Stumme Nebenwirkung: Diuretika als Stimm-Räuber

Diuretika können mehr als nur Wasser lassen – sie beeinflussen auch die Stimme. Apothekenteams sollten bei Heiserkeit wachsam sein und gezielt nach der Einnahme von Medikamenten fragen.

Arzneimittelinduzierte Stimmbeschwerden in der Apotheke erkennen

Heiserkeit, Stimmversagen oder eine belegte Stimme – Symptome, die man eher mit Infekten oder Überlastung assoziiert. Doch auch Medikamente können die Stimmfunktion beeinträchtigen. Besonders Diuretika, die in der Therapie von Herzinsuffizienz, Hypertonie oder Ödemen eine zentrale Rolle spielen, stehen zunehmend im Verdacht, stimmliche Nebenwirkungen zu verursachen.

Apothekenteams sind oft die ersten, die mit solchen Beschwerden konfrontiert werden, sei es durch Rückfragen von Patient:innen oder durch Beobachtungen im Beratungsgespräch. Umso wichtiger ist es, die Zusammenhänge zu kennen und gezielt zu reagieren.

Pathophysiologie: So wird die Stimme beeinflusst

Die Wirkung von Diuretika beruht auf der Förderung der renalen Flüssigkeitsausscheidung. Dabei kann es zu einer systemischen Dehydration kommen – mit Auswirkungen auf die Schleimhäute, auch im Kehlkopfbereich. Eine unzureichend befeuchtete Schleimhaut der Stimmlippen führt zu Reibung, Irritation und kann letztlich Heiserkeit oder Dysphonie auslösen.

Zudem kann eine Hypokaliämie, eine häufige Nebenwirkung insbesondere bei Schleifendiuretika wie Furosemid oder Torasemid, die neuromuskuläre Funktion beeinträchtigen – auch im Bereich der Kehlkopfmuskulatur. Dies kann in der Folge zu einer verminderten Stimmbandschlusskraft und damit zu einer veränderten Stimmqualität führen.

Ototoxische Medikamente, zu denen auch Diuretika wie Furosemid und Torasemid zählen, können die audiophonatorische Rückkopplung stören, was negative Effekte auf die Stimm- und Sprachleistungen hat. Allerdings können auch die Ödeme selbst auf Stimmlippen und Lunge wirken und somit Folgen  für die Stimme der Patient:innen haben, wie Professor Dr. med. Thomas Meinertz auf der Website der Deutschen Herzstiftung erklärt.

Auch die neue S2k-Leitlinie zur Dysphonie weist explizit auf Diuretika als potenzielle Auslöser stimmlicher Nebenwirkungen hin und empfiehlt, bei stimmgestörten Patient:innen stets einen Nebenwirkungscheck durchzuführen.

Tipps für die pharmazeutische Beratung

Für Apothekenteams bedeutet das: Wachsamkeit ist gefragt. Bei Patient:innen, die über Heiserkeit oder Stimmveränderungen klagen und gleichzeitig Diuretika einnehmen, sollte eine arzneimittelinduzierte Ursache in Betracht gezogen werden. Eine gezielte Nachfrage nach weiteren Symptomen (z. B. trockener Mund, Muskelkrämpfe) kann Hinweise auf eine Dehydratation oder Elektrolytstörung geben.

Empfehlenswert ist zudem die Beratung zu unterstützenden Maßnahmen: ausreichende Flüssigkeitszufuhr, gegebenenfalls schleimhautschützende Lutschtabletten, Mundsprays oder Inhalationen. Bei anhaltenden Beschwerden sollte unbedingt eine Rücksprache mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt erfolgen. Möglicherweise ist eine Anpassung der Medikation sinnvoll.

Fazit

Stimmbeschwerden durch Diuretika sind selten, aber klinisch relevant, insbesondere bei stimmlich aktiven Patient:innen. Ein geschulter Blick auf Nebenwirkungen kann nicht nur die Stimme, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen bewahren.

 

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