Minijobs vor dem Aus?
Die Union will Minijobs abschaffen: Was bedeutet das für die öffentliche Apotheke, in denen zum größten Teil Frauen arbeiten? Die Apothekenspitzel:in berichtet über Chancen und Risiken.
Die Diskussion um Minijobs ist zurück auf der politischen Bühne. Die Union hat angekündigt, die Sonderregelungen für Minijobs abzuschaffen oder zumindest stark einzuschränken. Der Grund: Minijobs gelten laut einem Politiker als „Parallelwelt der Arbeit“, die reguläre Beschäftigung verdrängt und Altersarmut begünstigt. Doch was bedeutet das für Apotheken, in denen rund 72 % der Beschäftigten Frauen sind – und nicht wenige von ihnen in Minijobs arbeiten?
Vor- und Nachteile von Minijobs
Minijobs sind seit Jahren ein fester Bestandteil des Arbeitsmarktes. Sie bieten Flexibilität, vor allem für Menschen, die Familie und Beruf bzw. Studium vereinbaren wollen (und müssen) – meist Frauen. In Apotheken sind Beschäftigungsverhältnisse auf Minijob-Basis oft unverzichtbar: Sie springen bei Stoßzeiten ein, übernehmen Botendienste oder helfen bei Engpässen durch Urlaub und Krankheit.
Doch Kritiker sagen: Minijobs sind keine Lösung, sondern ein Problem. Sie bieten kaum soziale Absicherung, führen zu niedrigen Renten und verhindern berufliche Entwicklung, insbesondere, wenn der Minijob die einzige bezahlte Tätigkeit ist.
Wie verbreitet sind Minijobs in Apotheken?
Gerade in kleineren Apotheken, aber auch in größeren mit langen Öffnungszeiten, sind Minijobs ein wichtiges Instrument, um Personalengpässe auszugleichen. Für viele Inhaber:innen sind sie eine flexible Möglichkeit, das Team und sich selbst, zu entlasten. Für die Beschäftigten – häufig Frauen – sind Minijobs eine Chance, neben Familie oder Studium zu arbeiten und im Beruf zu bleiben.
Es geht dabei nicht nur ums Geld: Viele Mütter möchten auch einmal auf andere Gedanken kommen und Kontakt zu Erwachsenen haben. Doch diese Flexibilität hat ihren Preis: Wer dauerhaft im Minijob bleibt, zahlt kaum in die Rentenkasse ein und ist oft nicht krankenversichert. Ich persönlich fand die Möglichkeit eines Minijobs in der Elternzeit sehr gut – aus den genannten Gründen. Denn ich wollte nicht den ganzen Tag nur über Windeln & Co. reden!
Was würde die Abschaffung für Frauen bedeuten?
Die Abschaffung von Minijobs hätte für Frauen weitreichende Folgen – und nicht nur negative. Bisher bergen Minijobs erhebliche Risiken: keine volle Rentenabsicherung, kaum soziale Sicherheit und die Gefahr, in einer beruflichen Sackgasse zu landen.
Mit einer Abschaffung eröffnen sich jedoch Chancen: Statt Minijobs könnten mehr reguläre Teilzeitstellen entstehen, die sozialversicherungspflichtig sind. Das würde die Absicherung verbessern und bessere berufliche Perspektiven schaffen.
Gewerkschaften argumentieren seit Jahren, dass Minijobs Frauen in prekäre Beschäftigung drängen. Wer sich darauf verlässt, riskiert Altersarmut. Die Abschaffung könnte also ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung sein – vorausgesetzt, Arbeitgeber schaffen reguläre Stellen.
Aber wollen das alle Frauen? Es gibt noch einige Baustellen im System – eine funktionierende Kinderbetreuung gehört dazu.
Vor- und Nachteile der Abschaffung
Die Abschaffung von Minijobs bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Auf der positiven Seite würde sie den Sozialstaat stärken, da Beschäftigte höhere Rentenansprüche erwerben und besser abgesichert wären. Zudem könnte die Maßnahme prekäre Beschäftigung reduzieren und die Bindung von Fachkräften verbessern.
Allerdings gibt es auch erhebliche Nachteile: Für Apotheken bedeutet der Wegfall von Minijobs weniger Flexibilität, insbesondere bei Stoßzeiten oder Urlaubsvertretungen. Außerdem steigen möglicherweise die Personalkosten für Arbeitgeber, wenn Minijob-Stellen in Teilzeitstellen umgewandelt werden – was gerade kleinere Apotheken wirtschaftlich unter Druck setzen könnte.
AMIRA fragt: Wie viele Kolleg:innen auf Minijob-Basis habt ihr im Team? Was hältst du von der Idee, Minijobs komplett abzuschaffen? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!