PCR-Test in der Apotheke: Zufriedener Inhaber, dankbare Kundschaft

<p>PCR-Tests in Apotheken anbieten – macht das Sinn? Es macht, wie AMIRA in einem ausführlichen Gespräch mit einem Apotheker aus Süddeutschland erfuhr. Wenn man's richtig angeht…</p>

Thomas von Künsberg Sarre bezeichnet sich selbst als unternehmerisch orientierten Apotheker. In den Landkreisen Rems-Murr und Esslingen bei Stuttgart, Baden-Württemberg, betreibt er gleich vier Apotheken, in denen er und sein Team auch PCR-Tests zur Diagnose von Covid-19 anbieten. Was ihn zum Aufbau dieses Angebots motivierte und ob seine Erwartungen erfüllt wurden, darüber gab er uns Auskunft, während er im TGV nach Paris unterwegs war.

 

AMIRA: Herr von Künsberg Sarre, Sie bieten PCR-Tests in Ihrer Apotheke an. Warum haben Sie in diese Ausstattung investiert?

von Künsberg Sarre: Wir haben die teureren PCR-Geräte aus zwei Gründen bewusst gekauft. Erstens bieten sie uns die Möglichkeit, nicht nur eine qualitative Aussage im Sinne von „positiv“ oder „negativ“ zu machen, sondern auch eine quantitative Aussage zu tätigen, nämlich die Virenlast mittels ct-Wert zu bestimmen. Zweitens können diese aufwändigeren Geräte auch für den Nachweis anderer Erkrankungen eingesetzt werden. Wir planen zum Beispiel, ab dem 1. Dezember zusätzlich auch Influenza-Nachweise anzubieten.

AMIRA: Wieviel mussten Sie für Ihr PCR-Labor investieren?

von Künsberg Sarre: Am Anfang kostete die Ausstattung rund 20.000 Euro, dann sind die Preise zurückgegangen, und jetzt ist man mit rund 6.500 Euro dabei. Die Firmen verdienen aber nicht mit den Geräten, sondern mit den Enzymmischungen, die man pro Test extra kaufen muss. Genauso wie eine Druckerfirma an den Druckerpatronen verdient.

AMIRA: Waren in Ihrer Apotheke größere Umstrukturierungen erforderlich, zum Beispiel bei der Qualifizierung und Abstellung von Personal?

Komplett neues Geschäftsfeld aufgesetzt

von Künsberg Sarre: Unserer Mitarbeiter sind höchst effizient eingesetzt, daher konnten wir die zusätzlichen Dienstleistungen rund ums Testen nicht mit der Stammmannschaft anbieten. Wir haben extra Personen eingestellt und geschult. Ja, es war ein Riesenaufwand, weil man neben dem Apotheken-Alltagsgeschäft ein komplett neues Geschäftsfeld aufgesetzt hat.

AMIRA: Sie haben vier Apotheken, wie viele Angestellte sind Ihren Offizinen jeweils mit der Durchführung der Tests befasst?

von Künsberg Sarre: Pro Apotheke circa zehn Teilzeitkräfte.

AMIRA: Neben dem Personal muss sicherlich auch die Örtlichkeit geeignet sein. Brauchen Sie einen eigenen Raum, oder lässt sich das Equipment in vorhandene Räumlichkeiten integrieren?

von Künsberg Sarre: In der Offizin ist das Testen nicht darstellbar. Wir haben in unseren Apotheken Raum geschaffen oder Räume zusätzlich angemietet. Außerdem achten wir peinlich genau darauf, dass alle Prozesse – wie gefordert – im Qualitäts-Management-System dokumentiert werden.

AMIRA: Ganz schön viel Aufwand. Warum haben Sie dennoch das Angebot, in Ihrer Apotheke PCR-Tests anzubieten, aus der Taufe gehoben?

von Künsberg Sarre: In erster Linie wollte ich die Nachfrage, die plötzlich da war, bedienen können. Das war gleichsam die kaufmännische Ebene, die eine Rolle spielte. Bei der Frage: „Soll ich mir all den Aufwand antun?“ ließ ich mich eher vom heilberuflichen Motiv leiten, dass ich meinen Beitrag leisten wollte, damit wir die Epidemie möglichst schnell wieder in Griff bekommen. Letztlich hat sich dann herausgestellt, dass das Anbieten von PCR-Tests äußerst lukrativ ist, wofür ich dankbar bin, weil wir im Kerngeschäft immer weniger verdienen.

 

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Hoher Aufwand, aber auch hohe Zufriedenheit

AMIRA: Daraus darf man schließen, dass das Angebot gut angenommen wird und Sie zufrieden mit der Kundennachfrage sind…

von Künsberg Sarre: Sehr zufrieden! Und man hat auch so viel Dankbarkeit von den getesteten Personen erfahren. Die Menschen haben aktiv kommuniziert, wie dankbar sind, dass es eine Apotheke vor Ort gibt. Sehr vielen ist wieder einmal bewusst geworden, dass eine Versand-Apotheke uns nicht ersetzen kann. Das war natürlich gut fürs eigene Gemüt.

AMIRA: Und sind Sie auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht zufrieden?

von Künsberg Sarre: Kurz und bündig: Ja.

AMIRA: Rechnen Sie damit, dass PCR-Tests über den kommenden Winter zunehmen werden?

von Künsberg Sarre: Eher nicht. Wir sind am Ende der Epidemie und haben jetzt eine endemische Entwicklung. Immer mehr Menschgen tragen, ohne es zu wissen, das Virus in sich und entwickeln dadurch eine Resistenz. Corona hat seinen Schrecken verloren.

AMIRA: Also haben PCR-Tests in den kommenden Jahren gar keine Berechtigung mehr?

von Künsberg Sarre: Doch, aber nur für vulnerable Gruppen und für die Menschen, die sie betreuen. PCR-Tests sind aufgrund der hohen Sensitivität völlig ungeeignet für Massentestungen oder Screenings.

Externe Kooperationspartner sorgen für zusätzliche Erlöse

AMIRA: Dann macht es aus betriebswirtschaftlicher Sicht doch sicherlich Sinn, sich nicht nur auf „Laufkundschaft“ zu stützen, sondern mit Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten, etwa Krankenhäusern in der Nähe. Bieten Sie so etwas an, führen Sie in Ihren Apotheken Tests für Dritte durch?

von Künsberg Sarre: Ja, es gibt einige öffentliche und private Einrichtungen, die uns anlassbezogen oder auf regelmäßiger Basis buchen. Solchen Einrichtungen muss man natürlich die Information geben, dass eine Apotheke vor Ort auch PCR-Tests anbietet. Der wichtigste Grund, aus dem wir gebucht werden, ist unsere Geschwindigkeit. Bei uns hat man sein Ergebnis in der Regel innerhalb von sechs Stunden – auf jeden Fall am selben Tag.

AMIRA: Jetzt sind ein paar Tipps von Ihnen gefragt, nämlich: Was raten Sie Apotheken, die interessiert sind, selbst PCR-Tests anzubieten?

von Künsberg Sarre: Der Apothekeninhaber braucht freie Valenzen und darf nicht komplett im Apothekenalltag eingebunden sein. Natürlich braucht man auch die Zeit, alles durchzudenken und zu organisieren. Letztlich muss man ständig dahinter her sein, die Qualität aufrechtzuerhalten. Die hohe Sensitivität der PCR-Tests bedeutet hohe Fehleranfälligkeit. Das ist eine Sisyphus-Arbeit und die nimmt man nur auf sich, wenn man bereit ist, ganz tief in die PCR-Technologie einzusteigen. Aber wie gesagt: Es lohnt sich für Apotheke und Patient gleichermaßen.

Kostenfreies PCR-Testkit über das AMIRA-Partnerprogramm erhalten

Wie interessierte Apotheker an das komplette Equipment zur Durchführung von PCR-Tests gelangen, haben wir in diesem Beitrag zum AMIRA-Partnerprogramm dargestellt. Die Besonderheit des dort vorgestellten Labors: Es ist – was die zum Testen benötigte Hardware angeht – vollständig kostenfrei. Lediglich die benötigten Reagenzien sind, wie auch Interview erwähnt, von den Apotheken käuflich zu erwerben. Aber wie gesagt: Das Labor selbst kostet nichts. Wer darin einen Anreiz sieht – und wer täte das nicht? – sollte sich den verlinkten Artikel ansehen, darin sind auch die Kontakt-Informationen zu finden.

 

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