Long Covid: „Seit ich Corona hatte, bin ich ständig krank“

Fragen rund um Long und Post Covid sind in der Apotheke sehr häufig zu hören. Besonders die erhöhte Infektanfälligkeit und deren Folgen machen vielen Menschen zu schaffen. Das berichtet PTA Veronika Wagner aus ihrem Apothekenalltag.

Ein Kunde kommt zu uns in die Apotheke und fragt: „Haben Sie etwas Gutes für mein Immunsystem? Seit ich dieses Corona hatte, werde ich gar nicht mehr gesund. Ich bin ständig krank. Aber die Tests sind immer negativ. Das war doch früher nicht so?!“. Diese Situation dürften viele Kolleginnen und Kollegen schon erlebt haben.

Und nein, das war früher tatsächlich nicht so. Wir hören immer wieder von gesunden, fitten Leuten, die durch eine Corona-Infektion sehr krankheitsanfällig geworden sind, nicht mehr recht auf die Beine kommen, weniger belastbar sind sowie über andauernde Müdigkeit und Erschöpfung klagen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Covid-Infektion verschleppt wurde, denn durch die Quarantänemaßnahmen waren die Patientinnen und Patienten gezwungen, sich auszukurieren. Auch unser Kunde war nach einer Woche Quarantäne im Sommer wieder negativ und „gesund“. Dann ging es los mit einer Erkältung, einem Magen-Darm-Infekt, einer Sinusitis, einer Magenverstimmung usw.

Long Covid oder Post Covid?

Long Covid ist ein Überbegriff für Symptome, die länger als vier Wochen nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten oder fortbestehen, also Langzeitfolgen. Vom Post Covid spricht man, wenn Long Covid-Beschwerden nach drei Monaten noch bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren. Das Post-Covid-Syndrom (PCS) fasst Long Covid und Post Covid zusammen. Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit (Fatigue), Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen, Fieber, Kurzatmigkeit, depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit, Husten, Muskelschmerzen sowie Schlaf-, Geschmacks- und Geruchsstörungen können bei Long Covid vorkommen. Typisch ist auch ein wellenförmiger Verlauf der Beschwerden. Betroffene fühlen sich mal besser, mal schlechter.

Bislang ist noch nicht genau geklärt, warum manche an PCS leiden und andere nicht. Es gibt lediglich Erklärungsversuche. Genauso kann nicht vorhergesagt werden, wen PCS trifft. Es können Patienten mit leichtem Verlauf erkranken, wogegen es nach einem schweren Verlauf nicht zwingend dazu kommt. Diabetes-, Adipositas-, Asthma- und Hypertonie-Erkrankte sind häufiger betroffen, aber es kann auch vollkommen Gesunde erwischen. Frauen erkranken häufiger als Männer und Erwachsene öfter als Kinder oder Jugendliche. Insgesamt gibt es zu diesem neuartigen Krankheitsbild PCS erst wenig gesichertes Wissen, aber viele interessante Forschungsansätze und Hypothesen.

Woher kommt das geschwächte Immunsystem?

Forscherinnen und Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben beobachtet, dass als Folge einer SARS-CoV-2 Infektion die Anzahl und auch Funktionsfähigkeit der sogenannten dendritischen Zellen im Blut stark abnimmt. Diese lösen normalerweise eine Immunantwort gegen Erreger durch eine Aktivierung der T-Zellen aus. Die T-Zellen unterstützen die Bildung von Antikörpern durch B-Zellen. Es wird vermutet, dass der Körper versucht, so inflammatorische Vorgänge (Zytokinstürme) herunter zu regulieren. Dadurch könnten Betroffene während und unmittelbar nach einer Covid-19-Erkrankung nach Ansicht der Forscher anfälliger für Sekundärinfektionen sein.

Als Nächstes soll untersucht werden, ob diese Effekte auch bei Langzeitbeschwerden nach SARS-CoV-2- Infektionen eine Rolle spielen. Das wäre eine mögliche Erklärung für die gesteigerte Infektanfälligkeit.

So kann das Immunsystem unterstützt werden

Es ist davon auszugehen, dass sich das Immunsystem wieder

erholt. Bis dahin sollten die Abwehrkräfte durch bestimmte Maßnahmen oder eine Änderung des Lebenswandels unterstützt werden. Hierzu zählen unter anderem eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichend Nährstoffen und viel Flüssigkeit, ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft sowie die Reduktion von Stress, Übergewicht, Tabak- und Alkoholkonsum. Außerdem können in den Wintermonaten Zink, Vitamin D und – für körperlich sehr beanspruchte Personen – auch Vitamin C supplementiert werden.

Auch die in Coronazeiten erlernten Hygieneregeln (Meiden großer Menschenansammlungen, Einhaltung der Niesetikette, gründliches Händewaschen) entlasten unser Immunsystem. Und sollte es dennoch zu einem Infekt gekommen sein, ist AMIRA sich sicher: Ihr werdet – ebenso wie Veronika – die passenden Präparate aus eurer Apotheke zur Linderung der Beschwerden empfehlen können …

Extrahiert

- Viele Covid-Betroffene berichten nach Überwindung der Erkrankung von Beschwerden, die unter dem Post-Covid-Syndrom (PCS) zusammengefasst werden können.

- Wer das PCS entwickelt, ist nicht vorherzusagen. Frauen sind jedoch häufiger betroffen als Männer.

- Worauf PCS und erhöhte Infektanfälligkeit nach Covid zurückzuführen sind, steht noch nicht fest.