Unser Darm im Stress – RDS (Reizdarmsyndrom)
Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und -krämpfe gehören zu den Symptomen des sogenannten Reizdarmsyndroms – RDS. In Deutschland sind von dieser Magen-Darm-Erkrankung circa 15 Millionen Menschen betroffen.
Bei einem RDS handelt es sich um eine funktionelle Störung des Verdauungstraktes, die länger als drei Monate vorliegt und mit Stuhlgangsveränderungen einhergeht. Die Lebensqualität Betroffener wird stark beeinträchtigt und weil Mediziner:innen oft keine organische Ursache für die Beschwerden feststellen können, werden die Patienten häufig als Hypochonder:in stigmatisiert, was neben den ohnehin unangenehmen Symptomen noch zusätzlich belastend ist und sogar zu depressiven Verstimmungen führen kann.
RDS – Reizdarmsyndrom: Das sind die Symptome
Typischerweise kommt es zu Bauchschmerzen und -beschwerden, die mit Durchfall, Blähungen und Verstopfung oder einer Mischung aus allen Symptomen einhergehen können. Die Art, Ausprägung und Dauer der Beschwerden sind individuell verschieden. Je nachdem Welche dominieren, wird zwischen vier Krankheitstypen unterschieden: Durchfall-, Verstopfungs-, Blähungs- und Schmerztyp, wobei es auch Mischtypen gibt. Ein RDS ist nicht gefährlich, dennoch ist der Gang zum Arzt bzw. zur Ärztin wichtig, damit nicht ernstere Darmerkrankungen wie Morbus Chron, Colitis ulcerosa, Darmkrebs, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Erkrankungen von Leber und/oder Magen übersehen werden.
Wodurch wird der Darm gereizt?
Die genauen Ursachen des RDS sind nicht bekannt. Meist kann bei Betroffenen eine stärkere Schmerzwahrnehmung (Hypersensitivität) und eine verminderte oder vermehrte Darmbeweglichkeit beobachtet werden. Es ist jedoch unklar, ob sie eine Ursache oder eine Folge der Erkrankung sind.
Eine Glutensensivität scheint beim Durchfalltyp ein ausschlaggebender Faktor zu sein. Auch ein überaktives Darmnervensystem (Darm-Hirn-Achse → Verbindung ZNS und Darmnervensystem), bakterielle Darminfekte mit Biofilmbildung auf der Darmschleimhaut, Veränderungen in der Darmflora, genetische Faktoren, eine Antibiotikatherapie und dauerhafte Entzündungen der Darmschleimhaut können ein Reizdarmsyndrom begünstigen. Auch wenn die Erkrankung oft mit Depression, Angststörung, Stress und psychischen Traumata einhergeht, ist das RDS definitiv kein psychisches Leiden.
Therapie bei einem Reizdarmsyndrom
Das RDS ist nicht heilbar, aber eine deutliche Linderung der Beschwerden ist möglich. Durch die unterschiedlichen Symptome, Auslöser und Individuen gibt es keinen einheitliche und allgemein gültige Therapie. Vielmehr ist ein multimodales Therapiekonzept, das sich nach der individuellen Symptomatik richtet, erforderlich. Oft ist es ein langer Weg, bis die Betroffenen herausgefunden haben, was Ihnen gut tut. Es kann hilfreich sein, über die Beschwerden ein Tagebuch zu führen, in dem die Art, Dauer und Auslöser der Symptome sowie Begleitfaktoren dokumentiert werden. So kann eine patientenindividuelle Therapie aus Medikamenten, bestimmten Ernährungsweisen, Entspannungsmethoden oder auch Psychotherapie entwickelt werden.
Durchfallbeschwerden
Steht der Durchfall im Vordergrund, kann kurzfristig (maximal zwei Tage ohne ärztliche Anweisung) der Wirkstoff Loperamid eingenommen werden, der die Darmbewegung hemmt. Auch Probiotika von diversen Anbietern (Kijimea Reizdarm von Synformulas, Innoval RDS von Microbiotica, alflorex von Medice, Omnibiotic 10 von Institut Allergosan, Probio-Cult von Syxyl, MyBIOTIK® Balance RDS von nutrimmun, etc.) können sowohl bei Durchfall als auch Verstopfung eingesetzt werden und Linderung bringen. Allerdings sollte bei Obstipation auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Flüssigkeit geachtet werden. Gut geeignet sind Präparate mit Flohsamenschalen, wie Mucofalk von Dr. Falk oder Fluxlon von Kademann Pharma. Bei stärkeren Beschwerden können auch Abführmittel mit Macrogol, Natriumpicosulfat oder Bisacodyl zum Einnehmen oder auch Miniklistiere sowie Zäpfchen mit Glycerol kurzfristig eingesetzt werden.
Bauchschmerzen und Blähungen
Wenn Bauchschmerzen und Blähungen im Vordergrund stehen, können Spasmolytika wie Butylscopolamin (Buscopan von Sanofi-Aventis), Kapseln mit Pfefferminzöl (Buscomint bei Reizdarm von Sanofi-Aventis, Sidroga Colophyt von Sidroga Gesellschaft für Gesundheitsprodukte) oder auch Präparate mit Pfefferminz- und Kümmelextrakt (Carmenthin von Schwabe Pharma) helfen. Laut der 2021 aktualisierten S3 Reizdarmleitlinie gilt gerade das pflanzliche Pfefferminzöl als „etabliertes, potentes Spasmolytikum mit 1A-Wirksamkeitsevidenz“. Entschäumer mit Simeticon wie Lefax (Bayer vital) oder sab simplex (Pfizer) können ebenfalls Linderung verschaffen. Für eine erfolgreiche Behandlung sollten die empfohlene Dosierung und Anwendungsdauer eingehalten werden.