Das kleine 1x1 der Wundversorgung – Teil II
Es tut immer noch weh, auch in unserem zweiten Teil des Berichts über die richtige Versorgung von Wunden. Gut, dass deine Beratung den Schmerz der Patienten nachhaltig lindert…
Schürfwunde
Eine Schürfwunde kann richtig wehtun, denn sie reizt und zerstört die Nervenzellen in den Hautschichten. Luft und Feuchtigkeit, die in die Wunde gelangen, verursachen zusätzliche Schmerzen. Bei dieser nässenden Wunde gilt die feuchte Wundheilung, sie sollte nicht an der Luft „atmen“. Wundauflagen, z.B. auf Hydrogelbasis, verhindern eine Krustenbildung und eine Verklebung mit der Wundauflage, sodass die Wunde schnell Abheilen kann. Nachteil ist, dass derartige Pflaster leicht dreistellige Beträge kosten, weshalb sie eher gegen Rezept ausgegeben werden. Finden sich in der Wunde Fremdkörper wie kleine Steinchen als Folge etwa eines Fahrradsturzes, sollten diese mit einer desinfizierten Pinzette entfernt werden. Stärker verschmutzte Wunden sind mit klarem, nicht zu kaltem Wasser oder einer Wundspül-Lösung (Octenilin®, Prontosan®, ActiMaris®) zu reinigen. Ein anfängliches Nässen der Wunde ist normal, hält es über mehrere Tage an, ist dies, neben Rötung, Schwellung und Wärme, ein Anzeichen für eine Entzündung. Diese sollte mit antimikrobiellen Sprays oder Salben/Gels (etwa Tyrosur® Wundheilgel) behandelt werden. Bei schwereren Entzündungen werden antibiotisch wirkende Präparate vom Arzt verschrieben.
Stichverletzung
Die scheinbar kleinen, aber häufig tiefen Stichwunden resultieren aus Einstichen mit spitzen Gegenständen wie Nadeln, Nägeln oder Tackerklammern. Sie können schwere innere Verletzungen verursachen, vor allem, wenn das Werkzeug länger ist. Oft ohne sichtbare Blutung, kann eine Stichwunde unterschätzt werden. Die Tiefe des Gewebeschadens kann Verletzungen an Muskeln, Organen, Sehnen und Knochen verursachen. Die schmerzhaften Wunden erfordern wie immer Desinfektion sowie Pflaster bei leichten Verletzungen. Schwere und tiefere Stiche müssen ärztlich versorgt werden. Fremdkörper sollten nur von Ärzten entfernt werden, um starke Blutungen zu vermeiden. Bei tiefen Wunden wird viel Wundflüssigkeit absondert, was in den ersten Tagen normal ist und oft eine Drainage erfordert. Nadelstichverletzungen gehen mit erhöhtem Infektionsrisiko einher, daher wird oft eine medikamentöse Prophylaxe gegeben.
Brandwunden
Im Winter sind undichte Wärmflaschen gern Auslöser stark geröteter Brandwunden, die Blasen bilden und einen typischen Schmerz verursachen. Die Größe der Verbrennung bestimmt den Schweregrad neben dem Gewebeschaden durch Temperatur und der Einwirkungsdauer. Kleine Verbrennungen werden für 15 Minuten unter fließendem, lauwarmem Wasser gekühlt, danach sind Brandsalben (Brand und Wundgel Medice®, Tyrosur® Care Expert, Octenisept® Wundgel) hilfreich, ein Verband ist in der Regel nicht notwendig. Blasen dürfen keinesfalls geöffnet und Hausmittel sollten gemieden werden.
Quetschung
Zack! Schon ist es passiert und die Autotür war schneller zu, als die Hand aus dem Weg. Einklemmen oder Stöße lassen eine Quetschwunde entstehen, die zunächst sehr schmerzhaft sein kann. Die Haut platzt nicht auf, sondern die Verletzung an den Blutgefäßen lässt einen „blauen Fleck“ entstehen. Eine Desinfektion ist nicht nötig, es sei denn, die Haut ist zusätzlich verletzt. Hoch gelagert und gekühlt ist die Verletzung gut versorgt. Die Kälte verhindert, dass mehr Blut aus der Wunde austritt. Eine Schmerzsalbe (Reparil® Gel-N Madaus, Diclo Ratiopharm® Schmerzgel) und ein Verband können hilfreich sein.
Schusswunden…
… sieht man in der Apotheke zum Glück höchst, höchst selten bis nie, sie gehören auch immer in die Hand von ärztlichem Personal. Hier geht´s nicht um die Wahl der richtigen Salbe, sondern um schnelles Handeln, Blutungsstillung, geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Stabilisierung des Kreislaufes und ums Rufen des Notarztes. Wir wollten es nur mal gesagt haben…
Dieser kurze Überblick zeigt, je nach Wunde ist eine individuelle Lösung gefragt. Kleine Verletzungen können gut eigenständig versorgt werden, allerdings benötigen die Kunden dafür eine gute Beratung und die entsprechenden Präparate in der Hausapotheke, deren Kauf auf Vorrat ihnen anzuraten ist. Verletzungen gehören schließlich zu den „Unfällen“ – den „unvorhergesehenen Fällen“ also – man weiß nicht, wann sie eintreten. Dann ist es besser, man hat die nötigen Utensilien, wie Desinfektionsmittel, Pflaster, Wundauflage oder Verband sowie Wund- und Heilgels griffbereit.
AMIRA fragt: Welche Art von Wunden kommt in deiner Offizin am häufigsten vor? Kannst du einschätzen, welche Tätigkeiten und Beschäftigungen besonders gefährlich sind? Oder anders gefragt: Wobei tun eure Kunden sich gern mal weh?