Das kleine 1x1 der Wundversorgung – Teil I

Wie war das denn nochmal? Welche Arten von Wunden gibt es und zu welcher Wundversorgung rate ich im HV am besten? Amira gibt eine kleine Auffrischung im Pflaster-Chaos.

Autsch! Ein Klassiker! „Statt der Steinpilze hab‘ ich beim Kochen gekonnt meine Fingerkuppen angeschnitzt“, berichtet die Kundin. Wer kennt Erzählungen solcher Malheurs vom HV-Tisch denn nicht? Zur Schilderung des Verletzungshergangs gesellt sich gern eine abenteuerliche Darstellung der Wundversorgung. Tesafilm, Panzerband und Geschirrtücher scheinen in der Not des Geschehens oft erste Wahl, um die Blutung zu stillen.

Zunächst ganz grundsätzlich: Was geschieht eigentlich bei der Wundheilung? Die Medizin unterteilt sie in drei Phasen:

Exsudationsphase: In dieser Phase wird die Wunde gereinigt und die Blutung gestoppt. Es werden verschiedene Zellen, Botenstoffe und andere Substanzen freigesetzt, die zur Blutgerinnung und zur Bekämpfung von Infektionen beitragen.

Granulationsphase: In dieser Phase bildet sich neues Gewebe, das sogenannte Granulationsgewebe, um die Wunde zu füllen. Dieses Gewebe enthält neue Blutgefäße, die zur Versorgung des neuen Gewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff beitragen.

Epithelisierungsphase: In dieser Phase wächst die Haut über das Granulationsgewebe und schließt die Wunde. Es bildet sich eine Narbe, die anfangs rot und weich ist, aber mit der Zeit weißlich wird und an Festigkeit gewinnt.
Die Dauer des Heilungsprozesses hängt von der Größe und Tiefe der Wunde ab. Kleinere Wunden können innerhalb von wenigen Tagen heilen, während größere Wunden – wen wundert´s – mehr Zeit benötigen.

Acht Wundtypen

Geschnitten, gerissen oder auch geplatzt, je nach Verletzung ist der Hautschaden unterschiedlich.
Generell gibt es acht Wundtypen, die zunächst mit geeigneten Erste-Hilfe-Maßnahme versorgt werden müssen. Blutungsstillung, Desinfektion, sowie Säuberung der Wunde mit Leitungswasser oder einer Wundspüllösung sind für alle acht gleich. Eine schwerwiegendere Wunde oder Komplikationen sind vom Arzt zu behandeln, der auch den Tetanus-Impfstatus prüft.

Schnittwunde

Ein lästiger Begleiter im Haushalt ist die Schnittwunde. Sie wird durch scharfe Gegenstände wie Messer oder Scherben erzeugt. Auch im Büro können lose Blätter im richtigen Winkel sehr scharf werden und sogar Gräser können die Haut schneiden. Die sauberen und graden Schnitte lassen sich nach einer kurzen Desinfektion (Betaisodona® Lösung, Octenisept®-Wund-Desinfektionsspray) mit Pflaster oder einem kleinen Druckverband aus dem Erste-Hilfe-Kasten gut versorgen. Achtung! Pusten ist kontraproduktiv, denn damit können Keime in die Wunde gelangen. Und von „Hausmitteln“ wie Butter oder Mehl ist in allen Fällen definitiv abzuraten. Unter dem Pflaster können Heilsalben wie Bepanthen® oder besser eine feuchte Wundheilung mit Präparaten wie Tyrosur® Care Expert Wundheilgel oder Medigel® Wund- und Heilgel den Heilungsprozess unterstützen.

Platzwunde

Wer stolpernd auf den Asphalt fällt, kann sich leicht eine Platzwunde zuziehen. Es ist eine der häufigsten Wunden, die durch ein stumpfes Trauma meist am Schädel auftritt. Die zum Glück meist eher oberflächliche Verletzung blutet mitunter sehr stark und wirkt oft bedrohlicher, als sie eigentlich ist. Mit Druckverband versorgt, verheilt die Wunde mit minimaler Narbenbildung. Eine zusätzliche Schwellung kann gekühlt werden. Klafft die Wunde dagegen großflächig, muss sie ärztlich versorgt, d.h. geklammert oder genäht werden. Danach sollte der Patient einen Arzt aufsuchen, um eine Gehirnerschütterung auszuschließen (Anzeichen: Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit). Die folgende Versorgung kann meist in eigener Hand nach Anweisung des Arztes erfolgen. Nach etwa zwei bis drei Wochen sollte die Platzwunde wieder geschlossen sein. Die entstandene Narbe lässt ich mit Präparaten wie Contractubex® Gel pflegen und weich und geschmeidig halten. Eine solche Pflege empfiehlt sich auch für Narben, die aus anderen hier beschriebenen Verletzungen resultieren. 

Risswunde

Blutig wird es bei der Risswunde. Das ist eine oft nur oberflächliche, dennoch sehr schmerzende und blutende Wunde. Die Haut reißt durch kräftiges Ziehen auf und das Gewebe wird unregelmäßig geschädigt. Risswunden entstehen z.B. als Folge von Unfällen oder Bissen. Ein Krankenhausbesuch ist in schwerwiegenden Fällen nötig, wenn die Wundränder z.B. auseinanderklaffen. Hier wird die Wunde meist geklammert oder genäht. Ideal versorgt erfolgt die Heilung innerhalb von zwei bis drei Wochen. Dafür sollte Wasserkontakt gemieden werden, ein wasserfestes Pflaster bietet dafür einen guten Schutz. Und wie gesagt: Eine gute Narbenpflege hilft unschönen Wucherungen oder Spannungsempfindungen vorzubeugen.

In Teil II stellen wir dir fünf weitere Wundtypen vor.