Sieben Fakten zu Alkohol

Droge, Hilfsstoff, Konservierungsmittel: Alkohole haben verschiedene Funktionen und begegnen uns direkt oder indirekt im Alltag. Hier kommen die wichtigsten Fakten.

Chemisch betrachtet sind unter dem Begriff Alkohol organische Verbindungen zwischen einer oder mehreren Hydroxygruppen und aliphatischen C-Atomen zu verstehen. Methanol, Ethanol, Propanol etc. – wir kennen sie, die sogenannte homologe Reihe der Alkohole. Wenn wir Genussalkohol sprechen, ist immer Ethanol gemeint. Was kann Alkohol? Schauen wir mal genauer hin.

1 - Extraktionsmittel für Arzneipflanzen

Ohne Alkohole hätten wir höchstwahrscheinlich weitaus weniger pflanzliche Arzneimittel auf dem Markt. Denn der Hilfsstoff dient dazu, die pflanzlichen Inhaltsstoffe aus den Pflanzenteilen herauszulösen. Häufig werden dabei Methanol-Wasser- oder Ethanol-Wasser-Mischungen als Extraktionsmittel eingesetzt. So können dann Drogenauszüge hergestellt und weiterverarbeitet werden.

2 - Wechselwirkung: Alkohol verstärkt die Wirkung von Arzneimitteln

Alkohol interagiert auf sehr unterschiedliche Weise mit vielen häufig verwendeten Medikamenten wie Analgetika (Paracetamol, Opiate), Antibiotika, Antikoagulanzien, Antihistaminika, MAO-Hemmer, Nitroglycerin, Diuretika, Insulin, Eisen, Psychopharmaka und vielen anderen.

Es treten pharmakokinetische und pharmakodynamische Wechselwirkungen auf. So kann es beispielsweise zu Abbauverzögerungen und einem höheren Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, verzögerter Magenentleerung, Hemmung der Aldehyddehydrogenase (ALDH) und damit zu verstärkten Nebenwirkungen des Alkohols kommen.

Der Konsum von Alkohol, insbesondere ein chronischer, kann auch zu Elektrolytstörungen (z. B.  Hyponatriämie, Hypomagnesiämie und Hypokaliämie) führen. Auch ist bekannt, dass Hypertonie gehäufter auftritt. Bei der pharmazeutischen Beratung ist es daher wichtig auf diese Effekte von Alkohol hinzuweisen. Gegebenenfalls sollte im Rahmen der Therapie der Konsum vermieden bzw. eingeschränkt werden.

3 - Alkohol ist ein Zellgift: Was ist mit alkoholhaltigen Arzneimitteln?

Ein Glas Rotwein am Abend ist gut fürs Herz? Jein. Alkohol wirkt erwiesenermaßen zytotoxisch. Die positiven Effekte gehen auf die in den Trauben enthaltenen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe zurück. Insofern trifft diese Aussage nur halb zu. Für trockene Alkoholiker ist der Alkohol tabu, auch Schwangere, Stillende, Kinder und Menschen mit Epilepsie (Alkohol wirkt antikonvulsiv), Leber- und Hirnerkrankungen sollten ihn weitgehend meiden.

Alkohol kommt aber auch in pflanzlichen und homöopathischen Arzneimitteln vor, bei Befolgung der Dosierempfehlungen sind in der Regel keine schädlichen Effekte zu erwarten. Bekannt ist auch, dass Phytopharmaka zu sehr geringen maximalen Blutalkoholkonzentrationen führen. Bei trockenen Alkoholikern können aber schon geringste Mengen Ethanol zu einem Rückfall führen. Daher sollten diese Patient:innen auf ethanolhaltige Arzneimittel verzichten.

Laut Embryotox ist eine für die Schwangerschaft absolut sichere Alkoholdosis allerdings nicht bekannt. Im Zweifel kann es daher Sinn machen, auf eine alkoholfreie Medikation umzusteigen – insofern Alternativen vorhanden sind.

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt zudem, die Verabreichung von Ethanol an Kinder zu minimieren und erst bei einem ausgeglichenen Nutzen-Risiko-Verhältnis das Medikament zu applizieren. Alle pflanzlichen Arzneimittel, die Ethanol enthalten, sollten der EMA zufolge nicht bei Neugeborenen und Säuglingen unter zwei Jahren angewendet werden, es sei denn, es liegt eine ausreichende Begründung vor (z. B. Restlösungsmittel in Trockenextrakten).

4 - Mit Alkohol konservieren

Wie bei Lebensmitteln lassen sich auch Arzneimittel mit Alkohol stabilisieren und konservieren. Durch die Inaktivierung von Enzymen können Um- und Abbaureaktionen in den Zellen gehemmt werden. Dadurch werden die Präparate länger haltbar.

5 - Ethanolhaltige Rezepturen und Fertigarzneimittel

Alkohol und Wasser haben unterschiedliche Dichten. Dies muss in den Alkoholberechnungen in der Rezeptur berücksichtigt werden. Was bei der Alkoholverdünnung genau beachtet werden muss, kannst du hier nachlesen. Wenn Arzneimittel Alkohol enthalten, muss unter Umständen dazu ein Hinweis auf das Etikett. Die entsprechenden Werte für die Beschriftung müssen für jede Rezeptur berechnet werden.

Seit dem 1. Juni 2022 gibt es in diesem Zusammenhang neue Vorgaben. Bisher regelt die Arzneimittel-Warnhinweisverordnung (AMWarnV), dass bei ethanolhaltige Arzneimitteln zur inneren Anwendung, die in der maximalen Einzelgabe nach der Dosierungsanleitung 0,05 g bis 0,5 g Ethanol enthalten, ein Warnhinweis angebracht wird („Enthält ... Vol.-% Alkohol”). Bis Ende Juni 2025 dürfen Großhändler und Apotheken noch Fertigarzneimittel mit diesem Warnhinweis in den Verkehr bringen. Danach gelten bezüglich der Kennzeichnung die Vorgaben der Europäischen Gesundheitsbehörde (EMA).

In dem Zuge wurde § 14 der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) ergänzt. Rezepturarzneimittel müssen gemäß Absatz 1 Satz 5 Wirkstoffe nach Art und Menge und sonstige Bestandteile nach der Art sowie Angaben zur Konzentration oder zur Menge des sonstigen Bestandteils, soweit dies nach dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse erforderlich ist, auf den Behältnissen angeben. Künftig muss dann auf ethanolhaltigen Zubereitungen zum Einnehmen der Hinweis „enthält … mg Alkohol (Ethanol) pro Dosiereinheit/Dosiervolumen“ ersichtlich sein.

Der Alkoholhinweis ist insbesondere für trockene Alkoholiker, Schwangere, Stillende und Kinder von besonderer Bedeutung, aber auch wichtig für Menschen mit bestimmten Erkrankungen, die Alkohol vermeiden müssen.

6 - Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Alkoholkonsum

Bei gleicher konsumierter Alkoholmenge ist der zu erwartende Alkoholspiegel bei einer Frau etwas höher als bei einem Mann. Hintergrund ist, dass Frauen weniger Körperwasser und mehr Fettgewebe haben. Dadurch verteilt sich der Alkohol auf weniger Flüssigkeit. Wenn die Blutalkoholkonzentration berechnet wird, zieht man für das Verteilungsverhältnis (Verteilung zwischen Blut und Gesamtkörper) beim Mann den Wert 0,68 und bei der Frau 0,55 heran.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt für Frauen und Männer auch unterschiedliche Grenzwerte für einen riskanten Konsum an. Bei Frauen liegt er bei 20 g reinen Alkohol pro Tag, bei Männern sind es 40 g.

7 - Alkohol beeinflusst die männliche Fertilität

In zahlreichen Studien an Menschen und Tieren wurde über den Zusammenhang zwischen chronischem Alkoholkonsum und schlechter Samenqualität berichtet. Zur Beurteilung werden unter anderem die Alkoholmenge und die Häufigkeit des Konsums herangezogen. Bei Männern mit Kinderwunsch sollte daher der Alkoholkonsum kritisch hinterfragt werden. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung fördert die Fruchtbarkeit. Gegebenenfalls können auch Supplemente unterstützend eingesetzt werden.