Wochenrückblick: Alles wird gut. Fast alles.

Pro Generika sieht eine klare Ursache für Medikamentenmangel, Lieferando liefert jetzt auch Apothekenware zur Tür, Lauterbach erwartet aufgrund seiner Reform ein Kliniksterben und Kochsalzlösung darf importiert werden. Alles wird gut. Na ja, fast alles.

Neuer Player bei Apotheken-Lieferdiensten

Lieferando erweitert sein Angebot: Ab sofort können Kunden in 18 deutschen Städten Gesundheits- und Pflegeartikel aus Apotheken über die Plattform bestellen. In Zusammenarbeit mit dem Health-Tech-Startup CURE bietet Lieferando nun die Lieferung von rezeptfreien Medikamenten, Babynahrung, Kosmetika und weiteren Produkten an. Der neue Service startet mit 60 Apotheken und rund 500 Artikeln, die in 45 Minuten, meist per Fahrrad, geliefert werden sollen. Lieferando sieht die Kooperation als wichtigen Schritt, um das Angebot über Restaurantlieferungen hinaus zu erweitern und den Alltag der Nutzer zu erleichtern.

AMIRA meint: Das könnte gut funktionieren.

Gericht weist Klagen zu pharmazeutischen Dienstleistungen ab

Am Mittwoch verhandelte das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg über zwei Klagen gegen die Entscheidung der Schiedsstelle zu den pharmazeutischen Dienstleistungen. Dazu Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands: „Beide Klagen wurden insgesamt abgewiesen. Das sind gute Nachrichten für alle Patientinnen und Patienten. Der Schiedsspruch bleibt bestehen und die pharmazeutischen Dienstleistungen können weiterhin zu Gunsten der Versicherten zu den bisherigen Konditionen erbracht werden. Das aktuelle Urteil bestätigt unseren Weg, den wir mit den pharmazeutischen Dienstleistungen eingeschlagen haben. Unsere Angebote verbessern nachhaltig die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Effektivität der medikamentösen Therapie.“

Zum Hintergrund: Die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) wurden durch das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) in §129 Absatz 5e SGB V festgeschrieben. Über die pDL hatte im Mai 2022 die Schiedsstelle nach § 129 Abs. 8 SGB V entschieden, da sich zuvor die Verhandlungspartner GKV-Spitzenverband und Deutscher Apothekerverband e.V. nicht einigen konnten. Die Schiedsstelle wurde durch zwei Seiten beklagt: Einerseits im Juli vom GKV-Spitzenverband, andererseits im August 2022 von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Beide Verfahren wurden zusammen verhandelt. Der Deutsche Apothekerverband war in beiden Fällen Beigeladener.

AMIRA meint: Das ist gut.

Frank und frei: Lauterbach geht von Kliniksterben aus

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet im Zuge der geplanten Krankenhausreform mit der Schließung von mehreren Hundert Kliniken in den kommenden zehn Jahren. Das sagte er der Bild am Sonntag. Dies sei notwendig, da nicht für alle Krankenhäuser ein medizinischer Bedarf bestehe, und viele Betten bereits ungenutzt blieben. Vor allem in westdeutschen Großstädten sind Schließungen zu erwarten, während ländliche Kliniken Zuschüsse erhalten sollen, um die Versorgung auf dem Land sicherstellen zu können. Die Reform soll die Finanzierung der Kliniken stabilisieren und Spezialisierungen fördern. Ab 2025 tritt sie in Kraft, die vollständige Umsetzung ist bis 2029 geplant. Lauterbach ging auch auf die im kommenden Jahr steigenden Krankenkassenbeiträge für gesetzlich Versicherte ein. Die höheren Beiträge seien auch auf die geplante Reform des Krankenhauswesens zurückzuführen, sagte er. Mit einer weiteren Beitragsanhebung in 2026 rechne er jedoch nicht, da die Reform dann greife und zu Entlastungseffekten führen werde. Diese Aussage wurde von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach umgehend als „Täuschung der Öffentlichkeit“ kritisiert. Die Krankenkassen seien per Gesetz verpflichtet, zwischen 2026 und 2035 bis zu 25 Milliarden Euro für die Reform aufzubringen, was sich in den Beiträgen niederschlagen werde.

AMIRA meint: Das wird für viele nicht gut enden.

 Akutelles Corona-Geschehen: Vorsichtige Entwarnung?

Die Corona-Variante XEC breitet sich seit einigen Wochen in Deutschland aus, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in dieser Woche berichtete. Nach vorläufigen Daten des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) könnte sie sich schneller verbreiten als andere Linien, wird jedoch weiterhin als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Der Anteil an Corona-Fällen sank von 29 auf 27 Prozent. Die Variante KP.3.1.1 bleibt mit 41 Prozent dominierend. Es gibt keine speziellen Symptome für XEC, und sie verursacht keine schwereren Verläufe als andere Varianten. In der zweiten Oktoberwoche erreichte die Zahl der Atemwegserkrankungen in Deutschland ein Rekordhoch im Vergleich zu den Vorjahren. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) meldeten Nutzer über das Portal „GrippeWeb“ eine Inzidenz von 8.800 Fällen pro 100.000 Einwohner, was etwa 7,4 Millionen Menschen entspricht. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2011. Rund 22 Prozent der Atemwegserkrankungen waren auf Coronaviren zurückzuführen.

AMIRA meint: Gut. Macht doch Hoffnung!

Niedersachsen erlaubt Kochsalzlösungen aus dem Ausland

Um die Engpässe bei Kochsalzlösungen zu bewältigen, erlaubt Niedersachsen ab sofort den Import von isotonischen Natriumchlorid-Arzneimitteln ohne deutsche Zulassung, wie das Gesundheitsministerium bekanntgab. Diese Lösungen sind für ärztliche Behandlungen, wie Wund- und Organ-Spülungen, unverzichtbar. Landesgesundheitsminister Andreas Philippi betonte die Dringlichkeit, Abhängigkeiten in der Arzneimittelproduktion zu verringern und fordert eine Debatte über heimische Produktionskapazitäten. Der Mangel war zuvor vom Bundesgesundheitsministerium festgestellt worden, was Importe ermöglichte.

AMIRA meint: Gut, weil pragmatisch.

Pro Generika-Vorsitzender fordert bessere Vergütung

Andreas Burkhardt, Chef von Ratiopharm und Vorsitzender des Verbandes Pro Generika, warnte im Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“ vor unvorhersehbaren Lieferengpässen bei Generika. Die Krankenkassen würden bei ihren Vertragsabschlüssen stets die billigsten Angebote auswählen. Das mache es für die Unternehmen schwer, Vorsorge für eventuell auftretende Lieferschwierigkeiten zu treffen, etwa, wenn eine wichtige Maschine ausfalle. Burkhardt sagte: „Ohne höhere Festbeträge wird sich an dieser prekären Lage nichts ändern.“ Gleichzeitig gab der Pro Generika-Vorsitzende sacht Entwarnung, indem er darauf verwies, dass echte Lieferschwierigkeiten immer nur bei einer geringen Zahl von Arzneimitteln aufträten. „Diese durch gezielte finanzielle Anreize am Markt zu halten, wäre ein erster notwendiger Schritt“, sagte Burkhardt. Und weiter: „Anstatt die Vergütung für Generikahersteller anzupassen, die den größten Anteil der Versorgung sicherstellen, wird ausgerechnet bei diesen Unternehmen immer weiter gespart.“ Deshalb zögen sich immer mehr Unternehmen aus dem Generika-Markt zurück, so Burkhardt. Nach dem Versorgungsgrad mit Paracetamol-Fiebersaft für Kinder befragt, für den Ratiopharm der größte Hersteller in Deutschland sei, sicherte Burkhardt zu, dass sein Unternehmen sich trotz der schmalen Marge nicht aus der Produktion zurückziehen wolle.

AMIRA meint: Wenn das gutgehen soll, muss was passieren.