Danke für´s Nichts!

Die Apothekenspitzelin war so verwegen, vor der Bundestagswahl einen Blick in die Programme einiger Parteien zu werfen. Was soll werden aus unseren Apotheken? Das war die Frage, auf die sie Antworten suchte. Wie die ausfielen, erzählt sie hier.

Okay, bald – nämlich am 23. Februar dieses Jahres – ist Bundestagswahl. Ich weiß nicht, wie es euch geht: Macht ihr euch sehr viele Gedanken um eure Wahl? Wählt ihr nach Programm der Parteien oder einfach das, was ihr schon immer angekreuzt habt?

Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, in den Parteiprogrammen mal nach den Vorschlägen zu suchen, die die Parteien für unsere Apotheken in Petto haben. Angeblich sind wir ja wichtig für die Gesundheitsfürsorge und -erhaltung in diesem Land. Da darf man doch erwarten, dass Apotheken eine gewisse Rolle spielen in den Wahlprogrammen. Zum Glück geht die Suche nach entsprechenden Passagen heute ganz flott. Einfach „Programm Bundestagswahl 2025“ in den Rechner eingeben, ergänzt um den Parteinamen, und schon kommt, womit die Parteien in diesem Land um Stimmen werben. Besonders lese- und vor allem suchfreundlich wird´s, wenn nach dem Download ein pdf-Dokument auf dem Bildschirm erscheint, das lässt sich nämlich nach bestimmen Begriffen durchforsten und springt auch gleich an die Stelle, wo die gesuchten Wörter stehen.

Also los: „Apotheke“! Ich fange an bei der größten unserer Noch-Regierungsparteien, der SPD nämlich. Natürlich habe ich vor meiner Suchanfrage gedanklich in einer Vorstellung wie dieser hier gebadet: „… Apotheken sind die einzigen legitimen Sachwalter menschlicher Gesundheit außerhalb von Arztpraxis und Krankenhaus. Apotheken kümmern sich aufopferungsvoll um Patientinnen und Patienten. Apotheken benötigen unseren Beistand und faire Bedingungen, die das wirtschaftliche Überleben sichern. Apotheken haben es verdient, dass ihre wirtschaftliche Basis gefestigt wird. Deshalb werden wir Apotheken …“

Na ja, so in der Art halt – schließlich sind wir unersetzlich …

Allgemein und unverbindlich

Was kommt? Es wird tatsächlich der Begriff „Apotheke“ gefunden – und zwar genau einmal: „Wir stärken Apotheken vor Ort als wichtige Anlaufstellen für Prävention, Therapiebegleitung und eine sichere Arzneimittelversorgung.“ Fertig. Aha!

Ich bin neugierig – was sagen die anderen, zum Beispiel die Partei, die nach den Umfragen momentan vorn liegt, also die CDU? Hoppla, da ploppt das Wort „Apotheke“ tatsächlich fünf Mal auf, einmal auf Seite 7 des Programms, hier immerhin als echte Ansage bzw. Absicht: „Wir stärken die Präsenzapotheken und geben ihnen eine Zukunft. Für viele Menschen sind sie der erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen.“ Wie genau diese Stärkung aussehen sollen, das steht da leider nicht. Dafür wird der Ball auf Seite 68 noch einmal aufgenommen und die Präsenzapotheke gelobt, drei weitere Male kommt in diesem kaum fünfzeiligen Abschnitt der Begriff „Apotheke“ vor. Okay, schon mal ein bisschen mehr, wenn auch längst nicht suffizient, denke ich.

Und was treibt die FDP in Sachen Apotheke um? Wie man hört, sollen nicht wenige der Apotheker und Apothekerinnen, vor allem die Selbstständigen, die Freidemokraten wählen. Da wird doch dann einiges geboten, oder? Schau´n mer mal: „Für eine gute Versorgung mit Arzneimitteln braucht es starke Apotheken. Sie benötigen Voraussetzungen, unter denen sie wirtschaftlich arbeiten können.“ So heißt es auf Seite 32. Auch diesem Programm mangelt es an konkreten Vorschlägen, wie die Apotheken stark zu machen seien, immerhin ist von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Rede ...

Die Apotheken sterben. Ach, echt jetzt?

Ob die Grünen mehr bieten? Die Passage im Wahlprogramm liest sich so: „Die Notfallversorgung, den Rettungsdienst und die Finanzierung der Apotheken wollen wir im Hinblick auf eine gute, flächendeckende und effiziente Versorgung reformieren.“ Im Wahlprogramm der Grünen ist die Apotheke noch nicht einmal der Eigenständigkeit wert, sie wird in einem Atemzug mit anderen vermeintlichen Baustellen genannt.

Dann schnell ein Blick ins Programm des Bündnis Sarah Wagenknecht. Dort beschränkt man sich auf die Diagnose und sieht von Vorschlägen zur Heilung ab: „Apotheken sterben und viele Medikamente sind nicht mehr erhältlich.“ Ähhh – ja, stimmt.. Und wie weiter, liebes BSW? Vielleicht muss man einer Partei, die ihre Wurzeln letztlich auch in der alten SED hat, einfach zugestehen, dass sie mit freien Berufen nicht allzu viel anzufangen weiß…

Und „Die Linke“? Dort heißt es: „Apotheker*innen, Pflegekräfte, Therapeut*innen, Hebammen, medizinische Fachangestellte und Notfallsanitäter*innen bringen ihre speziellen Kompetenzen mit und sind für eine gute Versorgung unentbehrlich. Sie sollen stärker eigenverantwortlich behandeln und beraten können. Wir wollen die Befugnisse der Heilberufe ausweiten und eine flächendeckende Versorgung gewährleisten.“ Ganz ehrlich? Das Konkreteste an dieser Passage sind die Gendersterne, finde ich.

Der Vollständigkeit halber noch der Schwenk zur AfD. In deren Programm kommt der Begriff „Apotheke“ in folgender Passage vor: „Die Schaffung einer zentralen Datenbank mit der Anbindung von Kliniken, Praxen, Psychotherapeuten und Apotheken zur Speicherung vertraulicher Patientendaten (Telematik-Infrastruktur – TI) ist abzulehnen.“ Schön und gut, aber das hat mit unseren Problemen eher wenig zu tun. An anderer Stelle wird´s unter der Zwischenüberschrift „Arzneimittelversorgung gewährleisten“ ein wenig detaillierter, allerdings fällt hier der Begriff „Apotheke“ nicht ein einziges Mal. Immerhin: Es geht um den „Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten“; den will man unterbinden. 

Und jetzt? Bin ich schlauer?

Bescheiden war ich jedenfalls schon vorher. Deshalb bin ich auch nicht davon ausgegangen (trotz meiner weiter oben geschriebenen Worte…), dass jetzt seitenweise und detailliert die Probleme der Apotheken gewälzt werden. Aber ein bisschen enttäuscht bin ich schon. Klar, auch ich weiß, dass Wahlprogramme häufig im Ungefähren bleiben, weil man es sich mit keinem potenziellen Wähler verscherzen und anschlussfähig in möglichst viele Richtungen bleiben will. So verständlich das sein mag: Was die Apotheken angeht, hätte ich mir ein bisschen mehr erhofft, schließlich sind die Probleme seit Jahren bekannt und betreffen uns alle. Muss ich also davon ausgehen, dass die Rolle der Apotheken in den Gedanken und Plänen der Parteien eine eher kleine ist? Vielleicht, weil wir in Wirklichkeit unwichtig sind? Ich möchte es nicht hoffen.

Aber der Gedanke drängt sich auf…

AMIRA fragt: Was meint ihr, hätte man von den zur Bundestagswahl antretenden Parteien mehr Engagement für Apotheken in den Programmen erwarten dürfen? Wie findet ihr die Zurückhaltung?