Mein Auto-Traum: geplatzt!

Heute möchte ich mal wieder von einem Alltagsproblem berichten. Ich, die Apothekenspitzelin, wie sie leibt und lebt und ein Auto kauft. Besser gesagt: Eines kaufen wollte. Die Geschichte geht so.

Ja, ja – ich weiß. Autokaufen ist blöd. Klima, Umwelt, Lärm, Verkehr: ein eigenes Auto macht das alles nur viel schlimmer. Und die Öffis plus eigenem Drahtesel – motorisiert! – sind doch auch ganz toll. Stimmt ja auch irgendwie, das gebe ich zu. Deshalb habe ich auch ein eher reines Gewissen, denn mein Rad nutze ich bei schönem Wetter recht ausgiebig, fahre zur Apotheke damit und manchmal auch zum Einkaufen. Trotzdem ist es nun mal so, dass sich nicht alle Alltagssituationen geschmeidig abarbeiten lassen, wenn ein Auto fehlt. Außerdem: Wer schon mal ein Auto sein Eigen nannte, der trennt sich ungern von dieser Möglichkeit, ganz individuell und gut beschützt unterwegs zu sein. Und ich hatte ein Auto bisher, nur leider hat mein alter Fiat vor kurzem seinen Geist aufgegeben.

Also wollte ich mir – nachdem ich alle Argumente einer solchen Anschaffung von Für auf Wider und zurück gewendet hatte – endlich wieder einen Wagen zulegen.

Einen Ford Fiesta, den wollte ich. Ich bin ein paar Mal bei meiner Freundin Karin mitgefahren, die hat einen. Ich fand ihn gut, diesen Wagen. Kein Wägelchen, schöne Straßenlage, übersichtlich und geräumig. Vier bis fünf Jahre dürfte er alt sein, dachte ich, und viel mehr als 50.000 Kilometer sollte er auch nicht auf dem Buckel haben. Und wenn der dann noch blau wäre… Also besuchte ich einen der einschlägigen Internet-Marktplätze, gab meine Vorstellungen in die Suche ein und ...

… fiel fast vom Stuhl!

Wie bitte??? Da wurden durchweg 10.000 Euro aufgerufen für das Einstiegsmodell, quasi nackt und untermotorisiert? Das waren ja nur knapp 3.500 Euro weniger als der Neupreis von vor vier Jahren, wie ich nach einer kurzen Internetrecherche feststellen durfte. Hallo?! Ich bin PTA! Ich scrollte vor und zurück, in der Hoffnung, irgendwo doch noch einen Preis nach meinen Vorstellungen ausfindig zu machen. Aber Pustekuchen! Mit etwas mehr PS und besserer Ausstattung wurde der Wagen nochmal deutlich teurer – ich war baff. Bei Modellen anderer Hersteller verhielt es sich nicht viel besser. Vor ein paar Jahren kostete so ein Auto gebraucht doch höchstens 6.000 Euro, wunderte ich mich. Vorbei. Dass die Preise durch die Inflation der vergangenen zwei Jahre gestiegen waren, gut, das schien logisch. Aber derart?

Teure gebrauchte Kleinwagen: Sind EU-Vorgaben Schuld?

Da war der Traum vom guten Gebrauchten, egal von welchem Anbieter, erstmal geplatzt. Und der Grund? Ganz einfach. Es gibt immer weniger Kleinwagen. Viele Hersteller haben solche Modelle inzwischen aus dem Programm gestrichen oder planen es, weil sie zu wenig Profit abwerfen und die Anstrengungen, die kommenden, verschärften Abgasgrenzwerte einzuhalten, zu teuer sind. Zur Erinnerung: Die EU befindet sich auf dem Weg zur Dekarbonisierung, alles soll möglichst CO2- und maximal Schadstoff-frei werden. Deshalb setzen die Hersteller auf größere und teurere SUVs mit teurer Abgasbehandlung oder auf Elektroautos und Hybride, las ich. Aber für jemanden wie mich, die als PTA keine Reichtümer auf der hohen Kante hat, sind E-Autos unerschwinglich. Selbst die günstigsten Modelle sind für mich Utopie, und bei den gebrauchten Stromern, die auf den Marktplätzen nur in homöopathischen Dosierungen angeboten werden, habe ich immer die Sorge: Wie lange hält denn die Batterie noch? Und wo soll ich es eigentlich verlässlich laden, ich, die kein Haus mit eigener Wallbox hat?

So geht Marktwirtschaft: Kleines Angebot, hohe Nachfrage – dann steigen die Preise

Die Auswahl wird kleiner, die Preise steigen. So einfach ist das. Kleinwagen, die früher für viele von uns der Einstieg in die automobile Freiheit waren, werden rar. Die Folge: Die Preise explodieren, weil die Nachfrage höher ist als das Angebot. So funktioniert der Markt nun mal, und die Autobörsen geben einem ziemlich flott einen Eindruck von dieser Funktionsweise.

Also frage ich mich: Was bedeutet das für uns, die wir im Alltag auf ein zuverlässiges Auto angewiesen sind, sei es für den Arbeitsweg, den Wocheneinkauf, die Fahrt zum Sportverein der Kinder oder den Kurzurlaub zu Oma aufs Land? Fühlt sich schwer nach Zwickmühle an, muss ich sagen: Entweder richtig Geld raushauen oder aufs Auto verzichten. Ist es das? Und muss ich das gut finden?

Es wird immer teurer, ein Stück Wohlstand zu ergattern

Andere finden das bestimmt fein. Immerhin bleibt dem Klima viel Stress erspart, wenn ich nicht Auto fahre, so heißt es ja. Na gut, dann lege ich den Traum vom guten Gebrauchten also auf Eis. Gerade dann, wenn der Alltag immer stressiger wird, die Arbeit in der Offizin mal wieder besonders herausfordernd ist, und ich mir ein kleines Stück persönliche Freiheit erträume, bleibt mir diese Möglichkeit verwehrt. Ich könnte den Chef natürlich um eine satte Gehaltserhöhung angehen. Aber – ha – da müsst ihr selber lachen, oder?

Wie ich aus dieser Situation herauskommen soll? Keine Ahnung. Doch ich weiß: Nicht nur ich fühle mich von Politik und Autoindustrie gerade ein wenig im Stich gelassen. Letzterer soll´s ja eh nicht mehr so gut gehen, wie man häufiger hört. Bei mir kommt von alledem an: Ich kann mir – im Gegensatz zu früher – keinen vernünftigen Gebrauchten mehr leisten. Ich verliere Unabhängigkeit und Mobilität und bekomme vor Augen geführt, wie schwer es für eine brave PTA inzwischen ist, ein wenig Wohlstand abzubekommen. Manche finden das verschmerzbar, höherer Ziele wegen. Ich finde das schmerzlich, sorry.

Dankeschön auch!

Wie seht ihr das: Jammert unsere Spitzelin zu sehr rum, weil es doch Alternativen zum eigenen Auto gibt? Oder beklagt sie sich zurecht darüber, dass ihr mit dem Verschwinden günstiger kleiner Gebrauchtwagen ein Stück Wohlstand abhanden kommt?