Nein, wir haben keine Kalender!!!
Der Tag war anstrengend genug, berichtet unsere Apothekenspitzel:in. Sie ist unter anderem müde von der Frage, warum es dieses Jahr keinen Kalender gibt.
Heute war wieder so ein typischer Tag, ich musste wieder einmal komplizierte Fälle haben. Zuerst war ein Kunde aufgebracht, als ich ihm gesagt habe, dass sein gewünschtes Pen nicht lieferbar ist. Er fing an, laut zu werden. „Ja, was machen wir denn nun?!!??!!!“ – die Satzzeichen sollen ein Spiegelbild seiner Aufregung sein, normalerweise hätte es sicherlich auch ein Fragezeichen getan. Da ich mich nicht von seiner Art herunterziehen lassen wollte, entgegnete ich ihm sehr bestimmt: „Erst einmal Ruhe bewahren!“. Meine Antwort muss so effektiv gewesen sein, dass er am Ende des Gesprächs plötzlich sehr nett war. „Sie können ja nichts dafür, dass es nicht lieferbar ist“ – ja, eben. Meine Kollegin kam dann später zu mir und sagte mir, dass ihr meine Antwort sehr gefiel. „Du hast ihn sofort runtergeholt von seiner Position. Zack, er wurde ruhig.”
Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit, trudelten dann wieder Kunden in die Apotheke, die einen Kalender von uns haben wollten. Manchen kann man die Sachlage ja gut näherbringen, sie haben Verständnis. Aber andere wiederum stempeln uns ab, nach dem Motto: Das ist eine sinnfreie Sparmaßnahme, Sie wollen doch nur mehr Geld einbehalten … Und an die lieben Kunden denkt mal wieder keiner! Denn nachdem nun der Supermarkt nebenan und dann die Konkurrenz-Apotheke im nächsten Dorf keinen Kalender mehr anbieten, jetzt auch noch wir … Schwere Zeiten für die Kunden.
Pharmazeutische Kalender-Beratung
„Nein, wir haben keinen Kalender!“
Auch am Telefon musste ich deutlich werden. Mein Chef hat mich sogar ausgelacht: „Frau Kollegin, jetzt müssen Sie ja schon am Telefon zu Kalendern beraten.“ Tele-Pharmazie pur. Der Traum von pharmazeutischer Beratung. 😊 Wie können wir es aber wagen (und verantworten!), keinen Kalender mehr abzugeben? Was soll denn Herr Moosdorf nun in die Küche aufhängen?! Unser länglicher Kalender hat doch bisher immer sehr gut dahin gepasst. Jetzt muss er wohl die Küche streichen, damit man nicht sieht, dass da IMMER ein Kalender hing.
Bislang haben wir in den Apotheken jedes Jahr brav rechtzeitig Kalender eingekauft. Wir durften sie sogar nicht vor Dezember auslegen, damit nicht alle schon Ende November weg sind. Das war die Anweisung. Doch dieses Jahr ging die K-Frage bei mir schon im August los. Während sich viele im Sommer eher Gedanken um den Urlaub machten, wollte eine Kundin einen Kalender haben. Ich war aber tatsächlich fasziniert von der ehrlichen Nachfrage zu dieser Jahreszeit. Sind diese Apotheken-Kalender wirklich so gut? Können Warenhäuser, Buchläden und Zeitungsgeschäfte nicht mithalten? Ich suche Antworten auf meine Fragen.
Verrückte Idee: Selber einen Kalender kaufen!
Warum mal nicht etwas wagen im Leben und neue Wege gehen (das wäre doch ein guter Neujahrsvorsatz 😂)? Das werde ich den Kundinnen und Kunden mit Kalenderwunsch vorschlagen. Man kann die netten Jahresbegleiter bereits ab einem Euro käuflich erwerben, klar gibt es noch Luxus-Varianten je nach Budget. Aber mit einem selbstgekauften Kalender könnte man doch auch etwas für sich tun, indem man sich bewusst für sich und seine Vorlieben Zeit nimmt und danach entscheidet. Stichwort Selbstfürsorge oder auch neudeutsch „Self-care“ genannt. Ich werde mich mit diesem Vorschlag sicherlich unbeliebt bei den Kunden machen.
Weitere Veränderungen im neuen Jahr
Als Folge von Honorarkürzungen, Inflation und Kostensteigerungen hatte sich unser Chef dieses Jahr entschieden, Kundenrabatte zu kürzen und auf die Kalender zu verzichten. Auch andere Apothekeninhaber gehen bereits diesen Weg. Bei uns werden ab Januar zudem die Papiertüten etwas kosten, mal sehen, wie das bei der Kundschaft ankommen wird.
Verschenkt ihr dieses Jahr Kalender an die Kundschaft? Wie gehst du mit der K-Frage in der Apotheke um? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!
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