Spuck's aus – was bringen Mundspülungen?

Mundgeruch, Zahnfleischbluten, Halsschmerzen oder Desinfektion – häufig wird in der Apotheke nach Mundspül- oder Gurgellösungen gefragt. Was können die eigentlich?

Gerade in der Pandemie galten Mund- und Rachenspülungen als Schutzmechanismus. Unsere Kund:innen haben das Gefühl, etwas Gefährliches, Unangenehmes, Schmerzendes oder Lästiges einfach „wegspülen“ zu müssen. Aber kann das funktionieren und was gibt es bei uns in der Apotheke? 

Mundspülung und Mundwasser – alles eine Sache der Konzentration

Eine Mundspülung ist für den Verbraucher gebrauchsfertig. Sie kann sofort nach dem Öffnen angewendet werden. Ein Mundwasser hingegen ist ein Konzentrat, das mit Leitungswasser verdünnt wird, bevor damit gespült werden kann. Zudem unterscheiden sich die Produkte in ihrer Wirksamkeit.

Kosmetisch oder medizinisch – das ist hier die Frage!

Kosmetische Mundwässer (meist Konzentrate) fallen unter die „Verordnung für kosmetische Mittel“, dürfen nicht schaden, müssen aber auch nicht ihren angegebenen Zweck erfüllen. Der Hinweis „klinisch getestet“ bedeutet lediglich, dass das Produkt in einer Klinik angewendet wurde, sagt aber nichts darüber aus, ob das Produkt geholfen hat oder nicht.
In der Regel enthalten sie kühlende und erfrischende Zusätze wie Eukalyptus, Menthol oder Pfefferminzöl und  dienen einem frischerem Atem (z. B. Odol® von GSK, One Drop Only®), indem sie Mundgeruch überdecken. Da dieser von Bakterien in der Mundhöhle, die Nahrungsreste zersetzen, verursacht wird, kehrt er nach kurzer Zeit wieder zurück. Kosmetische Mundwässer haben also keine medizinische Wirkung, beseitigen keine Ursachen und pflegen weder Zahnfleisch noch Zähne.  Dennoch ist selbst eine Leitungswasserspülung nach dem Essen bereits eine „kariesreduzierende Maßnahme“.

Mundspülungen/-wässer zur Zahn- und Zahnfleischpflege hingegen enthalten schützende, heilende und desinfizierende Zusätze. Sie sollen Zähne und Zahnfleisch vor Plaquebildung, Karies und Parodontose schützen, indem sie schädliche Mikroorganismen bekämpfen. Ihre Wirksamkeit wurde bereits in mehreren, wissenschaftlichen Studien belegt. Eine Kombination aus Zinn- und Aminfluorid in einer Konzentration von mindestens 0,025 Prozent lockert nachweislich Zahnbeläge, hemmt deren Neubildung und wirkt antibakteriell. Produkte wie meridol® oder elmex®Kariesschutz von gaba, Listerine® von Johnson & Johnson, cb12® von Viatris hemmen effektiv schädliche Bakterien, die Plaque, Karies oder Mundgeruch verursachen ohne dabei die Mundflora nachhaltig zu schädigen. 
Ätherische Öle aus Kräuterextrakten wirken entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und kräftigen das Zahnfleisch. Zusätze wie Allantoin oder Retinol pflegen das Zahnfleisch und wirken heilungsfördernd. 
Dennoch sollte bei andauernden Zahnfleischproblemen unbedingt professionelle Hilfe bei einem Zahnarzt gesucht werden, damit tieferliegende Entzündungen nicht übersehen und richtig behandelt  werden.

Medizinische Mundspülungen oder -wässer sind hingegen apothekenpflichtig. Sie enthalten antiseptische Wirkstoffe wie Chlorhexidingluconat in höherer Konzentration (0,1% oder 0,2%), Hexetidin, Benzydaminhydrochlorid oder ätherische Öle und dienen der kurzfristigen Keimzahlreduktion in der Mundhöhle. Die ist nötig nach kieferchirurgischen Eingriffen, nach Paradontitisbehandlungen, wenn die normale Mundhygiene nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Besteht nach einer Zahn-OP Blutungsgefahr, sollte frühestens nach zwei Tagen eine Mundspülung verwendet werden.
Auch bei Halsentzündungen gurgeln oder spülen manche gerne, ob man damit aber wirklich den Ort der Entzündung erreicht, sei dahin gestellt.
Fertigarzneimittel wie Chlorhexamed® Fluid oder Forte von GSK, Dynexidin® von Kreussler, Hexoral® Lösung von Johnson & Johnson, Tantum Verde®Lösung von Angelini Pharma wirken entzündungshemmend und auch schmerzlindernd.

Das pflanzliche Arzneimittel Salviathymol®N Madaus von Viatris enthält eine Kombination von sieben ätherischen Ölen und wirkt ebenfalls antibakteriell, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Bei lokalen, punktuellen Entzündungen kann es pur aufgetupft werden ansonsten wird es mit Leitungswasser verdünnt.
Entzündungshemmend wirken auch Mundspülungen mit Salbei (wässriger Teeaufguss) oder Kamille (Teeaufguss oder verdünntes Konzentrat, z. B. Kamillosan® von Viatris).

Bei leichten Entzüdungen in der Mundhöhle können aluminiumhaltige Konzentrate (z.B. Mallebrin® von Krewel Meuselbach, Gargarisma®von Hermes oder Dynexan®Zahnfleischtropfen von Kreussler) in Wasser verdünnt zum Spülen angewendet werden. Sie wirken adstringierend und lindern leichte Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Wie oft darf eine Mundspülung angewendet werden?

Kosmetische Mundwässer oder pflegende Spülungen können täglich angewendet werden und auch je nach Produkt die normale Zahnpflege mit Zahnbürste und Zahnpasta sinnvoll ergänzen, ohne schädliche Einflüsse zu haben. Medizinische Mundspülungen sollten allerdings nur kurzfristig zum Einsatz kommen, da sie die natürliche Mundflora angreifen und langfristig schädigen können. Eine Anwendung kann nach Eingriffen, falls das Zähneputzen nicht möglich ist, bei Ansteckungsgefahr (z.B. vor Zahnbehandlungen, nach Oralsex) oder unmittelbar nach dem Genuss von sauren Speisen oder Getränken sinnvoll sein. Auch bei Personen mit Behinderungen, die eine altersgerechte Zahnpflege nicht zulassen, bei Trägern von festen Zahnspangen oder Patient:innen, die sich in einer Parodontitisbehandlung befinden, können diese Mundspülungen sinnvoll sein.

Vorsicht ist geboten

Teilweise enthalten die Produkte sehr hohe Alkoholanteile (bis zu 30%). Da Alkohol aber erst ab einer Konzentration von 40% desinfizierend wirkt, fragt man sich nach der Sinnhaftigkeit. Für Kinder, Schwangere, chronisch Kranke oder trockene Alkoholiker sind alkoholhaltige Mundspülungen absolut ungeeignet.
Ein versehentliches Verschlucken kann für diese Patientengruppen fatale Folgen haben. 
Auch alkoholfreie Spülungen sollten nicht verschluckt werden. Sie enthalten keine toxischen Inhaltsstoffe und sind in kleinen Mengen völlig unbedenklich, größere Mengen hingegen können die Schleimhäute in Speiseröhre und Magen reizen und zu Erbrechen oder Durchfall führen.

AMIRA fragt: Nutzt du selbst Mundspülungen? Hast du in der Corona-Zeit vermehrt darauf zurückgegriffen oder sie verstärkt empfohlen? Hast du einen Tipp für eine selbst-„gebastelte“ Spülung? Dann her mit der Info!