Flotter gesund durch Musik

Wer hat noch nicht sein Lieblingsliedchen fröhlich mitgesummt oder -gesungen? Musik hebt die Stimmung und beeinflusst unsere Emotionen. Aber kann sie auch Erkrankungen heilen?

Musik als Therapie 

Schon lange gibt es die sogenannte Musiktherapie, mit deren Hilfe Erkrankungen gezielt gelindert und der Genesungsprozess unterstützt werden soll. Dabei wird entweder aktiv musiziert oder auch passiv der Musik gelauscht. Allerdings geht es nicht um eine musikalische Ausbildung oder das Erlernen eines Instruments, vielmehr sollen die Patient:innen ein gemeinschaftliches Zusammenspiel der Töne erleben, indem sie einfache Instrumente wie Rasseln, Klanghölzer, Triangeln oder Trommeln in einer Gemeinschaft ausprobieren. Bei der rezeptiven, passiven Therapie hören sie Musikstücke und sprechend anschließend darüber.

Wirkung auf Körper und Seele

Bereits vor zehntausenden von Jahren haben die Menschen rhythmische Klänge und Melodien erzeugt. Musik liegt in unseren Genen und hat auch Einfluss auf unsere Körperfunktionen. Hören wir Musik, die wir mögen oder gut kennen, wird unser Belohnungszentrum aktiviert und Dopamin ausgeschüttet.
Daher wird sie in verschiedenen Bereichen der Medizin eingesetzt, beispielsweise in der Behandlung von Frühchen, um den Herzrhythmus zu stabilisieren, bei Schlaganfall- oder Parkinsonpatient:innen, um die Motorik oder das Gangbild zu rhythmisieren. Da Musik die Ausschüttung von Glückshormonen fördert und gleichermaßen die Stresshormone verringert, kann auch eine positive Wirkung auf die Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung beobachtet werden. Zudem bietet Musik Ablenkung, was wiederum den Fokus von den eigentlichen Beschwerden weg richtet. 
Aber nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Empfinden und unsere Psyche werden durch Musik beeinflusst. Ängste werden reduziert, Stress reguliert und es tritt ein entspannter, relaxter Zustand ein, wenn uns die Musik gefällt, die wir hören. Musik steigert unsere Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und bietet eine Ausdrucksmöglichkeit. So wird sie beispielsweise auch in der Behandlung von Demenzkranken eingesetzt, die sprachlich nicht mehr kommunizieren können, damit diese wieder einen Kontakt zur Umwelt herstellen können. Da bei der Erkrankung große Teile des Kurzzeit- und später auch Langzeitgedächtnisses verloren gehen, knüpft Musik hier an und erzeugt musikalische Erinnerungen. Auch wenn diese nicht mehr abgerufen werden können, verbinden Betroffene altbekannte Lieder und Melodien mit einem positiven Gefühl.

Beschleunigter Heilungsprozess nach Operationen

Forscher der California Northstate University College of Medicine haben untersucht, wie sich Musik auf den Heilungsprozess nach chirurgischen Eingriffen auswirkt. Dazu haben sie 3736 Studien und 35 wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, überprüft. Dabei fanden sie nicht nur subjektive, sondern auch tatsächlich messbare Verbesserungen des Wohlbefindens und Empfindens. Patient:innen, die nach dem Aufwachen Musik hörten, hatten eine geringere Schmerzwahrnehmung und -intensität als Patient:innen der Kontrollgruppe. Damit war der Schmerzmittelbedarf der „Musikgruppe“ ebenfalls geringer. Außerdem konnte die Musik dazu beitragen, den Stress nach dem Aufwachen aus der Narkose deutlich zu reduzieren und so den Wundheilungsprozess zu beschleunigen. Dies konnte mithilfe der Herzfrequenz ermittelt werden. Bei den Patient:innen mit Musik war diese um durchschnittlich 4,5 Schläge niedriger.

Welche Musik ist „die Beste“?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch völlig unklar, welche Art von Musik vonnöten ist, um diese Effekte zu erzielen. Auch wie lange die Musik gehört werden muss, um die heilungsfördernden Effekte zu aktiveren, ist noch unbekannt. Dies scheint aber von untergeordneter Bedeutung zu sein. Daher empfehlen die Studienautoren, die eigene Lieblingsmusik zu hören, sobald man sich dazu in der Lage fühlt.
Heutzutage gibt es ja allerlei technisches Equipment wie Kopfhörer, so dass jeder Patient entsprechend seiner musikalischen Vorlieben Musik hören kann und wir nicht fürchten müssen, dass in den Aufwachräumen der Kliniken die Wände zu Heavy-Metall-Klängen wackeln.

AMIRA fragt: By the way: Bestimmt warst du auch schon mal mehr oder weniger erkrankt. Hast du dann gern Musik gehört? Hat dir das geholfen? Und am wichtigsten: Was hörst du denn eigentlich gern?