Kapsel-Füllmittel in der Rezeptur selbst herstellen
Die Lieferengpässe des Füllmittels NRF S.38. können herausfordernd sein, da die Schüttdichte bei selbst hergestelltem Füllmittel für die Herstellung niedrig dosierter Kapseln korrekt bestimmt werden muss.
Um das Kapsel-Füllmittel herzustellen, sollten einige Dinge beachtet werden. Wir haben dir zusammengefasst, worauf es besonders ankommt.
Herstellung des Füllmittels
- Wahl des Mischgefäßes: Metall- oder Glasschalen eignen sich besonders gut, da weiße Agglomerate durch den Kontrast auf diesen Oberflächen leichter zu erkennen sind und elektrostatische Aufladungen weitgehend vermieden werden. Eine einwandfreie Mischqualität wird jedoch nur erreicht, wenn die Schale maximal zu 10 Prozent ihres Nennvolumens gefüllt ist.
- Siliciumdioxid zuerst: Das hochdisperse Siliciumdioxid wird als erstes in die Mischschale gegeben. Dies sorgt dafür, dass das feine Pulver im ersten Schritt gleichmäßig mit dem Mannitol 35 verteilt wird.
- Erste Mischung mit Mannitol: Das Siliciumdioxid wird nun mit einer etwa 2,5-fachen Menge Mannitol 35 versetzt. Dieser Ansatz wird zweimal für etwa 30 Sekunden gleichmäßig verrührt. Während des Rührens ist darauf zu achten, dass die Bewegung gleichmäßig und ohne Unterbrechung erfolgt, um eine homogene Verteilung der Partikel zu erreichen.
- Abschaben der Schale: Nach jedem Rührvorgang wird die Mischung von den Wänden der Schale abgeschabt. Dies verhindert das Anhaften von Pulver an den Rändern und sichert die vollständige Einmischung aller Partikel.
- Restmenge einmischen: Nach dem ersten Mischen wird das restliche Mannitol 35 in die Schale gegeben. Auch diese Mischung wird nun erneut zweimal für etwa 30 Sekunden verrührt.
- Abschaben und Kontrolle: Zwischen den Rührphasen und am Ende wird das Pulver immer wieder sorgfältig von der Schale abgeschabt. Diese Technik stellt sicher, dass keine Agglomerate entstehen und alle Partikel gleichmäßig im Füllmittel verteilt sind.
Inprozessprüfung des Pulvers
• Optische Kontrolle: Nach dem Mischen muss das Pulver eine gleichmäßig weiße Farbe und ein homogenes, geruchloses Aussehen aufweisen.
• Test auf Klümpchenbildung: Die Schale wird leicht erschüttert, indem man sie vorsichtig aufklopft oder leicht hin- und herbewegt. Es dürfen keine Klümpchen mit einem Durchmesser von mehr als etwa 1 mm sichtbar sein. Falls dennoch Klumpen entstehen, muss die Mischung erneut verrührt und gegebenenfalls nochmals abgeschabt werden.
• Sieben bei Bedarf: Sollte die Feinheit des Pulvers durch visuelle Prüfung nicht als ausreichend eingeschätzt werden können, wird das Pulver durch ein 1400er-Sieb gegeben. Ein verbleibender Siebrückstand wird zurück in die Schale gegeben, erneut verrührt und dann zusammen mit dem bereits gesiebten Pulver gemischt.
Nach erfolgreicher Herstellung wird das Mannitol-Siliciumdioxid-Füllmittel S.38. unverzüglich in ein Weithalsglas gefüllt. Diese Lagerung verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt oder sich das Pulver entmischt.
Schüttdichte prüfen
Eine zuverlässige Schüttdichte-Messung ist essenziell für die Herstellung massebasierter Kapseln. Das DAC-Protokoll gibt vor, diese mit einem genormten 25ml- Messzylinder und Pulvertrichter durchzuführen.
- Leergewicht ermitteln: Zuerst wird das Gewicht des leeren Messzylinders bestimmt.
- Pulver wiegen: Etwa 10 bis 10,5 g der Mischung werden auf einem Wägeschiffchen abgewogen.
- Einfüllen in den Zylinder: Das Pulver wird mit einem Rezepturlöffel mittels Trichter in den Zylinder fließen lassen.
- Volumen ablesen: Ohne Erschütterung wird der Zylinder vorsichtig gedreht, um das Pulver zu ebnen. Das Volumen wird dann direkt abgelesen.
- Schüttdichte berechnen:
D | = |
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m2 | = | Masse des gefüllten 25-mL-Messzylinders in Gramm. | |||||||
m1 | = | Masse des leeren 25-mL-Messzylinders in Gramm. | |||||||
V | = | Volumen des gefüllten 25-mL-Messzylinders in Millilitern. |
Werte zwischen 0,475 und 0,575 g/ml zeigen eine gute Mischung und sind geeignet für die Kapselherstellung.
Es empfiehlt sich für die Genauigkeit des Wertes, die Schüttdichte mehrmals hintereinander zu bestimmen, die Ergebnisse zu addieren und durch die Anzahl der Bestimmungen zu teilen.
Etikettierung:
Das Standgefäß erhält eine vollständige Kennzeichnung gemäß Apothekenbetriebsordnung, die mindestens die folgenden Angaben umfasst:
- „Mannitol-Siliciumdioxid-Füllmittel (NRF S.38.)“
- Das Haltbarkeitsdatum („Verwendbar bis …“), welches der maximalen Verwendbarkeitsfrist von einem Jahr entspricht.
- Die Chargenbezeichnung („Ch.-B.: …“) entsprechend des Herstellungsprotokolls.
- Lagerungshinweise („Trocken und bei Raumtemperatur zu lagern“)
Zusätzlich solltest du in diesem Fall selbstverständlich noch die Schüttdichte vermerken.
Vorteile des Standardfüllstoffs
Mannitol ist ein beliebtes Füllmittel, da es durch seinen süßen Geschmack den bitteren Geschmack vieler Wirkstoffe überdecken kann und dabei keine Magen-Darm-Probleme verursacht. Bei wasserlöslichen Arzneistoffen bietet Mannitol eine gute Lösung, um geschmackliche Akzeptanz zu verbessern. Die Zugabe von 0,5 % hochdispersem Siliciumdioxid erhöht zusätzlich die Fließfähigkeit der Mischung und minimiert Entmischungstendenzen.
Die Herstellung eines hochwertigen Füllmittels ist für pharmazeutisches Personal eine wichtige Kompetenz. Die beschriebenen Arbeitsschritte und die Kontrolle der Schüttdichte gewährleisten die Qualität und Verfügbarkeit in deiner Rezeptur auch bei Lieferengpässen.