Trump mal wieder!?

Der US-Präsident hat mal wieder zugeschlagen. Er will die Medikamentenpreise in den USA – zumindest die für verschreibungspflichtige Präparate – um bis zu 80 Prozent senken. Hat das Auswirkungen auf uns? Ja, leider …

Stell dir vor, du stehst hinter dem HV-Tisch deiner Apotheke, ein Kunde drückt dir ein Rezept mit einem relativ neuen Medikament in die Hand, und du musst ihm sagen: „Sorry, das gibt’s hier nicht mehr – wir werden einfach nicht mehr beliefert damit.“ Klingt nach einem Albtraum? Genau diese Art von Medikamentenmangel könnte Realität werden, wenn US-Präsident Donald Trump seine Pläne durchzieht, die Arzneimittelpreise in den USA um bis zu 80 Prozent zu senken.

Die USA haben bekanntlich ein ziemlich kostspieliges Gesundheitssystem, das noch dazu viele Menschen von einer optimalen Versorgung ausschließt. Teilweise verzichten Menschen sogar auf einfachste Schmerzmittel. Kein Wunder – bei den Preisen! Okay, die Gehälter sind höher in den USA und die Preise allgemein happiger als bei uns. Aber wisst ihr, was in Online-Apotheken zum Beispiel für eine Schachtel Aspirin aufgerufen wird? Haltet euch fest: zwischen 45 und 60 Dollar für 100 Tabletten mit 500 mg Dosierung. Glaubst du nicht? Dann überzeug dich selbst, etwa hier.

Der Punkt ist: Was auf den ersten Blick wie ein Segen für amerikanische Patienten klingt, könnte für dich und die Medikamentenversorgung in Deutschland ernste Folgen haben.

Trumps Plan: Ein Schlag gegen Big Pharma

Trump will mit seinem „Most Favored Nation“-Modell (MFN) die Preise für Medikamente in den USA an die niedrigsten Preise wohlhabender Länder koppeln. Dass Medikamente in den USA teilweise so horrend teuer sind, liegt zum einen daran, dass es viel weniger Regulation und Vorschriften seitens der Behörden gibt. Zum anderen spielt hier das Risiko eine Rolle, dass Firmen zu Unsummen verklagt werden können, wenn etwas schiefläuft mit einem Präparat. Dann sind schnell jene Millionenforderungen in der Welt, von denen wir alle schon mal gehört haben – fünf Millionen Dollar für eine Woche Durchfall und so... Doch trotz dieses Risikos machen Pharmafirmen in den USA gute Geschäfte. Vor diesem Hintergrund verspricht Trump, die Kosten „fast sofort“ um 30 bis 80 Prozent zu drücken. Klingt nach einem populistischen Volltreffer!

Allerdings rechnet die Beratungsgesellschaft Simon-Kucher vor, dass dieser Plan bei zahlreichen führenden Markenpräparaten die Erlöse in den USA um über 60 Prozent und weltweit um fast 40 Prozent einbrechen lassen könnte. Für deutsche Pharmaunternehmen, die 2024 knapp ein Viertel ihrer Exporte (27 Milliarden Euro) in die USA schickten, ist das ein Schock. Die USA sind ihr lukrativster Markt. Wenn dort die Margen schrumpfen, geraten Forschung, Produktion und Arbeitsplätze unter Druck – auch in Deutschland.

Was bedeutet das für deine Apotheke?

Die Auswirkungen könnten uns direkt treffen. Simon-Kucher orakelt, dass Pharmafirmen versuchen könnten, den Umsatzverlust in den USA durch höhere Preise in Ländern wie Deutschland auszugleichen. Das würde hierzulande die Kosten für Krankenkassen und letztlich für Patienten treiben. Gleichzeitig könnten Unternehmen den Markteintritt neuer Medikamente in Deutschland verzögern oder ganz abblasen, um niedrige Preisreferenzen zu vermeiden, die ihre US-Preise weiter drücken würden. Stell dir vor: Es passiert genau das, was ich eingangs beschrieben habe, innovative Therapien, die Kunden dringend brauchen, erreichen deine Regale später – oder gar nicht. Und was die schon seit langem etablierten Präparate angeht: Auch die können knapp werden, wenn auch nicht durch Trump, sondern durch andere Mechanismen, denk´ nur mal an die fehlenden Antibiotika oder Fiebersenker aus der gerade vergangenen Saison.

Deine Rolle: Mehr denn je unverzichtbar

In dieser unsicheren Lage wird deine Expertise als PTA, PKA oder Apotheker noch wertvoller. Wenn die Medikamentenpreise steigen (hoffentlich nicht nach dem oben gezeigten Aspirin-Beispiel) werden es Deinesgleichen sein, die Alternativen vorschlagen, Rabattverträge der Krankenkassen erklären oder Kunden beruhigen müssen, die frustriert nach nicht lieferbaren Präparaten fragen. Alles wie immer, nur deutlich öfter. Dein Gespür für die Bedürfnisse der Kunden – sei es ein aufmunterndes Wort oder ein kluger Therapievorschlag – bleibt etwas, das kein Algorithmus und keine Preispolitik ersetzen kann. Zynisch könnte man argumentieren: Je schlechter und löchriger die Versorgung mit Arzneimitteln, desto mehr Aufgaben und Verantwortung kommen auf dich zu. Das könnte deinen Arbeitsplatz sichern, aber ob das Arbeiten dann noch Spaß macht? Schau´n mer mal…

Ein Balanceakt für die Zukunft

So oder so: Die Politik in Deutschland und der EU muss jetzt handeln, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Maßnahmen wie die Rückverlagerung der Pharma-Produktion, von denen manche Politiker träumen, könnten ein Anfang sein. Doch du kannst auch etwas tun: Bleib auf dem Laufenden, informiere dich über mögliche Engpässe und nutze dein Wissen, um Kunden bestmöglich zu beraten. Trump mag die Pharma-Welt auf den Kopf stellen, aber am HV-Tisch deiner Apotheke gibst du den Ton an. Und dann bleibt noch ein spezieller Trost: Vielleicht ist die Ankündigung des Herrn Präsidenten mal wieder viel Lärm um wenig. Schließlich hatte er den Plan, die Arzneimittelpreise in den USA zu senken auch schon während seiner ersten Amtszeit. Passiert ist wenig. Deshalb gehe ich davon aus, dass Trump zwar von 80 Prozent Preissenkung spricht, aber in Wahrheit schon mit zehn Prozent zufrieden wäre…

Die Herausforderung ist groß, aber du bist es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Lass dich nicht entmutigen – deine Kunden brauchen dich in Zukunft mehr denn je.

AMIRA fragt: Was meinst du – ist der Plan von Trump gut für die USA und schlecht für uns? Oder wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird?