Mehr Geld & Urlaub: Nicht schlecht, oder?

Anfang der Woche gab es positive Nachrichten: Es gibt für viele PTA & Co. rückwirkend mehr Geld und Urlaub. Doch das „Mehr“ scheint nicht für alle gleich eine Anerkennung zu sein, kommentiert die Apothekenspitzel:in in ihrer dieswöchigen Kolumne.

Großartig – der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) und die ADEXA haben sich nun endlich einigen können. Es kam zu einem Tarifabschluss, der für alle Kammerbezirke mit Ausnahme von Nordrhein und Sachsen gilt. Wir bekommen – sachlich formuliert – ab 1. Juli 2024 mehr Geld und einen Urlaubstag mehr.

Was genau „mehr Geld“ bedeutet

Die monatlichen Gehälter für alle Berufsgruppen werden um 100 bis 150 Euro steigen und ab Januar 2026 nochmal um 3,0 Prozent. Wow! Vielen Dank, ein Hunni mehr brutto sind nochmal wie viel Euro netto? 😅 Damit können wir sicherlich ein Auto abbezahlen, was für die Altersvorsorge tun, häufiger auswärts essen gehen und eine Haushaltshilfe anstellen. Ach, wie schön, ich freue mich schon – für alle Kolleg:innen. Wenn wir uns die Inflationsrate anschauen, ist das ein Witz. Ich weiß, es ist immer noch besser als Null. Aber wollen wir so Nachwuchs gewinnen und vorhandenes Personal halten? Ich glaube kaum, dass das klappt.

Ab dem 01. August 2024 sinkt außerdem die Wochenarbeitszeit von derzeit 40 auf 39 Stunden. Das finde ich ganz gut, muss ich sagen. Aber bei unserem Stresspegel im Apothekenalltag verdienen wir im Grunde auch eine 35-Stunden-Woche als Vollzeit, die IG Metall macht es vor. Denn so wie ich das erlebe und beobachte, ist man in der Apotheke sogar nach 30 Stunden die Woche wortwörtlich „durch“. Ach sorry, ich habe vergessen: Die Apothekenberufe sind Frauenberufe, so etwas dürfen wir uns zwar wünschen, umgesetzt wird es aber garantiert nicht. Wir sind ja „nur“ Frauen…

Mehr Urlaub ist immer gut!

Nicht alles ist schlecht. Lobenswert finde ich, dass der jährliche Urlaubsanspruch auf 35 Tage ausgedehnt wurde, vorher waren es 34 Tage. Zudem erhalten Mitarbeitende mit mehr als vierjähriger Betriebszugehörigkeit einen zusätzlichen Tag; bislang musste man erst fünf Jahre ununterbrochen zum Betrieb dazugehören. Die 35 Tage gelten bereits für dieses Jahr. Also falls jemand noch einen zusätzlichen Urlaubstag verplanen will, nicht vergessen …

Im Gespräch mit einer guten Freundin – sie hat nichts mit Apotheke zu tun – hatten wir uns mal zu unseren Jobs ausgetauscht. Sie fand die Zahl der Urlaubstage großartig. Sie erzählte mir, dass sie in der Medienagentur nur 24 Tage Urlaub hätte. Definitiv zu wenig sagt sie (hat sie auch recht). Ich möchte damit sagen: In anderen Branchen ist auch nicht alles besser (das wird ja von manchen Kolleg:innen häufig so dargestellt 😉).

Es gibt ein grundlegendes Problem

Als Momentaufnahme betrachtet, haben wir es hier natürlich mit einer Verbesserung zu tun, auch wenn es gefühlt nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Ärger macht doch vielmehr die allgemeine Gehaltssituation: Verdienen wir wirklich so viel, wie wir verdienen sollten? Ich sage: NEIN. Bei der Verantwortung, die vor allem das pharmazeutische Personal trägt, ist das Gehalt nicht angemessen. Das ist ja immer wieder ein Thema. Damit wir Angestellten aber WIRKLICH mehr bekommen, müssen endlich die Apothekenhonorare angepasst werden und damit auch die Gehaltsverhandlungen zwischen ADA und ADEXA einen neuen Anlauf nehmen. Aber bis dahin gibt es bestimmt pharmazeutisch progammierte Roboter, die dann auch keinen Urlaub brauchen. 😔