Apothekengezwitscher: Zwischen Arzt und Apotheker

In der Kommunikation zwischen Arzt und Apothekenmitarbeitenden läuft nicht immer alles rund. Unsere Apothekenspitzel:in berichtet von fehlerhaften Rezepten und dem mangelnden Vertrauen in die Expertise der Apotheken.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Ärzte sich beim Verschreiben von Medikamenten nur wenige Gedanken über uns und unsere Arbeit in der Apotheke machen. Wie häufig kam es schon vor, dass Medikamente verschrieben worden sind, die gar nicht zusammenpassen? Auch Anwendungshinweise werden den Patienten gegenüber in der Arztpraxis nur selten ausgesprochen. Natürlich sind wir hierfür die Spezialisten vor Ort, die Ärzte hingegen die Experten für Krankheiten und deren Diagnose. Aber es kommt mir häufig so vor, als würden wir in der Apotheke von einigen Patienten und Patientinnen nicht als Experten wahrgenommen werden, sondern lediglich als Verkäufer. Der Arzt hat die Ahnung, wir haben die Medikamente. In dieser Hinsicht muss meiner Meinung nach noch viel Aufklärungsarbeit innerhalb des Gesundheitssektors geschehen.

Es kommt natürlich auch immer auf den jeweiligen Arzt an und ich möchte gar nicht alle über einen Kamm scheren. Viele der Ärzte in der Umgebung unserer Apotheke sind super kooperativ und freundlich – und vor allem kompetent. Wenn ich mal in einer Praxis anrufen muss oder eine meiner Kolleginnen, erhalten wir immer sehr genaue Auskünfte. Es kommt aber schon mal vor, dass vergessen wird, die individuelle Dosierung für den Patienten oder die Stärke des Medikamentes aufzuschreiben. Oder: Es werden Medikamente verschrieben und wenn ich einen Blick in die Bestellhistorie der jeweiligen Kunden werfe, sehe ich dann Präparate mit Wirkstoffen, die für die Anwendung kontraindiziert sind. In den meisten Fällen reicht hier ein aufklärendes Gespräch mit dem Patienten. Wenn wir doch mal beim Arzt nachhaken müssen, ist der Fehler in den meisten Fällen auch schnell aus der Welt geschafft.

Vor einigen Jahren habe ich in einer kleinen Dorfapotheke mein Praktikum gemacht und habe mich dort immer gewundert, wenn auf dem Rezept ganz konkrete Präparate standen bei Wirkstoffen, die es in vielfacher Ausführung auf dem Markt gibt. Meistens waren es auch ziemliche Nischenmarken und ich habe darüber spekuliert, was für eigenartige Verträge dahinterstecken. Oder wollten die uns absichtlich irritieren und deshalb Präparate verschreiben, die wir unmöglich auf Lager haben können? An sich alles kein Problem, außer aber, man hat solche Kunden und Kundinnen vor sich stehen, die das Rezept im Vorfeld genauestens studiert haben und dann nicht glauben wollen, dass sich die Präparate nicht voneinander unterscheiden. „Aber meine Ärztin hat aufgeschrieben…“ – Diese Diskussionen mussten wir sicher alle schon einmal führen. Schlussendlich sorgen wir aber immer dafür, dass jeder Kunde und jede Kundin am Ende des Tages das passende Medikament in den Händen hält. Ob sie mit ihren Zweifeln hinterher nochmal Rat in der Arztpraxis suchen?

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker – so sagt man es ja nicht ohne Grund.