Ein Knall für die Freiheit? Wie hältst du‘s mit dem Feuerwerk?

Die Apothekenspitzelin hat einen fast kindlichen Spaß am Silvesterfeuerwerk. Sie verteidigt es gegen alle Kritik. Mit guten Argumenten?

Es ist wieder soweit: Silvester steht vor der Tür. Prompt flammt – na gut, das ist jetzt ein bisschen zu viel gesagt, aber wir reden immerhin drüber – bei uns in der Offizin und in meinem Freundes- und Bekanntenkreis die Diskussion darüber auf, ob man eigentlich noch Böllern darf. Das ist jetzt nicht direkt ein Aufregerthema, aber ich merke, dass viele Menschen sich mit dem Für und Wider auseinandersetzen: Ist das Abbrennen von Raketen und Böllern in einer Welt voller Umweltprobleme, Feinstaubdiskussionen und Sicherheitsbedenken noch zeitgemäß? Darf man das noch?

Feuerwerk: Glanz und Glorie

Zunächst die glänzenden Argumente: Feuerwerk ist, bei aller Lautstärke, ein Fest für die Sinne. Mich faszinieren die Farben und Formen des Lichtspektakels und ich habe daran eine fast kindliche Freude. Es ist ein Moment des gemeinsamen Staunens, in dem der Himmel zur Leinwand wird und für kurze Zeit Sorgen verpuffen wie der Rauch einer Rakete. Wir alle haben schon einmal ein eigens inszeniertes Feuerwerk betrachtet, wahrscheinlich mit zahllosen „aaaahhhs“ und „ooooohhhhs“. Das Licht- und Lärmspiel ist ein Genuss im Augenblick, ein funkelnder Moment, der ein Gefühl von Vergänglichkeit vermittelt und uns daran erinnert, das Leben zu feiern. Außerdem: Traditionen haben ihren Wert. Seit Jahrhunderten verabschiedet man das alte Jahr mit einem lauten Knall, um böse Geister zu vertreiben. Und wenn die Raketen gen Himmel schießen, fühlt sich der Rutsch ins neue Jahr irgendwie brillant-beschwingt an. Ein Glas Sekt und ein guter Vorsatz allein schaffen das nicht.

Zudem ist es ziemlich leicht geworden, ein Spektakel zu entzünden, denn die seit einigen Jahren verkauften „Batterien“ hätten selbst den Oberfeuerwerksmeister am Hofe Maria Theresias in den Schatten gestellt. Einfach den Pappkarton auf den Boden stellen, Lunte anzünden, schon geht´s los mit Fontänen, Sternregen, Lichtbögen und -bällen. Leider bleiben die Kisten dann tagelang auf dem Bürgersteig stehen, und irgendwann sind sie im garantiert auftretenden Neujahrsregen schön aufgeweicht und matschig. Kein netter Anblick.

Die Schattenseiten

Das ist aber nicht der einzige Schatten, den so ein Feuerwerk wirft. Die Knallerei produziert jedes Jahr Tonnen von Müll und Feinstaub. Von der Lärmbelastung für Tiere und Menschen ganz zu schweigen. Hunde zittern unter Betten, Katzen verschwinden in Schränken, und sensible Gemüter sprechen von Lärmterror. Hinzu kommt: Feuerwerk ist nicht ungefährlich. Verletzungen durch Fehlzündungen, Brände und Alkoholexzesse gehören zum Silvesterabend wie das „Dinner for One“. Die Bilanz ist jedes Jahr erschreckend. Und wären die hunderte Millionen Euro, die jedes Jahr in kaum einer halben Stunde einfach so verpuffen, bei den Armen der Welt nicht viel besser angelegt? So frage auch ich mich immer häufiger: Braucht es das alles wirklich, nur damit der Himmel ein paar Minuten lang erleuchtet ist?

Flammender Protest

Diese Frage stellen sich natürlich auch andere, insbesondere Gemeinden mit Altstädten, umweltbewusste Rathäuser, Nachhaltigkeits-Verfechter. Konsequenter Weise wird die Böllerei an immer mehr Orten untersagt, auch großflächige Verbote oder das völlige Verbieten dieses Spaßes stehen zur Debatte. 

Ehrlich gesagt: Ich fände es schade, wenn das Feuerwerken zu Silvester unter die Räder von EU- oder Umweltrichtlinien kommt. Fast bin ich sogar ein bisschen auf Krawall gebürstet. Wo uns schon derart viel untersagt und abverlangt wird, wo die Anlässe für Freude und Ausgelassenheit immer rarer werden, betrachte ich das Silvesterfeuerwerk beinahe schon als private Trotzreaktion gegen derlei Zumutungen, als privaten Akt zivilen Ungehorsams. So ein bisschen ist das Knallen mein bunter, lauter und flammender Protest gegen all die Verbote, die uns umzingeln. Ein letztes Aufbegehren gegen ein Jahr voller Vorschriften, Regeln und Einschränkungen. Ein Knall für Ausgelassenheit und Unbekümmertheit.

Nanu! Die Apothekenspitzelin als Revoluzzerin?

So, Schluss mit Revolte! Ist Feuerwerk zeitgemäß, so lautet die Frage. Die Antwort: Vermutlich nicht, aber schön anzuschauen ist es schon. Es ist eine Gelegenheit, kurz aus dem Alltag auszubrechen und mal – hoffentlich folgenlos für die eigene Gesundheit – über die Stränge zu schlagen. Manchmal braucht es halt einen Knall, um gehört zu werden. In diesem Sinne steht das Feuerwerk in meinen Augen weniger fürs Vertreiben böser Geister, als vielmehr für die Abwehr eines allzu fordernden Zeitgeistes.

Ach, wisst ihr was: Ich weiß es auch nicht. Egal ob ihr böllert oder nicht – ihr macht es schon richtig. Euch allen wünsche ich einen guten Rutsch und ein gesundes und wohlgeratenes neues Jahr! Feiert schön!

Aber eine Frage hätte ich jetzt doch noch: Lasst ihr es krachen oder eher nicht? Und welche Gründe habt ihr dafür?