Wochenrückblick: Neuprodukte, Stammzelltherapie bei Diabetes, jugendlicher Drogenkonsum

Ein Fallbericht aus China macht Hoffnung auf eine neuartige Therapie des Typ-1-Diabetes. Neben einem retardierten Kontrazeptivum gibt es ab Oktober auch weitere neue Produkte auf dem Markt. Weitere Infos findest du hier.

Großer Fortschritt bei der Behandlung von Diabetes Typ 1?

Eine Meldung aus China lässt derzeit aufhorchen: Im Juni 2023 wurde dort einer 25-jährigen Frau eine neuartige Stammzelltherapie gegen Diabetes Typ 1 durchgeführt, bei der Inselzellen in ihre Bauchmuskeln transplantiert wurden. Diese Zellen produzierten nach einer Weile Insulin, wodurch die Patientin seit der Behandlung unabhängig von zusätzlichem Insulin war. Obwohl dies als Erfolg gewertet werden können, warnt der Diabetologe Andreas Fritsche vor verfrühtem Optimismus, da die Therapie bisher nur bei einer Patientin funktioniert habe und es unklar sei, ob sie langfristig wirksam bleibe. Zudem könne der Erfolg auf die Immunsuppressiva zurückzuführen sein, die die Patientin wegen früherer Organtransplantationen einnehme. Fritsche betont, dass weitere Studien nötig seien und weist auf Risiken der Stammzelltherapie hin, wie das Entarten von Zellen. Trotz dieses Fortschritts ist die Insulintherapie nach wie vor die bewährte Behandlungsmethode für Diabetes Typ 1.

Neues Mittel zur Unterstützung des Schlafs und des Immunsystems

Kund:innen, die sowohl Schlafprobleme haben als auch ihr Immunsystem stärken möchten, können jetzt ein neues Kombiprodukt in der Apotheke erhalten: Oyono® Nacht Intens Immun. Dieses Produkt vereint 1,9 mg Melatonin mit Extrakten aus Baldrian und Ashwagandha sowie den immunstärkenden Inhaltsstoffen Vitamin C, Vitamin D, Zink und Selen. Es fördere schnelles Einschlafen, sorge für erholsames Durchschlafen und unterstütze gleichzeitig das Immunsystem. Dank der 3-Phasen-Technologie würden die Wirkstoffe nacheinander freigesetzt, um eine optimale Wirkung zu gewährleisten.

Erste zugelassene retardierte orale Kontrazeptivum in Deutschland

Das neue Verhütungspille Kelzy® (Dienogest 2 mg/Ethinylestradiol 0,02 mg), die im Oktober auf den Markt kommt, ist das erste zugelassene retardierte orale Kontrazeptivum in Deutschland. Sie zeichne sich durch eine verzögerte Wirkstofffreisetzung aus, die Hormonschwankungen reduzieren solle, wie der Hersteller wissen lässt. Die Pille werde täglich eingenommen, 24 Tage lang als wirkstoffhaltige Tablette und anschließend 4 Tage eine Placebo-Tablette. Dienogest wirkt antiandrogen, während Ethinylestradiol den Eisprung verhindert. Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Brustschmerzen und depressive Verstimmungen.

Neues Mittel zur Unterstützung der weiblichen Blase

Frauen, die ihre Blasengesundheit unterstützen möchten und eine Tablettenform bevorzugen, haben jetzt eine neue Option mit Femannose® E. Diese pinke Tablette enthält Preiselbeer-Extrakt und D-Mannose, welche die Harnwegs- und Blasenfunktion fördern soll. Sie sei gut verträglich, einfach einzunehmen und praktisch für unterwegs. Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren können täglich zwei bis sechs Tabletten einnehmen, wie der Hersteller mitteilt.

Angst vor Entdeckung kann Jugendliche vom Drogenkonsum abhalten

Viele Eltern sorgen sich angesichts der neuen Regelungen zum Konsum und Besitz von Cannabis, dass ihre pubertierenden Kinder mit Drogen experimentieren könnten und fragen sich, wie das zu verhindern sei: Verständnis, Aufklärung, Prävention? Und wenn ja, welcher Art soll die sein? Eine Studie der University of California in San Diego zeigt nun die Wirksamkeit einer ganz alten Strategie: Die Angst, von Eltern beim Drogenkonsum erwischt zu werden, kann Teenager davon abhalten, überhaupt damit anzufangen. Laut Studienleiter William Pelham haben viele Jugendliche den Drogenkonsum vermieden, weil sie befürchteten, dass ihre Eltern es erfahren könnten. Ohne diese Angst wäre der Drogenkonsum der befragten Gruppe um 40 Prozent höher gewesen.

Pubertätscoach und Pädagoge Matthias Jung betont jedoch, dass der Aufbau eines vertrauensvollen Eltern-Kind-Verhältnisses wichtiger sei, als bloße Kontrolle. „Angst mag kurzfristig wirken, ersetzt aber keine nachhaltige Prävention“, so Jung. Man müsse früh anfangen, Vertrauen aufzubauen und erwünschtes Verhalten schon früh trainieren. Das sei wie mit dem Ausräumen der Waschmaschine, so Jung: Wer mit 15 Jahren zum ersten Mal hört, er solle die Maschine ausräumen, der widerspricht – typisch Pubertier. Wer um diesen Dienst schon mit sieben Jahren gebeten worden sei, der hätte damit später viel weniger Probleme, so Jung.

Mindeststrafe für Gewalt im Krankenhaus gefordert

Immer wieder wurde in den vergangenen Wochen über Gewalt in Krankenhäusern berichtet, vor allem mit Bezug auf Nordrhein-Westfalen. Und tatsächlich ist die Zahl der Gewalttaten in Krankenhäusern in NRW stark gestiegen: 2023 wurden 1705 Fälle registriert, was durchschnittlich vier bis fünf Übergriffe pro Tag bedeutet. Angesichts dieser Entwicklung fordert die Krankenhausgesellschaft NRW härtere strafrechtliche Konsequenzen. Ein Mindeststrafmaß von sechs Monaten Haft für körperliche Angriffe auf Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte sei nötig, so Vizepräsident Matthias Ernst. NRW-Innenminister Herbert Reul und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) kritisierten die zunehmende Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber Klinikpersonal scharf. Angriffe auf medizinische Mitarbeiter seien Angriffe auf das Gemeinwesen und gefährdeten eine humane Gesellschaft.

Lange Nacht des Impfens voller Erfolg

Die zweite „Lange Nacht des Impfens“, die am Dienstag in deutschen Apotheken stattfand, war ein voller Erfolg, so die Organisatoren, darunter der Bundesverband der versorgenden Apotheken BVVA. Bundesweit hätten sich mehrere hundert Apotheken an der Aktion beteiligt, die Resonanz sei überwältigend gewesen. In Hamburg bildeten sich vor einigen Apotheken sogar Schlangen, während in Nordrhein-Westfalen rund 10.000 Impfungen in etwa 200 Apotheken durchgeführt worden seien. Besonders gefragt waren Grippe- und Covid-Impfungen, die Nachfrage danach halte auch nach der „langen Nacht“ weiter an. Die Organisatoren planen bereits, die Aktion im kommenden Jahr zu wiederholen und auf weitere Impfungen auszudehnen. Das politische Interesse an einer Ausweitung der Apotheken-Impfungen ist vorhanden, doch gibt es weiterhin Konflikte um die geplante Apothekenreform, da weitere Impfleistungen die Apotheken zu sehr in Richtung „Gesundheitskiosk“ rücken könnten. Diesen lehnen die Apothekerverbände vehement ab.