Es kribbelt und krabbelt
Nicht selten haben Kund:innen ungebetene Gäste dabei von denen sie gepiesackt werden bzw. wurden. Welche Parasiten in unseren Breiten den Menschen befallen und wie man die Biester wieder loswird, sagt dir AMIRA.
Parasiten sind ein- oder mehrzellige Tiere, die nur im (Endoparasiten) oder am (Ektoparasiten) menschlichen oder tierischen Organismus (= Wirt) überleben oder sich vermehren und auch andere Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten übertragen können. Hier kommen die Top 5 der Ektoparasiten, die Menschen in Deutschland befallen können und uns in der Apotheke begegnen.
Platz 1 – Stechmücken
Hervorgerufen durch die vielen Überschwemmungen in Süddeutschland kam es zu einer Stechmückenplage biblischen Ausmaßes. Kund:innen berichten, dass es nahezu unmöglich ist, sich abends ohne entsprechende Schutzmaßnahmen im Freien aufzuhalten. Nur die weiblichen Tiere der Stechmücken stechen sowohl Menschen als auch andere Säugetiere und saugen dabei Blut, weil sie dieses zur Aufzucht ihrer Jungen benötigen. Die heimischen Mückenarten übertragen in der Regel keine Krankheiten, allerdings wurden vereinzelt auch Tigermücken, die Überträger des Denguefiebers, in Deutschland gesichtet.
Teilweise waren topische Antihistaminika und Repellentien in den Apotheken ausverkauft. Mittlerweile sind viele wieder bevorratet mit Fenistil®, Soventol®, Anti-Brumm®, Autan® und Co. und können ihrer Kundschaft helfen, den lästigen Juckreiz einzudämmen oder sich wirksam vor Stichen zu schützen.
Platz 2 – Zecken
Deutschlands gefährlichstes Tier liegt von Frühjahr bis Herbst auf der Lauer. Nach einem Aufenthalt im Freien, in Wald und Wiesen sollte man sich gewissenhaft nach Zecken absuchen, denn nach einiger Zeit sticht die Zecke zu und saugt Blut, sogar wesentlich mehr als Mücken. Unentdeckt verbleiben sie bis zu 15 Tage auf Ihrem Wirt und saugen ein Vielfaches ihres Körpergewichts an Blut. Außerdem besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger bei dem Saugvorgang übertragen werden.
FSME (= Frühsommer-Meningoenzephalitis) wird durch Viren verursacht und führt zur Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks und kann sogar tödlich enden. Gegen diese Erkrankung gibt es in Deutschland zwei Impfstoffe, die ab einem Alter von zwei Jahren gegeben werden können.
Borreliose wird ebenfalls von Zecken übertragen. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Im Frühstadium ist sie gut mit Antibiotika behandelbar.
Zum Schutz vor Zecken eignen sich am besten chemische Repellentien mit einem Zusatz an ätherischen Ölen, wie Anti Brumm® Zecken Stopp von Hermes, mosquito® Zeckenschutz Spray protect von Wepa oder Soventol® Protect Zeckenabwehr von Medice. Bei einem Zeckenstich gibt es verschiedene Hilfsmittel zur möglichst raschen und sicheren Entfernung des Blutsaugers. Tipps dazu kannst du hier nachlesen.
Platz 3 – Läuse
Am häufigsten beraten wir in der Apotheke zu Kopfläusen. Die zwei bis drei mm großen Insekten leben permanent auf ihrem Wirt (= Mensch) im Kopfhaar und benötigen mehrmals täglich eine Blutmahlzeit. Sie verbreiten sich sehr schnell weiter, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Eine Übertragung erfolgt, hauptsächlich direkt von Mensch zu Mensch, bei engem Kontakt durch Überwandern der Parasiten von Haar zu Haar („Haar-zu-Haar-Kontakt“). Diese Gefahr ist sehr groß in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Heimen.
Läuse können mit Dimeticon- oder Permethrin-haltigen Mitteln behandelt werden. (Foto: iStock / Jovanmandic)
Zur Behandlung empfohlen werden laut Infektionsschutzgesetz Mittel, die entweder die Wirkstoffe Dimeticon (Medizinprodukte mit physikalischer Wirkung) oder Permethrin (Arzneimittel mit Insektizid) enthalten. Chemische Insektizide sind enthalten in InfectoPedicul® von Infectopharm, in Goldgeist® forte von Eduard Gerlach oder in BiomoPedicul® von biomopharma. Nyda® Express Spray von Pohl Boskamp, Jacutin® Pedicul Fluid von Almirall Hermal, Hedrin® Once Gel von Stada. Wichtig ist, dass die Präparate großzügig und gewissenhaft aufgetragen werden, dass die Einwirkzeit eingehalten wird und schließlich, dass nach acht bis zehn Tagen eine Wiederholungsbehandlung durchgeführt wird. Ein zusätzliches tägliches feuchtes Auskämmen mit Haarpflegespülung an mehreren Tagen unterstützt den Behandlungserfolg.
Wesentlich seltener kommt ein Filzlausbefall vor. Filzläuse sind ca. 1,5 mm groß und halten sich vorzugsweise in der Achsel- und Schambehaarung oder in Barthaaren und Augenbrauen auf und sind so fast nie am Kopf anzutreffen. Meistens spüren Betroffene einen starken Juckreiz, haben graublaue Bisswunden in der Genitalregion und geschwollene Lymphknoten. Die Übertragung von Filzläusen ist in den meisten Fällen nur durch einen direkten intimen Körperkontakt (Geschlechtsverkehr) möglich.
In Ausnahmen kann eine Ansteckung auch durch das gemeinsame Verwenden von Handtüchern und Bettwäsche erfolgen. Das geschieht aber eher selten. Filzläuse übertragen keine Krankheiten. Zur Behandlung werden die gleichen Wirkstoffe und Mittel wie bei Kopflausbefall eingesetzt. Meist werden aber Permethrin-haltige Cremes (z. B. Permethrin AL 5% Creme) verordnet. Auch hier sind die Einwirkzeit und eine Wiederholungsbehandlung sehr wichtig. Zusätzlich sollten die betroffenen Bereiche rasiert werden, damit die Tiere sich nicht mehr festhalten können.
Kleiderläuse kommen in Mitteleuropa nur sehr selten unter sehr schlechten, hygienischen Bedingungen vor.
Platz 4 – Krätzmilben
Krätze oder Skabies ist eine durch die Krätzmilbe Sarcoptes scabiei verursachte, ansteckende Hautkrankheit. Die Spinnentiere sind mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen. Die weiblichen Milben graben sich in die obere Hautschicht ein. Dort legen sie über ihre Lebenszeit von etwa vier bis acht Wochen ihre Eier ab. Mit Milben befallen sind vor allem Zwischenräume von Fingern und Zehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Brustwarzen und Genitalien. Bei Säuglingen und Kleinkindern können auch Kopf und Gesicht betroffen sein. Der Milbenbefall verursacht erst nach einiger Zeit Hautreaktionen, vor allem starken Juckreiz und Brennen der Haut.
Skabiesmilben verbreiten sich von Mensch zu Mensch vor allem bei länger andauerndem Hautkontakt (ca. fünf bis zehn Minuten), zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen, beim Kuscheln, bei Hilfe bei der Körperpflege, beim Schlafen in einem Bett oder beim Geschlechtsverkehr. Kurzes Händeschütteln oder eine kurze Umarmung führen in der Regel nicht zu einer Übertragung. Lediglich bei der hochansteckenden Borkenkrätze (Skabies crustosa mit sehr hohen Milbenzahlen) reicht ein kurzer Hautkontakt. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2018 hat sich die Anzahl der Fälle aus noch unbekannten Gründen nahezu verzehnfacht.
Als Mittel der Wahl zur Behandlung gelten Permethrin-haltige Cremes (s. o.). Weiterhin kann eine orale Therapie mit dem antiparasitären Wirkstoff Ivermectin (z. B. Ivermectin Pädia® 3 mg Tabletten, Ivermectin-ratiopharm® 3 mg Tabletten, ivermectin-biomo®) durchgeführt werden. Zur topischen Therapie können die Wirkstoffe Crotamiton (z. B. Crotamitex® Gel oder Salbe von Gepepharm) oder Benzylbenhoat (z. B. Antiscabiosum 10% oder 25% von Strathmann). Die korrekte Anwendung (Behandlung des gesamten Körpers, Einwirkzeit beachten und Wiederholungsbehandlung bei Skabies crustosa) der Arzneimittel sowie das Waschen aller Textilien mit Hautkontakt bei mindestens 50°C sind für den Behandlungserfolg entscheidend. 24 Stunden nach der Behandlung besteht keine Ansteckungsgefahr mehr, auch wenn der Juckreiz über ein bis zwei Wochen bestehen bleiben kann.
Laut Infektionsschutzgesetz dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht besucht werden und müssen über die Erkrankung informiert werden. Enge Kontaktpersonen sollten ebenfalls mitbehandelt werden, auch wenn sie keine Krankheitsanzeichen zeigen.
Platz 5 – Bettwanzen
Die Bettwanze (lat. Cimex lectularius) ist ein circa 5 mm großer ovaler, flacher Parasit. Sie mag es dunkel und sitzt daher tagsüber in dunklen Ecken in Bettwäsche oder Matratze oder in Spalten oder Ritzen. Deshalb sind die Tiere sehr schwer zu entdecken und zu bekämpfen. Nachts krabbeln sie aus ihren Verstecken auf schlafende Menschen und saugen deren Blut. In ihrem Entwicklungsstadium benötigen sie alle 3-5 Tage eine Blutmahlzeit. Sie können sich sehr schnell vermehren und damit ausbreiten.
Meist werden Bettwanzen über Gepäck oder Kleidung weiterverbreitet. (Foto: iStock / Hit Stop Media)
Die Bisse führen zu starkem Juckreiz (manchmal erst nach ein paar Tagen) und Quaddelbildung und können sich entzünden, Krankheitserreger übertragen Bettwanzen aber nicht. Meist finden sich mehrere Bisse nebeneinander an Armen, Beinen und im Gesicht. Eine Behandlung der Bisse kann mit topischen Antihistaminika (z. B. Fenistil®, Soventol® oder leichten Hydrocortison-haltigen Cremes oder Gels (z. B. Fenihydrocort® oder Soventol® Hydrocortisonacetat Cremogel) erfolgen, meist heilen sie nach ein paar Tagen folgenlos aus.
Ein größeres Problem ist die Ausbreitung der Bettwanzen. Meist werden sie über Gepäck oder Kleidung weiterverbreitet. Besonders in Unterkünften, die von vielen Menschen genutzt werden, ist das Risiko hoch, in Kontakt mit Bettwanzen zu kommen. Das kann zum Beispiel eine Jugendherberge oder auch ein Luxushotel sein. Auch wenn viele Menschen auf engem Raum wohnen, haben die Biester leichtes Spiel.
Wird ein Befall festgestellt, sollte ein geschulter Kammerjäger die Bekämpfung durchführen. Da es bei vielen Insektiziden Resistenzen gibt, wird oft eine Kombination von mehreren Wirkstoffen eingesetzt. Stark befallene Möbel oder Matratzen sollten entsorgt werden. Alle waschbaren Textilien sollten bei mindestens 60° C gewaschen werden. Empfindliche Textilien oder Kuscheltiere können eingefroren werden. Wird ein Raum für mindestens 48 Stunden auf über 50°C erhitzt, sterben die Tiere ebenfalls ab.
Wer häufig in Herbergen, Hotels oder Pensionen übernachtet, sollte die Betten und Matratzen auf schwarze Pünktchen (= Milbenkot) oder Blutflecken kontrollieren. Auch ein muffig süßlicher Geruch kann auf einen Befall hindeuten.