Vierte Covid-Impfung – das Für und Wider

Die Menschen feiern wieder: Viele von uns kommen auf Messen, Festivals, Konzerten und bei Sportevents zusammen. Dabei stellt sich auch die Frage, ob eine vierte Impfung sinnvoll ist. Wir klären auf.

Das diesjährige Münchner Oktoberfest – das Größte seiner Art – lockte nach zwei Jahren Zwangspause ca. 5,7 Millionen Besucher und Besucherinnen nach München. Das waren rund 60.0000 Menschen weniger als im Jahr 2019, was aber nur am schlechten Wetter gelegen habe, wenn man den Veranstaltern glaubt. Möglicherweise waren einige auch wegen der steigenden Covid-Inzidenzen verunsichert. Oder grübelten über der Frage, ob sie sich zunächst ein viertes Mal impfen lassen sollen.

Gibt es noch Corona? Oder ist die Pandemie schon vorbei?

Covid-19 mit seinen aktuellen Virusvarianten BA.4 und BA5 ist noch da und nimmt seit Herbstbeginn Fahrt auf. Nach dem Pandemieradar des Robert-Koch-Instituts lag die bundesweite 7-Tage-Inzidenz Mitte September bei rund 270, stieg bis zum 12. Oktober auf 883, um in der Woche danach (18. Oktober) auf 687 zu sinken. Viele Menschen, ob geimpft oder ungeimpft, erkranken leicht – vergleichbar mit einer Erkältung – und sind nach ein paar Tagen häuslicher Quarantäne wieder fit und weisen einen negativen Corona-Test auf. Schwere Verläufe gibt es bei Immungesunden kaum, allerdings berichten die deutschen Krankenhäuser wieder von vielen mit Corona-Kranken belegten Betten. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die Impfungen besser vor schweren Verläufen als vor Ansteckung schützen.

Das bringt die kalte Jahreszeit

Expertinnen und Experten rechnen mit hohen Inzidenzen im Winter, allerdings mit milden Verläufen, da in der Bevölkerung eine größere Immunität herrscht als im Vorjahr. Größere Sorge bereitet ihnen die kommende Influenzawelle, da das Immunsystem der Bevölkerung durch die Schutzmaßnahmen aus dem Training geraten ist. In den vergangenen zwei Jahren war die Zahl der Influenzafälle im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erniedrigt.

So sehen die aktuellen Impfempfehlungen aus

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt eine zweite Boosterimpfung (insgesamt betrachtet eine vierte Impfung) im Abstand von sechs Monaten nach der letzten Impfung oder Infektion für alle Personen ab 60 Jahren, für Personen ab zwölf Jahren mit erhöhtem Risiko (Immundefizienz oder Grunderkrankung), Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen, Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen sowie Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko. Bei besonders gefährdeten Personen (z. B. Hochbetagte, Personen mit Immundefizienz) könne es sinnvoll sein, nach Berücksichtigung des Gesundheitszustands und des individuellen Erkrankungsrisikos einen weiteren Booster (fünfte Impfung) zu verabreichen.

Für die Auffrischungsimpfungen sollen vorzugsweise die neuen an Omicron adaptierten bivalenten Impfstoffe Comirnaty Original/Omicron BA.1, Comirnaty Original/Omicron BA.4-5 (Biontech) sowie Spikevax Omicron BA.1 adaptierter Impfstoff (Moderna) verwendet werden. Letzterer ist ab 30 Jahren zugelassen. Laut STIKO können auch die bisherigen monovalenten m-RNA Impfstoffe weiterhin eingesetzt werden.

Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hingegen empfiehlt eine vierte Corona-Impfung für alle Immungesunden ab zwölf Jahren mit einem adaptierten, bivalenten Impfstoff. Allerdings sollen die Impfstoffe, die an die Omicron Subvarianten BA.4 und BA.5 angepasst sind, vor den Impfstoffen, die an die Omicron Subvariante BA.1 angepasst sind, bevorzugt werden. Auch Kinder ab fünf Jahren können laut SIKO mit einem bivalenten Impfstoff geboostert werden.

Viel hilft viel – auch beim Impfen?

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass eine Auffrischungsimpfung zu einer quantitativen und qualitativen Verbesserung des Immungedächtnisses gegen das Corona-Virus führt. Dieser Effekt lässt sich durch weitere Booster aber nicht potenzieren. Ob das zum Beispiel an einer gewissen „Übersättigung“ liegt, am immunologischen Phänomen der sogenannten antigenen „Erbsünde“ oder an der Tatsache, dass die bestehenden Antikörper das neu gebildete Antigen (durch die Impfung) sofort abfangen und neutralisieren, bevor es zu einer erneuten Immunreaktion kommt, ist nach derzeitigem Wissensstand unklar. Auch die Effekte der adaptierten bivalenten Impfstoffe im Vergleich zu den Monovalenten haben sich als nicht so gravierend erwiesen, wie erhofft. So führt der Comirnaty Original/OmicronBA.1 im Vergleich zu dem monovalenten Comirnaty lediglich zu 1,5 bis zweifach erhöhten Antikörpertitern.

Was bleibt angesichts dieser Lage als Empfehlung? Am ehesten dies: Aufgrund der vielen Ungewissheiten sollte eine Entscheidung zur vierten Impfung zusammen mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens unter Einbeziehung des individuellen Gesundheitszustandes nach einer intensiven Nutzen-Risiko Bewertung getroffen werden.

Extrahiert:

- Der Herbst wird höhere Inzidenzen bringen, sagen Expertinnen und Experten.

- Auch Booster-Impfungen schützen eher vor schweren Verläufen als vor Ansteckung.

- Die STIKO empfiehlt Booster-Shots für alle über 60-Jährigen, vorzugsweise mit adaptierten Impfstoffen.

AMIRA fragt: Wie sieht es bei euch aus? Zieht ihr die 4. Booster-Impfung in Betracht? Oder fühlt ihr euch auch mit eurem jetzigen Impfstatus gut geschützt? Wir freuen uns auf eure Antworten.