Arbeiten: Ist die Apotheke familienfreundlich?

Familie und Job unter einen Hut zu bringen, kann herausfordernd sein. Die Apotheken geben häufig vor, familienfreundliche Arbeitgeberinnen zu sein. Doch stimmt das wirklich?

„Von 4 bis 40 Stunden pro Woche lassen sich verschiedene Arbeitsmodelle zusammenstellen“, liest man häufig in den Stellenangeboten der Apothekerkammern. Da ist nicht nur zutreffend, sondern ein klarer Vorteil der öffentlichen Apotheke. Für jedes pharmazeutische Talent gibt es normalerweise einen geeigneten Arbeitsplatz mit der gewünschten Stundenzahl. Interessenten einer Vollzeit-Tätigkeit kommen genauso auf ihre Kosten, wie solche, die nur auf Minijob-Basis, nur samstags oder nur die Notdienste übernehmen möchten.

Vor allem Apothekenangestellte mit (Klein-)Kindern schätzen die Möglichkeit einer Teilzeit-Tätigkeit in der Apotheke sehr, dabei sind familienfreundliche Arbeitszeiten und -bedingungen von großer Bedeutung. Aber auch von Mitarbeitenden, die beispielsweise aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr arbeiten wollen oder können, wird dies gerne genutzt. Außerdem steht eine geregelte Work-Life-Balance zunehmend im Fokus und wird von Angestellten explizit gefordert.

Das magische Wort: Kinderbetreuung

Generell gibt es viele Möglichkeiten der Teilzeitbeschäftigung und überall liest man, dass die Apotheke eine familienfreundliche Arbeitgeberin sei. Doch im Austausch mit Kolleginnen beobachte ich häufig, dass das nicht immer der Fall ist. Denn lange Öffnungszeiten bedeuten auch mal lange oder späte Schichten, für Familien mit Kindern ist das nicht immer ideal, vor allem, wenn keine Kinderbetreuung in den Abendstunden gewährleistet ist. Bevor jetzt alle aufstehen und sagen: Es gibt noch den Vater, der bitteschön auch mal die Betreuung übernehmen sollte...! Ja, das stimmt und steht nicht zur Diskussion. Aber wenn dieser dann beispielsweise im Schichtdienst arbeitet, wird es auch schwierig.

Zudem sind unterstützende Familienmitglieder wie Oma, Opa und Tante auch nicht immer in greifbarer Nähe und müssen häufig noch selbst in Vollzeit arbeiten. Weiterhin fehlen auch Betreuungsplätze, unter anderem weil auch dort pädagogisches Personal fehlt. Wenn es dann Betreuungsmöglichkeiten gibt, gehen diese „nur“ bis in den späten Nachmittag. Sie sind eben ausgerichtet auf Bürojobs. Andererseits ist es möglich, samstags viele Stunden abzuarbeiten, wenn die Betreuung des Kindes oder der Kinder gesichert ist. Ein Segen für viele Mütter, die langsam wieder in den Beruf einsteigen wollen.

Müssen Kinderlose immer die Spätschichten übernehmen?

Nein, natürlich ist das gesetzlich nicht vorgeschrieben. Aber nicht selten wird von kinderlosen Frauen erwartet, dass sie doch selbstverständlich in der Spätschicht arbeiten sollen, schließlich haben sie ja keine Kinder, die sie abholen müssen. Letzteres mag stimmen, allerdings wollen auch kinderlose Angestellte mal nachmittags frei haben oder haben da Termine.

Angestellte mit Kindern wollen verständlicherweise immer dann arbeiten, wenn sie sich keine Gedanken um die Kinderbetreuung machen müssen. Der Fairness halber wird aber auch von ihnen erwartet, dass sie auch mal nachmittags arbeiten. Insbesondere bei Allerziehenden kann das eine große Herausforderung sein, wenn wirklich überhaupt keine Bezugspersonen da ist, die das Kind betreuen kann.

Kommunikation ist A und O

Die gewünschten Arbeitszeiten sollten im Vorfeld mit der Arbeitgeberin besprochen werden. Hierbei ist ein realistischer Blick von Vorteil: Welche Zeiten kann ich problemlos abdecken? Wann und wo könnte es Schwierigkeiten geben? Nicht einhaltbare Versprechen sind genauso „doof“ wie ständiges „Einspringen-Müssen“.

Fazit

Im Team lassen sich oftmals Lösungen finden. Es gibt auch Leute, die ausschlafen und später mit der Arbeit beginnen wollen. Genauso ist es verständlich, dass Mütter nach der Abgabe des Kindes in der Betreuungseinrichtungen direkt den Kittel anhaben wollen. Daher trifft es dieser Satz ganz gut: Nur Redenden kann geholfen werden.

Apotheken haben im Allgemeinen sowohl familienfreundliche (z. B. flexible Teilzeit-Optionen, zum Teil zwei Stunden Mittagspause), als auch -unfreundliche Arbeitsbedingungen (z. B. lange Öffnungszeiten und späte Schichten, Notdienste). Hier gilt es Prioritäten zu setzen, die für sich passende Stelle zu finden und den eigenen Arbeitsplatz dementsprechend zu gestalten.

AMIRA fragt: Wie handhabt ihr die Dienste in der Apotheke? Wer übernimmt die Spätschicht? Arbeiten Mütter nur vormittags? Teile deine Erfahrungen mit Kolleg:innen!