Low-FODMAP: Dem Reizdarm Kontra geben
In Deutschland leiden circa 15 Prozent der Menschen unter dem Reizdarmsyndrom, unter dem eine Vielzahl von Beschwerden zusammengefasst wird. Zur Bekämpfung wird häufig eine Low-FODMAP-Diät empfohlen.
Was bedeutet FODMAP und woher kommt es?
Das Akronym FODMAP ist eine Abkürzung aus dem Englischen, das für „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“ steht und übersetzt „vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole“ bedeutet. Diese Zuckeralkohole und Kohlenhydrate kommen in vielen Lebensmitteln vor, können aber im Dünndarm nur schlecht resorbiert werden. Und „Diät“ bedeutet, na klar, weniger davon zu sich zu nehmen.
Im Gegensatz zu anderen Diäten und Ernährungsempfehlungen wurde das Low-FODMAP Konzept nicht aus naturphilosophischen, anthropologischen oder alternativmedizinischen Überlegungen entwickelt, sondern vor einigen Jahren von einem Team australischer Wissenschaftler als eine Schonkost für Menschen mit empfindlichem Darm konzipiert.
Was genau sind FODMAPs und worin sind sie enthalten?
Zu den FODMAPs gehören u.a. Fructose (in den meiste Obst- und Gemüsesorten), Lactose (in allen herkömmlichen Milchprodukten), Fructooligosaccharide (FOS) und Galactooligosoaccharide (GOS), das Präbiotikum Inulin und Fructane sowie die Polyole Sorbitol, Mannitol, Xylitol, Isomalt, etc. (als Süßstoffe eingesetzt oder in Obstsorten enthalten).
FODMAP-Lebensmittel sind doch eigentlich gesund? Wieso verursachen sie Beschwerden?
FODMAPs sind nicht schädlich und ihr Konsum ist für die meisten Menschen durchaus sinnvoll, wertvoll und nützlich. Allerdings haben Reizdarmpatient:innen im Gegensatz zu „Darmgesunden“ eine veränderte Verdauung mit einer viszeralen Hypersensitivität, weshalb sie FODMAPs nicht gut vertragen.
Diese werden nicht – wie Einfachzucker – im Dünndarm zügig resorbiert, sondern gelangen weiter in den Dickdarm, wo sie unter Einwirkung unserer Darmbakterien zu Gasen (Wasserstoffperoxid, Methan und Kohlendioxid) sowie zu kurzkettigen Fettsäuren (wie Butyrat, Azetat und Propionat) verstoffwechselt werden. Es finden Fermentations- und Gärprozesse statt, die bei Betroffenen zu massiven Bauschmerzen, Blähungen und Meteorismus führen. Fructose, FOS und Fructane sind zudem osmotisch aktive Substanzen, die Wasser ins Darmlumen ziehen und somit wässrige Stühle und Durchfall verursachen können.
Welche FODMAPs in welcher Menge vertragen werden, ist individuell verschieden. Ein Darmgesunder, der einen deftigen Bohneneintopf verzehrt, bekommt wahrscheinlich auch Blähungen, leidet darunter aber nicht so wie ein Reizdarmpatient, der einen Apfel und zwei Pflaumen isst.
Wie funktioniert die FODMAP-Diät?
Zunächst wird streng eliminiert: In einer Phase von sechs bis acht Wochen werden FODMAP-reiche Lebensmittel komplett vom Speiseplan verbannt. So sollen der Darm beruhigt und Beschwerden reduziert werden. Danach folgt die Wiedereinführungsphase: Einzelne Lebensmittel werden behutsam auf ihre Verträglichkeit getestet, um individuelle Toleranzschwellen zu finden. Langfristig sollen immer mehr Nahrungsmittel ausgetestet und nur jene komplett gemieden werden, die nachweislich schlecht vertragen wurden.
Im Kern geht es darum, die Menge der FODMAPs bewusst zu steuern, idealerweise begleitet durch eine Ernährungsberaterin oder einen Ernährungsberater. Zwar kann das Reizdarmsyndrom durch diese Ernährungsumstellung nicht geheilt werden, aber die Lebensqualität lässt sich, gegebenenfalls auch in Kombination mit der Einnahme von Probiotika, enorm steigern. Und zwar einfach dadurch, dass den Betroffenen bewusst wird, welche Lebensmittel zu Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen führen und welche sie bedenkenlos essen dürfen.
Gar nicht schwer, oder…?