hals oder im Gesicht, auf. Auch das Auge (Zoster ophthalmicus), das Ohr (Zoster oticus) können befallen und zu unangenehmen Beschwerden wie Sehstörungen, Schwindel, Hörverlust oder Gesichtslähmungen führen.

Unerlässlich und so schnell wie möglich: Virustatika und Analgetika 

Eine Gürtelrose erfordert einen schnellen Arztbesuch. Spätestens zwei Tage nach Auftreten der ersten Bläschen sollte mit der Einnahme von systemischen Virustatika begonnen werden. Wirkstoffe wie Aciclovir (Zovirax® und Generika), Brivudin (Zostex® und Generika), Valaciclovir (Valtrex® und Generika) und seltener Famciclovir (Famvir® und Generika) werden eingesetzt. Sie müssen regelmäßig, lange genug und strikt nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden. In besonders schweren Fällen oder bei immungeschwächten Patient:innen kann ein stationärer Aufenthalt mit Infusionstherapie erforderlich sein. Nur so kann das Herpes zoster-Virus wieder zurückgedrängt werden.

Die zweite wichtige Therapiesäule ist bei Bedarf eine adäquate Schmerztherapie. Häufig werden Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol oder Metamizol verordnet. Bei sehr starkem Erstschmerz können auch trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin oder Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin als Co-Analgetika gegeben werden. Eine frühzeitige effektive Schmerztherapie, einschließlich der oben genannten Substanzen, ist von entscheidender Bedeutung für die Prävention der gefürchteten postzosterischen Neuralgie. 

Zur lokalen Therapie eignen sich Lotionen mit Zink und Lokalanästhetika, die Schmerz und Juckreiz lindern und zusätzlich zur schnelleren Abheilung der Bläschen beitragen (z. B. Anaesthesulf® Lotio von Infectopharm). Das Aufkratzen der Bläschen sollte vermieden werden, da das Sekret ansteckend ist und eine bakterielle Superinfektion droht. 

Besonders bei Immungeschwächten kann es in seltenen Fällen statt eines lokalisierten Ausbruchs zu einer Beteiligung des gesamten Körpers kommen (Zoster disseminatus). Schwere neurologische Symptome und schlimmstenfalls Multiorganversagen drohen. Bei normalem Verlauf allerdings, heilt die Gürtelrose nach circa zwei bis drei Wochen ab. 

Gefürchtete Spätfolgen: Post-Zoster-Neuralgie (PZN)

Bleiben die Schmerzen und Missempfindungen an dem betroffenen Dermatom auch nach Monaten oder länger bestehen, deutet das auf eine Post-Zoster-Neuralgie hin. Das Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter und bei zu später Einnahme der Virustatika. Bei rund 20 Prozent der Herpes zoster-Patienten tritt eine PZN auf und ein Drittel davon ist auch nach einem Jahr noch nicht schmerzfrei. Die Beschwerden rühren von einem Nervenschaden her. Es handelt sich um einen Nervenschmerz nach Abklingen einer Gürtelrose. Es werden drei verschiedene Formen unterschieden, ein brennender, bohrender Dauerschmerz, kurze, einschießende Schmerzattacken oder heftigste Berührungsschmerzen, die sich häufig in benachbarte Hautregionen ausbreiten. 

Behandelt wird die PZN nach dem WHO-Schema zur Schmerztherapie in drei Stufen. In der ersten Stufe werden Nichtopioid-Analgetika und Co-Analgetika gegeben. In der zweiten Stufe kommen schwache Opioid-Analgetika wie Tramadol und in der dritten Stufe stark wirksame Opioid-Analgetika wie Oxycodon dazu. In schweren Fällen kann auch die topische Anwendung von dem hochdosierten Lokalanästhetikum Lidocain (Versatis® 700 mg wirkstoffhaltiges Pflaster von Grünenthal) oder Capsaicin (Qutenza® 179 mg von Grünenthal) indiziert sein.

Wie kann vorgebeugt werden?

Seit Ende 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung für alle Personen ab 60 Jahren mit dem Totimpfstoff Shingrix® von GSK. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Immungeschwächten wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Sie besteht aus zwei Impfdosen im Abstand von mindestens zwei bis höchstens sechs Monaten. Studien haben gezeigt, dass die Impfung das Risiko an Gürtelrose zu erkranken deutlich senkt. Nach der Impfung kann es zu unerwünschten Arzneimittwirkungen wie Hautrötungen und Ausschlägen, Schmerzen an der Einstichstelle oder Schwellungen kommen. 

Beratungstipps

Eine Gürtelrose ist nichts für die Selbstmedikation, dennoch spielen wir hinter dem HV-Tisch eine wichtige Rolle. Bei schmerzenden Hautausschlägen mit wässrigen Bläschen sollten wir immer hellhörig werden und die Kund:innen unverzüglich zum Arzt bzw. zur Ärztin schicken. Je früher die antivirale Therapie beginnt, desto geringer ist das Risiko für Folgeschäden. 
Außerdem sollten die Patient:innen immer darauf hingewiesen werden, wie wichtig die korrekte Einnahme der verordneten Medikamente im Falle einer Gürtelrose ist. Auch sollte die entsprechende Zielgruppe auf die kostenlose und unkomplizierte Möglichkeit der Impfung gegen Gürtelrose hingewiesen werden.