Wenn Chefs die Kündigung ignorieren
Eine Kündigung ist eindeutig – sollte man meinen. Doch was soll man tun, wenn der Chef sie einfach nicht wahrnehmen möchte?
Stille im HV – und eine überraschende Frage
Es ist einer dieser seltenen Momente in der Apotheke, in denen es wirklich ruhig ist. Keine Kundschaft im HV, kein klingelndes Telefon, kein Lieferant, der mit Kisten und Kartons beladen hereinplatzt. Die PTA Bea lehnt sich an den HV-Tisch und blickt ihre Kollegin an.
„Sag mal … weiß der Chef eigentlich schon, dass du gekündigt hast?“ fragt sie zögerlich.
Die Apothekerin Claudia hebt überrascht die Augenbrauen. „Wie bitte? Natürlich weiß er das. Ich habe vor drei Wochen die Kündigung eingereicht. Schriftlich. Mit Datum, Unterschrift und allem Drum und Dran.“
Bea schüttelt langsam den Kopf. „Das hat er für sich behalten. Uns hat er nur gesagt, wir sollen ‚etwas freundlicher und netter‘ zu dir sein.“
Klar formuliert – und trotzdem ignoriert
Einen Moment lang ist es still. Dann muss Claudia lachen, wenn auch eher ungläubig. „Er glaubt wirklich, er könnte mich noch umstimmen?“
„Offensichtlich“, murmelt die PTA.
„Aber … ich habe es doch glasklar formuliert!“, empört sich die Apothekerin. „Kein Raum für Interpretationen. Kündigung, letzter Arbeitstag, fertig.“
„Wie genau hast du’s denn formuliert?“, hakt Bea nach.
Claudia überlegt kurz. „Na, ich habe sinngemäß geschrieben: ‚Hiermit kündige ich mein Arbeitsverhältnis fristgerecht …‘ Warum fragst du?“
Bea verdreht genervt die Augen. „Weil ich das kenne. Vor sieben Jahren, in meiner alten Apotheke. Ich habe damals reingeschrieben, dass ich das Arbeitsverhältnis beenden möchte. Mein damaliger Chef meinte allen Ernstes, das sei keine richtige Kündigung, sondern eher ein Wunsch zur Veränderung. Er hat gedacht, er könne mich noch halten.“
Zwischen Wunschdenken und Realität
Die Apothekerin lacht kopfschüttelnd. „Unglaublich. Als ob man ernsthaft eine Kündigung einreichen würde, um anschließend umgestimmt zu werden. Oder als wäre es nicht wahr, wenn man einfach nicht darauf reagiert“.
Bea zuckt mit den Schultern. „Vielleicht ist es tatsächlich einfach Wunschdenken. Aber ehrlich – wäre es nicht schön, wenn es wirklich woanders besser wäre? Weniger Druck wegen Zusatzverkäufen, ein Chef, der zuhört …“
Claudia seufzt tief. „Genau deshalb gehe ich ja. Ich will wieder arbeiten, um Menschen zu beraten – nicht, um ständig deren Warenkorbwert im Hinterkopf zu haben.“
Ein persönliches Gespräch – und ein Plan B
Die PTA nickt zustimmend, sie spricht jetzt sehr leise: „Ich bleibe eigentlich nur wegen der Kinder. Die Kita ist gleich um die Ecke, das ist praktisch. Sonst wäre ich wahrscheinlich längst weg.“
Für einen Moment ist wieder Stille. Dann richtet sich die Apothekerin entschlossen auf. „Weißt du was? Ich gehe jetzt sofort zu ihm. Ich sage es ihm nochmal persönlich. Ganz klar, ganz unmissverständlich.“
„Mach das“, grinst Bea. „Und wenn er wieder sagt, dass man dich nur etwas netter behandeln soll?“
„Dann sage ich ihm, dass Nettigkeit kein Ersatz für klare Strukturen und Wertschätzung ist. Ach übrigens – ich habe schon einen neuen Vertrag unterschrieben. In der Apotheke in der Hauptstraße.“
Bea reißt die Augen auf. „Ernsthaft? Bei der Konkurrenz?“
Die Apothekerin nickt entschlossen: „Ja. Und wenn es dort wirklich besser ist, dann hole ich dich nach. Wenn es da genauso läuft, gehe ich in die Industrie.“
Die PTA muss lachen. „Versprochen?“
„Versprochen.“
Manchmal braucht es zwei Schritte zur Veränderung
Und während die Apothekerin entschlossen zum Büro des Chefs geht, bleibt die PTA im HV zurück. Sie überlegt – vielleicht ist Veränderung tatsächlich manchmal der einzige Weg, um wieder Luft holen zu können, selbst wenn man dafür zweimal kündigen muss.
AMIRA fragt: Hast du eine ähnliche Erfahrung gemacht? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!