Psychische Gesundheit im Fokus: Der World Mental Health Day

Heute ist World Mental Health Day: Der 10. Oktober jeden Jahres steht für den Welttag der seelischen Gesundheit und stellt diese in den Vordergrund der allgemeinen Aufmerksamkeit. Ziel ist es, für Verständnis und Aufklärung zu sorgen.

Mentale Gesundheit – wichtiger denn je

Die Corona-Pandemie hat dem Thema „Psychische Gesundheit“ weltweit deutlich mehr Bedeutung verschafft. Denn auch diejenigen, die zuvor wenige Berührungspunkte hatten, kamen durch Ausgangssperren, Krankheit, Lockdown und andere Krisenthemen stark mit ihrer eigenen seelischen Gesundheit in Kontakt – und zwar im negativen Sinn, denn all diese Umstände waren extrem belastend. Schüler und Schülerinnen litten durch Lockdowns, Online-Unterricht und der Isolation von Freunden und Freundinnen. Zahlreiche Abiturient:innen im ganzen Land mussten auf ihre Abschlussfeiern verzichten, Einschulungen fanden im kleinen Kreis und verhältnismäßig schmucklos statt. Studierende mussten besonders lange auf Präsenzveranstaltungen verzichten, wodurch auch Studienanfänger:innen teilweise mehrere Semester studierten, ohne ihre Universität von innen kennenzulernen. Im Büro wurde ebenfalls auf Präsenz verzichtet und Arbeitnehmer ins Homeoffice geschickt. Währenddessen saßen Rentner und Rentnerinnen ohne Gesellschaft zuhause, weil ihre Familien sie als gefährdete Gruppe vor möglichen Infektionen schützen wollten. Insgesamt liegt eine sehr deprimierende und einsame Zeit hinter uns, und wir wissen noch nicht einmal, ob neue belastende Maßnahmen gegen die Pandemie im kommenden Winter ausgeschlossen sind. Kein Wunder also, dass Menschen aller Altersgruppen vermehrt psychische Probleme haben.

Die WHO unterstützt den Aktionstag

Die WHO möchte mentale Gesundheit und Wohlbefinden aus diesem Grund zu einer Priorität für alle weltweit machen – so auch der Slogan der Organisation zum World Mental Health Day. Nicht nur globale Krisen, Krieg und Gewalt, Krankheiten und Ängste belasteten die Bevölkerung: Auch innerhalb unserer Gesellschaft teilten Stigmata und Diskriminierung die Menschen. Immer wieder komme es zu Mobbing und Gewalt gegenüber Minderheiten, auch tödliche Übergriffe häuften sich weiterhin. Die WHO macht es sich deshalb zum Ziel, die Gesellschaft näher zusammenzubringen, Rassismus und Hass zu bekämpfen und psychische Gesundheit sowie ein friedvolles Miteinander und gegenseitige Akzeptanz in den Vordergrund unseres alltäglichen Handels zu stellen.

Woche der seelischen Gesundheit

Vom 10. bis zum 20. Oktober findet die Woche der seelischen Gesundheit statt. Dazu findest du im Veranstaltungskalender des Aktionsbündnis Seelische Gesundheit verschiedene Vorträge, online wie auch in Präsenz, für die du dich deutschlandweit anmelden kannst. Zudem kooperiert das ABSG mit verschiedenen Vereinen und bietet mit diesen gemeinsam Termine zu Themen wie Demenz, Suizidprävention oder auch Resilienz an. Hier findest du einen Überblick.

Worauf jeder Einzelne achten kann

Ein großes Problem stellen Depressionen dar, denn sie werden oft nicht erkannt: Sie verschlimmern sich schleichend und doch drastisch, Betroffene ziehen sich zurück oder verschleiern ihren Zustand, sodass es mitunter schwierig wird, die Erkrankung als Außenstehender zu erkennen. Wenn du das Gefühl hast, betroffen zu sein oder jemanden kennst, bei dem du Depressionen vermutest, zögere nicht, dir Hilfe zu holen oder deine Unterstützung anzubieten. Falls du keinen Neurologen oder Psychiater kennst, kann dir die Hotline der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung einen Therapeuten für ein Erstgespräch vermitteln. Du solltest deine mentale Gesundheit nicht mit der anderer Leute vergleichen, sondern dir dann Hilfe suchen, wenn du sie benötigst. Dies kannst du auch deinen Kunden und Kundinnen in der Apotheke mit auf den Weg geben.

Auf Begleitsymptome achten

Für dich in der Apotheke ist es besonders wichtig, in der Beratung sowie beim Einlösen von Rezepten auf deine Kund:innen zu achten und die richtigen Fragen zu stellen. Wer sich beispielsweise mit dem Wunsch nach einem Schlafmittel an dich wendet, sollte nicht einfach mit dem entsprechenden Produkt abgespeist werden. Schlafstörungen entstehen manchmal infolge von mentalen Problemen oder Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder auch Essstörungen. Hier solltest du darauf achten, nicht in schwarz-weiß-Mustern zu denken: Depressionen können sich unterschiedlich stark und mit verschiedenen Symptomen äußern, dazu gehört nicht zwangsläufig eine erhöhte Suizidalität oder selbstverletzendes Verhalten. Letzteres kann auch im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen und anderen Krankheitsbildern auftreten.

Mentale Gesundheit stärken

Achtsamkeit und Resilienz können im Alltag helfen, besser mit herausfordernden Situationen umzugehen. Es gibt online zahlreiche Videos und Artikel zu diesem Thema, mit denen du dich und deine psychische Gesundheit stärken kannst. Auch das neue Pocket-Magazin, das der kommenden AMIRA-Box beiliegt, widmet sich in mehreren Beiträgen dem Thema „Widerstandskraft“. Zudem ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wo genau Probleme und Unzufriedenheiten sitzen – und diese dann direkt anzugehen. Meditation kann dabei helfen. Auch gesunde Ernährung und sportliche Aktivität können effektiv dazu beitragen, ein besseres Körpergefühl und damit auch einen stärkeren Gesundheitszustand zu erlangen. Auf einen besonders wichtigen Zusammenhang weist der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, Professor Arno Deister hin: Wir machten den Fehler, immer nur uns selbst für seelisch belastet zu halten. Alle um uns herum seien dagegen stark und bräuchten keine Hilfe. Deister: „Das stimmt natürlich nicht. Wir sollten miteinander reden und über solche Probleme in Austausch kommen. Das hilft uns als sozialen Wesen ungemein, eine Lösung zu finden.“

Anlaufstellen im Notfall

Die „TelefonSeelsorge“ ist eine gute Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige von psychisch Erkrankten: Unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 bekommen diese 24 Stunden am Tag kostenlos und anonym telefonische Soforthilfe und ein offenes Ohr.

Speziell für Kinder und Jugendliche gibt es zudem die „Nummer gegen Kummer“: Unter der 116 111 stehen montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr hilfsbereite Mitarbeiter zum Gespräch bereit.

Manchmal ist schnelle Hilfe gefragt. In absoluten Notfällen, etwa wenn Lebensgefahr droht, sollten Betroffene und Angehörige sich nicht scheuen, die 112 zu wählen und einen Rettungsdienst zu rufen.

Die Deutsche Depressionshilfe bietet einen Überblick über Anlaufstellen für Beratungen und Krisensituationen an. Hier findest du mehr Informationen sowie eine Übersicht über Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie.

Ergänzend zu psychotherapeutischen Maßnahmen oder auch zur Ersthilfe gibt es zudem Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene sich austauschen können. Die Organisation NAKOS gibt hier einen Überblick, für jüngere Menschen gibt es zudem das Portal „Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?“.