Prostatakrebs: Die häufigste Krebsart unter Männern

Männer in Deutschland erkranken überdurchschnittlich häufig an Prostatakrebs. Der europäische Prostata-Tag am 15. September will einen Beitrag zur besseren Aufklärung leisten.

Der Prostatakrebs, auch als Prostatakarzinom bekannt, ist ein bösartiger Tumor in der Vorsteherdrüse des Mannes. Er ist in Deutschland unter Männern die häufigste Krebserkrankung, sondern auch die zweithäufigste Krebstodesursache. Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut (RKI) werden bundesweit pro Jahr etwa 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert, im Jahr 2019 gab es laut ZfKD 15.040 Sterbefälle, die auf Prostatakrebs zurückzuführen waren.

Im Jahr 2005 erklärten Urologen- und Patientenverbände den 15. September zum Europäischen Prostata-Tag, um auf diese Krebsart und insbesondere Vorsorgemaßnahmen aufmerksam zu machen. Damals wie heute lassen sich Männer seltener als Frauen vorsorglich untersuchen. Dabei ist eine Früherkennung die beste Maßnahme, um den Kampf gegen den Prostata-Krebs zu gewinnen.

Prostata zählt zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes 

Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist die Prostata oder Vorsteherdrüse eine etwa vier Zentimeter große Drüse mit der Form einer Walnuss. Sie ist direkt unterhalb der Harnblase zu finden und umschließt die Harnröhre, die den Urin von der Blase durch die Prostata und den Penis bis zur Eichel leitet. An der Rückseite grenzt sie an den Enddarm (Rektum). Bei einem zwanzigjährigen Mann hat die Prostata ein etwaiges Gewicht von 20 Gramm. Im Laufe des Lebens kann es bis auf über 100 Gramm anwachsen. Zusammen mit den Hoden gehört die Prostata zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes.

Die Hauptfunktion der Prostata ist, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, welche die Spermien transportiert. Diese Flüssigkeit ist für die Beweglichkeit der Spermien und somit für ihre Befruchtungsfähigkeit wichtig. Ein weiterer Teil der Samenflüssigkeit wird in den beiden Samenblasen produziert, die der Prostata außen aufliegen. Bei einer Ejakulation ziehen sich die Muskeln der Prostata zusammen und pressen die Flüssigkeit durch die zahlreichen Ausführgänge der Drüse in die Harnröhre. Zur gleichen Zeit werden auch die von den Samenblasen produzierten Sekrete und die aus den Hoden stammenden Spermien in die Harnröhre eingebracht. Im Bereich der Prostata laufen also Harn- und Samenwege zusammen.

Wachstum und Funktion der Prostata werden von Testosteron gesteuert, das hauptsächlich in den Hoden – zu einem geringen Teil aber auch in den Nebennieren – gebildet wird. Ohne die Stimulation durch das Hormon bleibt die Drüse unterentwickelt und bildet kein Sekret. „Die Tatsache, dass die Prostata dem Einfluss von Testosteron unterliegt, kann zur Behandlung des Prostatakrebses genutzt werden“, schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft.

PSA spielt eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung 

In der Vorsteherdrüse wird neben der Samenflüssigkeit eine Substanz namens PSA, kurz für Prostata-spezifisches Antigen, gebildet. Sie ist nicht nur in der Samenflüssigkeit, sondern auch im Blut nachweisbar. PSA spielt eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung von Prostatakrebs, da bei Prostatakrebs der PSA-Blutwert erhöht sein kann. 

Die Ursachen für die Entstehung des Prostatakarzinoms und die den Verlauf beeinflussenden Faktoren sind im Wesentlichen noch unbekannt. Das Alter gilt ein wichtiger Risikofaktor. Ab einem Alter von 50 aufwärts tritt die Krebsart häufiger auf. Auch jüngere Männer können allerdings betroffen sein. Laut einer aktuellen Studie ist in den drei Jahrzehnten seit 1990 die Zahl der Krebsdiagnosen bei unter 50-Jährigen weltweit um fast 80 Prozent gestiegen. Die meisten der 2019 erfassten Fälle entfielen auf Brustkrebs, berichtet eine internationale Forschungsgruppe im Fachblatt „BMJ Oncology“. Die schnellste Zunahme binnen der drei Jahrzehnte wurde demnach allerdings bei den Fallzahlen für Luftröhren- und Prostatakrebs verzeichnet. 

Männer schwarzafrikanischen Ursprungs erkranken dem RKI häufiger als Europäer und weiße Nordamerikaner, Asiaten sind selten betroffen. Eine Häufung der Erkrankung unter nahen Angehörigen ist inzwischen als Risikofaktor belegt. Zudem scheinen chronische Entzündungen der Prostata und sexuell übertragbare Erkrankungen das Prostatakrebsrisiko zu erhöhen. Zu lebensstil- oder umweltbezogenen Risikofaktoren gibt es wenig gesicherte Erkenntnisse. Ein normales Gewicht und ausreichende Bewegung könnten das Risiko für ein Prostatakarzinom jedoch verringern.

Gesetzliches Früherkennungsprogramm nutzen

Das gesetzliche Früherkennungsprogramm in Deutschland beinhaltet derzeit für Männer ab dem Alter von 45 Jahren einmal jährlich die Frage nach Beschwerden oder anderen gesundheitlichen Veränderungen, die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane sowie die Tastuntersuchung der Prostata und der Lymphknoten. Der PSA-Test im Blut ist nicht Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung, da der Nutzen eines bevölkerungsweiten PSA-Screenings bisher nicht zweifelsfrei belegt werden konnte.

Eine Vorsorgeuntersuchung ist auch deshalb so wichtig, weil es beim Prostatakrebs keine typischen Symptome gibt, die frühzeitig auf einen bösartigen Tumor hinweisen. Der Betroffene bekommt zunächst nichts mit. Beschwerden treten meist erst dann auf, wenn die Geschwulst so groß geworden ist, dass sie auf die Harnröhre übergreift oder aber wenn sich Tochtergeschwülste (Metastasen) außerhalb der Prostata, typischerweise im Knochen, gebildet haben.

Folgende Symptome können laut Deutscher Krebsgesellschaft auftreten:

  • Vermehrter Harndrang, insbesondere nachts
  • Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens
  • Unfähigkeit zu Urinieren (Harnverhaltung)
  • Schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • Schmerzhafte Ejakulation
  • Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
  • Starke Schmerzen im unteren Rückenbereich (Kreuzgegend), in Becken, Hüften oder Oberschenkeln (Ischiasschmerzen)
  • Weniger starke Erektion oder Impotenz
  • Verminderter Samenerguss

 

Auch wenn es sich in den meisten Fällen um Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung handelt, empfiehlt die Deutsche Krebsgesellschaft, in jedem Fall einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren, wenn eine oder mehrere dieser Beschwerden auftreten. Denn ob es sich um eine gut- oder bösartige Prostataveränderung handelt, kann nur ein Arzt oder eine Ärztin überprüfen. Für Prostatakrebs gilt: Je früher er festgestellt wird, desto besser sind die Chancen für eine vollständige Heilung.