Wochenrückblick: Nichts zu Lachen für das Lachgas

Natürlich kommt auch dieser Wochenrückblick nicht ohne Herrn Lauterbach aus. Aber, oh siehe: Wir fühlen uns verpflichtet, ihn auch mal zu loben. Worum es geht? Lesen.

Sinnvolles von Lauterbach

Wie bitte? Nein, du hast dich nicht verlesen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant ein Verbot des Verkaufs von Lachgas als Partydroge an junge Leute. Ein entsprechender Gesetzesänderungsentwurf, der auch ein Verbot von K.-o.-Tropfen vorsieht, werde gerade erarbeitet, verkündete ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Lachgas, auch bekannt als Distickstoffmonoxid (N2O), fällt in Deutschland bisher nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und ist in Supermärkten oder online erhältlich. Andere Länder haben bereits Regelungen gegen den Missbrauch. Das geplante Gesetz sieht ein grundsätzliches Besitzverbot für Kinder und Jugendliche vor, während industrielle und wissenschaftliche Nutzung weiterhin erlaubt bleiben soll. Zusätzlich sollen die Chemikalien Gammabutyrolacton und 1,4-Butandiol, bekannt als K.-o.-Tropfen, verboten werden. Diese Substanzen werden oft in Getränke gemischt, um Opfer für Sexualdelikte oder Raub auszunutzen. Die Gesetzesänderung soll nach der Sommerpause umgesetzt werden und könnte noch dieses Jahr in Kraft treten.

AMIRA sagt: Wir finden das gut. Jemand dagegen?

Cholesterinsenker schon für Teens? Lauterbach-Pläne ernten Kritik.

Nun aber genug des Lobes. Denn: Der ehemalige Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und jetzige Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen, Josef Hecken, kritisierte in dieser Woche das von Karl Lauterbach geplante „Gesundes-Herz-Gesetz“ heftig. Demnach sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene regelmäßig Herzuntersuchungen erhalten, um Fettstoffwechsel-Störungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Hecken bemängelte, dass diese Strategie auf Medikamente und Check-ups setzt, anstatt auf gesunde Ernährung und Aufklärung. Des Weiteren warnte er, dass die von Lauterbach präferierten Cholesterinsenker keine harmlosen Mittel seien, sondern Medikamente mit ernsthaften Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen, Leberschäden und Diabetes. Diese seien keine „Pfefferminzbonbons aus dem Supermarkt“. Eine Medikation bereits ab dem Teenageralter sei nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die führende Todesursache in Deutschland, mit etwa 350.000 Todesfällen pro Jahr. Laut Gesundheitsministerium sind Prävention und Früherkennung in Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern unzureichend, was eine geringere Lebenserwartung zur Folge hat.

AMIRA fragt: Das würde ja schönen Umsatz bringen – Kinder und Jugendliche bekommen massenhaft Statine verordnet… Ob das richtig ist? Was sagt ihr dazu?

 Urlaub? War da was?

Viele Arbeitnehmer in Deutschland können im Urlaub nicht richtig abschalten, hat die Krankenkasse Pronova BKK in einer Umfrage herausgefunden. Demnach kehren 24 Prozent wenig erholt aus dem Urlaub zurück, weitere 19 Prozent nur mäßig erholt. Rund 60 Prozent der Befragten leisten vor und nach dem Urlaub Mehrarbeit, um Abwesenheiten zu organisieren oder Unerledigtes aufzuholen. Im Schnitt machen sie jeweils acht Überstunden vor und nach dem Urlaub. Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer nimmt mindestens 15 Tage Urlaub, aber der Job spielt weiterhin eine große Rolle. Rund die Hälfte checkt im Urlaub Mails, zwei Drittel werden beruflich kontaktiert. Durchschnittlich wenden die Betroffenen 1,3 Stunden pro Urlaubstag für die Arbeit auf, junge Arbeitnehmer sogar zwei Stunden. 62 Prozent sind gedanklich schon ein bis zwei Tage vor dem Urlaub wieder bei der Arbeit, was vor allem für Führungskräfte zutrifft. Drei von vier Führungskräften schalten vorzeitig in den Arbeitsmodus.

AMIRA fragt: Wie ist es bei euch? Spielt der Job im Urlaub eine Rolle, weil ihr an ihn denkt? Fängt die Arbeit schon wieder zwei Tage vor Urlaubsende an? Werdet ihr in den Ferien von Chef oder Teammitgliedern kontaktiert, weil es um berufliche Themen geht?

Kopfhautpilz nimmt zu

Häufig zu lesen in dieser Woche: Schuppende und teils eitrige Pilzinfektionen im Kopf- und Bartbereich nehmen bei jungen Männern zu. Die sollen sie sich nach Angaben von Hautärzten in sogenannten Barbershops geholt haben, die häufig mit günstigen Preisen werben. So berichteten mehrere Dermatologen von einem Anstieg der Infektionen mit dem Pilz Trichophyton tonsurans in den letzten drei Jahren. Ursachen seien mangelnde Hygiene und unzureichende Desinfektion in Barbershops. Im Leipziger Labor des Dermatologen Professor Pietro Nenoff wurden 2022 nach eigenen Angaben fast 350 Fälle nachgewiesen. Bundesweit dürften es tausende sein. Der Dermatologe Martin Schaller von der Universität Tübingen sprach am Wochenende gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ sogar von einer „europaweiten Epidemie“. Der Pilz werde inzwischen drei- bis fünfmal so oft nachgewiesen wie noch vor fünf Jahren, sagen Schaller und Nenoff. Die Infektionen werden mit Besuchen in Barbershops in Verbindung gebracht. Hier wird häufig der sogenannte „Undercut“ frisiert, den auch viele Fußballer tragen: Die untere Partie raspelkurz, darüber wird es – streng gescheitelt – länger. Erste Hinweise gab es vor einigen Jahren in Duisburg, als 17 Jugendliche und junge Männer infiziert waren. Später wurde der Pilz in Rasiergeräten und Schubladen von Barbershops gefunden. Friseurinnungen fordern mehr Kontrollen und bessere Schulung der Mitarbeiter in Barbershops, um Hygienestandards zu gewährleisten und Infektionen zu verhindern. Eine wenig verwunderliche Forderung, denn Barbershops gelten als preiswerte Konkurrenz zum normalen Herrenfriseur…

AMIRA fragt: Ist euch schon mal ein Betroffener untergekommen? Wurde schon mal ein Rezept zur Behandlung von Trichophyton tonsurans mit den Wirkstoffen Fluconazol und Itraconazol bei euch vorgelegt?

Studie: Tägliche Multivitamine erhöhen das Sterberisiko

Eine aktuelle US-Studie zeigt, dass die tägliche Einnahme von Multivitaminen für gesunde Erwachsene keinen positiven Effekt hat. Stattdessen steigt das Sterberisiko, sowie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, geringfügig an. In den USA nimmt etwa ein Drittel der Erwachsenen regelmäßig Multivitamine ein, um die Gesundheit zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Der tatsächliche Nutzen dieser Präparate ist jedoch umstritten. Auch in Deutschland ist die Einnahme von Multivitaminen beliebt, wenn auch nicht in jenem Ausmaß wie in den Staaten. Im Rahmen der besagten Studie untersuchten Dr. Erikka Loftfield und ihr Team von den National Institutes of Health 390.124 gesunde Erwachsene über bis zu 27 Jahre. Die Studie zeigte, dass knapp die Hälfte der Teilnehmer starb. Das relative Sterberisiko stieg bei täglicher Multivitamineinnahme um 4 Prozent, ebenso das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Die Studie basiert allerdings auf Selbstangaben zur Multivitamin-Einnahme, die fehlerhaft sein könnten. Zudem könnten trotz Anpassungen einige Störfaktoren unberücksichtigt geblieben sein. Menschen, die häufig Vitamine einnehmen, haben oft auch andere gesundheitsrelevante Verhaltensweisen.

Die Forschungsgruppe folgert, dass es für gesunde Erwachsene keinen Anlass gibt, täglich Multivitamine einzunehmen, da der Nutzen fehlt und das Sterberisiko leicht erhöht ist. Mehr zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln findest du in diesem AMIRA-Beitrag.

Rückruf: Guttaplast 1,39 g Wirkstoffhaltiges Pflaster betroffen

Der Hersteller Beiersdorf AG hat eine Chargenüberprüfung für das Produkt Guttaplast 1,39 g Wirkstoffhaltiges Pflaster angekündigt. Betroffen sind alle Chargen der Packungsgröße 1 Pflaster N1 (PZN: 00438481). Grund für die Überprüfung ist eine Meldung einer Apotheke über fehlende variable Daten wie Chargennummer und Verfalldatum auf dem Siegelbeutel.

Details des Rückrufs

Arzneimittel: Guttaplast 1,39 g Wirkstoffhaltiges Pflaster

Zulassungsinhaber: Beiersdorf AG

Wirkstoff: Salicylsäure

Betroffene Chargen: Alle Chargen, mit Ausnahme der Chargen 30630423, 30649423, 31410423, 32130423, 32150423, 32330423, 33060423, 33120423

Obwohl die variablen Daten auf den Faltschachteln korrekt sind und kein Patientenrisiko besteht, bittet der Hersteller um Überprüfung der Lagerbestände. Packungen mit fehlerhaften Siegelbeuteln sollen an die Beiersdorf AG zurückgeschickt werden. Die Portokosten werden erstattet.

Adresse für Rücksendungen:

Beiersdorf AG 

Kunden Service Center 

Stichwort „Guttaplast Charge“

Langenharmer Weg 219 

22844 Norderstedt