Masken in der Apotheke: So steht es um ihre Schutzwirkung

Seit über zwei Jahren begleitet sie uns mittlerweile im Alltag: Die Maske. Zuletzt wurde die allgemeine Maskenpflicht ausgesetzt, doch viele schützen sich weiterhin. Was spricht jetzt noch für den Mund-Nasen-Schutz?

Seit wenigen Wochen gibt es keine gesetzliche Maskenpflicht mehr in den Apotheken, auch wenn der Mund- und Nasenschutz beispielsweise für das Betreten einer Arztpraxis weiterhin vorgeschrieben ist. Wenn ein:e Inhaber:in sie dennoch zum Schutz der Mitarbeiter:innen durchsetzen möchte, dann muss er/sie auf das Hausrecht pochen, was aber auch nicht immer von jedem Kunden verstanden wird. Doch ist das Tragen einer Maske überhaupt so wichtig, dass sich das Diskutieren mit uneinsichtigen Maskengegnern lohnt? Wie steht es genau um die Schutzwirkung von FFP2 oder OP-Maske im Vergleich zur Ansteckungsgefahr ohne Maske? Wie hoch ist eigentlich das Ansteckungsrisiko in der Apotheke, wenn ein Erkrankter keine Maske mehr tragen muss, wenn er sich beraten lässt? Hier erfährst du die wichtigsten Gründe, die dafürsprechen, der Maske nicht sofort abzuschwören, nur weil sie nicht mehr zwingend vorgeschrieben ist.

Ansteckungsrisiko trotz Maske?

Eine Forschungsarbeit des Max-Planck-Instituts (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen kann hier genauere Antworten geben. Untersucht wurde die Obergrenze für die Exposition, beziehungsweise das Infektionsrisiko zwischen zwei Menschen, die sich auf kurze Distanz unterhalten, wenn einer davon Corona-positiv ist. Das Ergebnis ist ebenso eindeutig wie erschreckend: Selbst mit einem Abstand von drei Metern – den man bei der Beratung von Patienten in der Apotheke üblicherweise nicht hat – liegt die Wahrscheinlichkeit sich dabei mit Corona zu infizieren, wenn man nicht durch eine Maske geschützt ist, nicht einmal fünf Minuten nach Gesprächsbeginn bei fast 100 Prozent. Tragen beide Personen dagegen eine gut ans Gesicht angepasste FFP2-Maske liegt das maximale Ansteckungsrisiko laut der Forschungsarbeit auch auf kurze Entfernung sogar nach 20 Minuten nur noch bei etwa 0,1 Prozent. Sitzen die Masken schlecht – sind also beispielsweise die Bügel nicht individuell angepasst – liegt das Ansteckungsrisiko bei gleicher Distanz und gleicher Dauer bei etwa 4 Prozent. Tragen beide eine OP-Maske, dann liegt das Infektionsrisiko bei 10 Prozent – schlechter als bei einer nicht optimal sitzenden FFP2-Maske, aber besser als gar nichts.

Doch was bedeutet das für die Infektionsgefahr in der Apotheke? Was, wenn die gesunde Person eine Maske trägt (also beispielsweise du selbst) und ein infizierter Kunde kommt ohne Maske in die Apotheke und wird von dir längere Zeit beraten? Dann steckt er andere Kunden, die ebenfalls ohne Maske einkaufen und sich in einer Distanz von etwa drei Metern zum Infizierten Kunden aufhalten nach fünf Minuten quasi sicher an. Trägst du selbst eine OP-Maske und befindest dich auf 1,5 m Distanz (was in etwa der typischen Distanz am HV-Tisch entspricht), dann hast du dich nach etwa 20 Minuten auch zu 90 Prozent angesteckt. Bist du FFP2-Träger könntest du dagegen den Kunden bis zu einer Stunde lang beraten und würdest dich trotzdem nur zu 20 Prozent dabei anstecken.

Weiterhin Maskenpflicht in Apotheken: Das Hausrecht

Vor diesem Hintergrund lässt sich eine Maskenpflicht auf der Basis des Hausrechts auch den Kunden recht gut erklären, die sich bereits auf die Maskenbefreiung beim Einkaufen gefreut haben. In eine Apotheke kommen auch viele Kunden, die immunsupprimiert sind, die multiple Vorerkrankungen haben und durch eine Coronaerkrankung gefährdet wären. Sie gilt es zu schützen. Auch kann eine Apotheke ihrem Versorgungsauftrag für die Bevölkerung nicht mehr gerecht werden, wenn die Angestellten immer wieder coronakrank zu Hause bleiben müssen. Dieses Hausrecht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert. Der/die Inhaber:in kann mit seiner/ihrer Apotheke nach Belieben verfahren, wenn hier nicht das Gesetz oder die Rechte Dritter entgegenstehen. Er/sie hat das Recht, sich gegen Störungen seines Besitzes zu wehren. Ein Kunde der sich weigert, eine Maske zu tragen, aber auf sein Recht pocht, dass ihm die verordneten Medikamente ausgehändigt werden (Kontrahierungszwang), der dürfte auch an der Notdienstklappe oder auf der Straße bedient werden. Arbeitgeber:innen dürfen auch von ihrem Personal verlangen, eine Maske zu tragen um einer hohen Zahl an Krankschreibungen aus dem Weg zu gehen.

Bereits vor dem offiziellen Ende der Maskenpflicht hatte unter anderem auch der Apothekerverband Nordrhein die Beibehaltung der Maskenpflicht in Apotheken gefordert, doch er war nicht gehört worden. Auch die ABDA selbst hatte im Gesetzgebungsverfahren angeregt, dass die Apotheken in die Basismaßnahme zur Maskenpflicht einbezogen werden sollten. Doch weder der Schutz besonders vulnerabler Personen noch der Hinweis darauf, dass die Funktionsfähigkeit anderer Bereiche der kritischen Infrastruktur durch den Wegfall gefährdet sein würde, konnte hier offenbar überzeugen. Sie gilt generell nur noch für Menschen, die sich in Krankenhäusern, Einrichtungen für ambulantes Operieren, Dialyseeinrichtungen, Tageskliniken, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Arztpraxen, Zahnarztpraxen und voll- oder teilstationären Einrichtungen zur Betreuung und Unterbringung älterer, behinderter oder pflegebedürftiger Menschen oder vergleichbaren Einrichtungen aufhalten.

Laut einer Umfrage der Deutschen Apotheker Zeitung setzen die meisten Apotheken auch weiterhin auf die Sicherheit, die ihnen die Masken bringen. Über 75 Prozent aller Apotheken bleiben beim Maske-tragen im HV und über die Hälfte der befragten Apotheken bitten auch ihre Kundschaft beispielsweise per Aushang darum, sich und andere weiterhin durch das Tragen einer Maske vor einer Corona-Infektion zu schützen. Wie man an der oben erwähnten Studie unschwer erkennen kann, ist es gerade jetzt sinnvoll, sich auch zukünftig daran zu halten, so lange eine solch ansteckende Variante wie Omikron im Umlauf ist.

Wie handhabt ihr es in der Apotheke? Habt ihr regelmäßig mit Kund:innen zu tun, die das Tragen einer Maske strikt ablehnen? Wenn ja, wie geht ihr damit um?