Reiseapotheke für Weltenbummler

Vor kurzem haben wir euch alle Infos darüber zugesteckt, welche Impfungen nötig sind, um eine Fernreise unbeschadet zu überstehen. Aber da fehlt doch noch was… Genau: Was muss denn eigentlich in die Reiseapotheke, wenn das Ferienziel nicht im Taunus, sondern in Tanzania, Togo oder Thailand liegt. Hier kommt's…

Es gibt nichts Schöneres, als die Vorfreude auf eine Reise! Alles muss gut geplant werden, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt. Notwendige Impfungen sollten durchgeführt oder aufgefrischt werden. Aber was, wenn es einen doch erwischt. Krank werden im Urlaub – darüber denkt niemand gerne nach! Genau deshalb gehört auch eine Reiseapotheke ins Gepäck, damit man kleinere Gesundheitsprobleme schnell in den Griff bekommt und bekannte und bewährte Präparate anwenden kann!

Das gilt umso mehr, je ferner das Reiseziel, denn desto schwieriger ist es mitunter, an qualitativ hochwertige Medikamente zu kommen. Oft sind wir in der Apotheke vor Ort die ersten Ansprechpartner, um je nach Reiseland eine individuell passende Reiseapotheke zusammenzustellen. Das sind unsere Empfehlungen:

Was muss auf jeden Fall mit - an jedes Reiseziel?

Wichtige Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, sollten in ausreichender Menge im Handgepäck mitgeführt werden. Das ist wichtig, falls der Koffer einmal verloren geht.

Dem gesunden, erwachsenen Reisenden sollte ein Schmerz- und Fiebermittel, wie Paracetamol 500mg oder Ibuprofen 400mg sowie ein Fieberthermometer empfohlen werden. In Gegenden, in denen hämorrhagische Fieber auftreten (nach Dengue- oder Gelbfieberinfektionen) sind blutverdünnende Analgetika wie ASS, Ibuprofen oder Diclofenac kontraindiziert. Hier sollte Paracetamol bevorzugt werden. Auch ein abschwellendes Nasenspray (α-Sympathomimetikum), sowie wie Mittel gegen Halsschmerzen und Husten sollten dabei sein.

Je nach Reiseziel sollte ein Repellent (Wirkstoffe: DEET oder Icaridin) und/oder ein Gel oder eine Salbe gegen Insektenstiche, Allergien oder Sonnenbrand (Wirkstoffe: Antihistaminika oder Hydrocortison) eingepackt werden. Diese können auch bei Kontakt mit Quallen oder anderen Nesseltieren wertvolle Dienste erweisen. Hilfsmittel zur Zeckenentfernung (Zange, Karte, Haken, Schlinge, etc.) dürfen ebenfalls nicht vergessen werden.

Bei Magen-Darm-Beschwerden können pflanzliche Bitterstoffpräparate helfen. Auch ein Arzneimittel gegen Sodbrennen (am besten Schichtgitterantacida wie Magaldrat oder Hydrotalcit) und oder ein Abführmittel sind sinnvoll, wenn zu üppig oder Ungewohntes gegessen wird. Bei Reise- oder Seekrankheit mit Erbrechen hilft ein H1-Antihistaminikum, am Besten als Kaugummi, Saft oder Sublingualtablette.

Eine Elektrolytpulver zur oralen Rehydratation gleicht den Flüssigkeitsverlust bei Erbrechen und auch bei Durchfallerkrankungen aus. Gerade bei Kindern, Älteren oder chronisch Kranken ist das sehr wichtig. Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren können Loperamid einnehmen, das den Darm lähmt und so die übermäßige Motilität hemmt. Dies sollte aber nur angewendet werden, wenn es bestimmte Reiseaktivitäten (z. B. Busrundreise) erfordern, da Erreger so im Darm „festgehalten“ werden. Grundsätzlich sollte in einem Reiseland mit einfacheren Hygienestandards nur nach dem Grundsatz „Cook it, peel it, or leave it!“ – also: „Koch es, schäl es, oder lass es liegen“ – gegessen werden.

Nicht vergessen sollte man grundlegende Dinge zur Wundversorgung, wie ein Wunddesinfektionsspray, eine Splitterpinzette, Pflaster und Verbandsmaterial. Je nach Anfälligkeit können auch Salben gegen Lippenherpes oder Pilzinfektionen, oder auch schmerzlindernde Ohrentropfen oder Augentropfen gegen Bindehautreizungen sinnvoll sein.

Ausreichend Sonnenschutzmittel sollte man nicht nur im Sommerurlaub dabei haben. Es gibt sogar Kombipräparate, die neben Sonnenschutz auch einen Quallenschutz (SafeSea® Produkte) oder einen Mückenschutz (careplus® Sun oder AntiBrumm® Sun) enthalten. Kondome können ebenfalls eine sinnvolle Empfehlung sein.

Woran sollten Fern- oder Individualreisende denken?

Je exotischer das Reiseland, desto schwieriger ist es, an eine medizinische Versorgung zu kommen, und je einfacher die Reisebedingungen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich „etwas einzufangen“. Fernreisende sollten sich daher etwas umfangreicher ausstatten.

In Risikogebieten für Malaria, Zika-Virus, Gelbfieber (meist ist eine Impfung bei Einreise vorgeschrieben), japanische Enzephalitis oder Dengue-Fieber sollte neben einem hoch wirksamen Anti-Moskito Mittel (Wirkstoff DEET in hoher Konzentration) und (evtl. bereits imprägnierten) Moskitonetzen bei Malariagefahr auch eine Chemoprophylaxe durchgeführt werden oder als Standby Medikation vorhanden sein.

Auch sterile Einmal-Materialien wie verschiedene Spritzen und Kanülen, Infusionsbestecke sowie Einmalhandschuhe können mitunter nützlich sein, wenn im Urlaubsland schlechte Hygienebedingungen vorherrschen. Allerdings sollte man sich vorab erkundigen, ob dies bei Einreise problematisch sein könnte und evtl. ein ärztliches Attest mitführen.

Bei mangelnder Wasserhygiene, wie etwa auf individuellen Dschungeltrekkingtouren, kann Flusswasser mit Silbernitrat-Tabletten entkeimt werden. Im Handel gibt es Sets zur Behandlung von Schlangenbissen oder zur selbstständigen Zahnbehandlung. Ob diese allerdings in Laienhand nicht mehr schaden als nützen, sei dahingestellt.

Um bakterielle Infektionen bekämpfen zu können, sollten Antibiotika mit im Gepäck sein. Allerdings sollte vor der Einnahme immer der Kontakt zu einem Arzt stehen.

Wir in der Apotheke vor Ort können mit unserem Fachwissen auf jeden Fall dafür sorgen, dass unsere Kunden auf ihren Reisen für alle Fälle gewappnet sind und so einen hoffentlich unbeschwerten Urlaub genießen können. Bestenfalls geht es einem mit der Reiseapotheke so, wie mit dem berühmten Regenschirm. Wer ihn dabei hat, braucht ihn nicht! ;-)