Tag der Antworten: Overwiening kündigt neue Apothekenschließung an

Am Mittwoch gab die ABDA eine Pressekonferenz, auf der die Postkartenaktion im Vordergrund stand. Zusätzlich ging es um einen weiteren Protesttag rund um den Deutschen Apothekentag.

Seit einigen Monaten betreibt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) eine mehrstufige Protestkampagne, um die Politik und die Öffentlichkeit auf die Missstände in der Branche und insbesondere das Apothekensterben aufmerksam zu machen. Kürzlich lief die sogenannte Postkartenaktion, zu der die ABDA auf einer am Mittwochvormittag einberufenen Pressekonferenz in Berlin Bilanz zog. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening las mehrere handschriftlich und digital ausgefüllte Postkarten vor, die seit August bundesweit in Apotheken auslagen.

Insgesamt seien mehrere hunderttausend Postkarten eingegangen, auf denen Kundinnen und Kunden von Apotheken erklären, warum ihnen ihre Apotheke vor Ort so wichtig ist und warum sie sie keinesfalls missen möchten. „Ich bin gerührt und begeistert von den vielen, sehr persönlichen Worten von Kindern, Frauen und Männern, die ihre ganz eigene Sicht auf die Apotheke vor Ort auf die Postkarten geschrieben haben. Die Aussagen machen deutlich, dass die Bevölkerung auf uns nicht verzichten kann und will“, so Overwiening, die schnell deutlich machte, dass die Postkarten Teil einer größeren Aktion seien. 

Taugen die Postkarten als Druckmittel?

Denn die Zuschriften will die ABDA als Druckmittel gegenüber Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach einsetzen, der am 27. September zur Eröffnung des Deutschen Apothekertages (DAT) in Düsseldorf nun sechs Fragen zur Zukunft und Sicherung der Arzneimittelversorgung in Deutschland beantworten soll – am „Tag der Antworten“. Eine der Fragen lautet: Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass in Zukunft wichtige wirtschaftliche Faktoren, wie etwa die Inflation oder der Verbraucherpreisindex, in der Höhe des Apothekenhonorars regelmäßig berücksichtigt werden? Denn alleine der Verbraucherpreisindex sei seit der letzten Honoraranpassung im Jahr 2013 um rund 38 Prozent gestiegen.

Der Clou dabei: Die Landesapothekerverbände werden den Apotheken empfehlen, ihre Türen am 27. September zwischen 13 und 16 Uhr zu schließen, um die Rede des Ministers live per Videokonferenz zu verfolgen. Die Notdienstapotheken erhalten die Versorgung während der Protestaktion aufrecht. Den Worten von Lauterbach, der beim DAT selbst nur digital anwesend sein wird, werden also nicht „nur“ die Delegierten vor Ort lauschen, sondern womöglich mehrere Zehntausend Beschäftigte der Apotheken. Eine Kundgebung wie am 14. Juni werde es aber nicht geben.

ABDA-Präsidentin warnt vor Zusammenbruch der ambulanten Versorgung

Overwiening ist mit dem Verlauf der bisherigen ABDA-Kampagne zufrieden, beklagt aber das mangelnde Interesse der Politik, an dem Ist-Zustand konkret etwas zu verändern. „Leider weigert sich die Bundesregierung immer noch, das flächendeckende Netz unserer niedrigschwelligen Versorgung zu stabilisieren. Mit der Stimme der Patientinnen und Patienten im Rücken müssen wir die Zukunft der Apotheken also weiterhin einfordern. Zum Deutschen Apothekertag wollen wir dem Minister signalisieren, wie groß die Geschlossenheit der Kollegenschaft und wie groß der Handlungsbedarf ist. Deswegen stellen wir Karl Lauterbach heute sechs Fragen, die er am 27. September beantworten soll. Von Lieferengpässen über Gesundheitsdaten bis Apothekenhonorar – eine verantwortungsvolle Politik muss diese Herausforderungen annehmen, damit die ambulante Versorgung im Land nicht zusammenbricht.“
 
Ob der „Tag der Antworten“ helfen wird, die Situation der Apotheken wirklich zu verbessern, bleibt abzuwarten. Die Kampagne der ABDA trifft nicht überall auf Zustimmung. Besonders das Wording („Wir starten die nächste Eskalationsstufe“) passe nicht wirklich zu den einzelnen Aktionen. Auch unsere Apothekenspitzel:in ist der Meinung, dass man bei einer „Eskalation“ weit mehr erwarten dürfe als zum Beispiel Postkarten auszuteilen und vorzulesen. Die ABDA scheint hingegen weiter von ihrem Weg überzeugt zu sein.