Kunst mit Nadelstichen - Wissenswertes über Tattoos

Tagtäglich sehen wir viele Menschen (in Deutschland jeder 5. Bundesbürger) mit kunstvollen Bildern in allen möglichen Farben, Größen oder Formen auf der Haut. Was ist rund um die Tattoos zu beachten?

Tätowierungen (englisch Tattoo) sind Motive oder Bilder, die mit Tinte, Pigmenten oder anderen Farbmitteln in die zweite Hautschicht (Dermis oder Lederhaut) gestochen werden und dort sehr lange verbleiben. Dies geschieht meistens in Tattoostudios mit Tätowiermaschinen, die mit einer oder mehreren oszillierenden Nadeln die Farbe in die Haut einbringen. Man geht davon aus, dass sich die Sitte des Tätowierens bei den verschiedenen Völkern der Erde selbständig und unabhängig voneinander entwickelt hat, da es vielfältige und über den ganzen Erdball verstreute Hinweise gibt. Beispielsweise hatte die berühmte Gletschermumie Ötzi auch mehrere Tätowierungen. 

Funktionen und Bedeutungen von Tätowierungen

In der heutigen Zeit gelten Tattoos hauptsächlich als Körperschmuck oder eine Ausdrucksmöglichkeit von Individualität, Selbstdarstellung und Abgrenzung. Eine Sonderform ist das sogenannte Permanent Make Up, bei dem die Konturen von Lippen, Augenbrauen oder Augen hervorgehoben werden. Oft werden mittels Tattoo auch unschöne Narben kaschiert oder Körperteile wiederhergestellt, z. B. Brustwarzenrekonstruktionen nach einer Krebserkrankung.

Eine Extraportion Pflege: vor – während – nach dem Stechen

Hat man sich für ein Motiv und ein Studio entschieden, gibt es bereits vor dem Stechen Einiges zu beachten. Die Haut sollte gepflegt und nicht zu trocken sein, da es sonst vermehrt zur Schorf- und Krustenbildung kommt. Auf Alkohol und blutverdünnende Medikamente sollte verzichtet werden, weil dies zu vermehrten Blutungen führen kann, was wiederum die Farben schlechter in die Haut eindringen lässt. Außerdem sollte man ausgeruht sein und ausreichend gegessen und getrunken haben, damit der Kreislauf stabil bleibt. Nach dem Stechen wird das Motiv mit einer Folie abgedeckt. Diese darf nach circa 3 Stunden entfernt und das Tattoo zum ersten Mal sanft gereinigt werden. Dazu am besten lauwarmes Wasser und ein pH-hautneutrales, mildes Syndet (Eucerin® von Beiersdorf, Prontolind® Tattoopflegeschaum von Prontomed, Sebamed® von sebapharma) verwenden. Um die Heilung zu unterstützen, sollte regelmäßig (circa vier mal täglich) sowie nach dem Duschen eine feuchtigkeitsspendende Creme oder Lotion ohne Farb-, Duft- oder Konservierungsstoffe, möglichst dünn aufgetragen werden. Sie sollte gut einziehen und nicht zu reichhaltig sein. Geeignet sind Bepanthen® Wund- und Heilsalbe von Bayer mit 5% Dexpanthenol sowie die Tattoo-Creme® von Pegasus Pro. Diese enthält Weizenkeimöl, Cajeputöl, Dexpanthenol und Petrolatum. Kommt es zu leichten Entzündungszeichen, kann die Bepanthen® Antiseptische Wundcreme von Bayer oder Tyrosur® Wundheilgel von Engelhard verwendet werden.
Heiße und lange Bäder, direkte Sonneneinstrahlung, Chlorwasser, enge Kleidung und starkes Schwitzen sollten unbedingt in den ersten Tagen nach dem Stechen vermieden werden, da sonst die Farben wieder ausbleichen können. Sollte es zu einer Schorf- oder Krustenbildung kommen, darf keinesfalls gekratzt werden! Ansonsten könnten auch Teile der Farbe wieder abgelöst werden.
Auch nach vollständiger Abheilung sollte tätowierte Haut konsequent vor Sonnenlicht geschützt werden. Ein hoher Lichtschutzfaktor und pflegende Inhaltsstoffe sind in der Ladival®Tattoo Sonnenlotion von Stada enthalten.
Die richtige Pflege sorgt dafür, dass die Farben lange intensiv und strahlend bleiben. So kann ein Nachstechen möglichst lange hinausgezögert werden.

Wie kann man Tattoos wieder loswerden?

Eigentlich sind Tätowierungen für die Ewigkeit gedacht. Die Farbpigmente, die beim Stechen in die Dermis eingebracht wurden, sind so groß, dass sie nicht mehr abgebaut werden können. Mit der Zeit verblassen die Farben zwar, aber von alleine verschwinden sie nicht mehr (siehe Ötzi!). Daher sollte ein Tattoo immer gut überlegt sein, da eine Entfernung äußerst schwierig und mit Risiken verbunden ist.
Die beste Methode ist die Entfernung mit gepulsten Lasern der höchsten Laserklasse 4. Seit Dezember 2020 dürfen nur approbierte Ärzt:innen mit entsprechender Fort- und Weiterbildung Tattoos entfernen. Dies wurde in der Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (NiSV) geregelt, da es bei unsachgemäßer Anwendung der Laser häufig zu schwersten Verbrennungen, Pigmentveränderungen, Entzündungen und unschönen Narben gekommen ist.
Die Farbpartikel in der Haut werden durch die Energie der optischen Laserstrahlen in winzig kleine Teilchen  „zerschossen“. Diese Bruchstücke werden über das Lymphsystem abgebaut und abtransportiert. Je nach Größe des Tattoos können viele Sitzungen (6-10 Sitzungen mit jeweils 4 wöchiger Pause) erforderlich sein, bis nichts mehr sichtbar ist. Außerdem soll die Entfernung wesentlich schmerzhafter sein als das Stechen. Betäubungscremes (z. B. LidoGalen® Creme von Galen, Anesderm® von Pierre Fabre, Emla® Creme von Aspen oder Emulus® Creme von Heumann) und Kaltluftgebläse können die Prozedur erträglicher machen. 
Da die Farbpigmente der Tätowierfarben sehr komplex zusammengesetzt sind, können durch die Laserenergie auch toxische oder kanzerogene Stoffe, wie Blausäure oder Benzol entstehen. Wie sich diese Stoffe dann im Körper verhalten ist weitgehend unbekannt. Auch zu möglichen Langzeitwirkungen liegen keine Untersuchungen vor. 

Tattoos in der Apotheke – ist das erlaubt?

Grundsätzlich sind Tattoos und auch Piercings Privatsache und gehen die Arbeitgeber nichts an. Das Recht auf freie Entfaltung ist sogar im Grundgesetz verankert. Aber da der Arbeitgeber bestimmte Dienstkleidung vorschreiben kann, kann auch verlangt werden, dass Tattoos verdeckt oder abgeklebt werden. 
Am besten ist es, mit dem Vorgesetzten zu sprechen und vorab zu klären, wie er oder sie zu Tätowierungen steht. Wurde jemand bereits mit Tattoos eingestellt, kann er nach ein paar Jahren nicht mehr wegen dem auffälligen Körperschmuck gekündigt werden.

Kluge Alternative nicht nur für Kinder – Abziehtattoos 

Eine gute Möglichkeit, um Tätowierungen auszuprobieren, sind Klebetattoos, die es auch für Erwachsene in allen möglichen Farben, Formen und Größen gibt. Pflanzliche Farben werden von Tattoo-Artists entworfen und auf Tattoopapier gedruckt. Die Motive werden auf das gewünschte Hautareal gelegt und dann mit einem feuchten Tuch circa 30 Sekunden angedrückt. So löst sich die Farbe und dringt in die oberste Hautschicht (Epidermis) ein. Anfangs sind die Farben noch relativ blass, aber innerhalb von 36 Stunden werden sie intensiver und bleiben bis zu 14 Tage auf der Haut sichtbar.