Wochenrückblick: Trump feiert Zölle, Cannabis-Freigabe Geburtstag

Die deutsche Pharma-Industrie fürchtet Trumps Zollpolitik, die Cannabis-Legalisierung feiert ersten Jahrestag, ein mutiger Apotheker lässt sich von einer Softair-Waffe nicht einschüchtern und drei von vier Deutschen haben laut Umfrage Probleme mit Gesundheitsinformationen.

Deutsche Pharmahersteller erhöhen US-Exporte vor drohenden Zöllen

Aufreger der Woche war zweifellos die Ankündigung von US-Präsident Trump, die Volkswirtschaften der Welt mit Zöllen zu überziehen. Obwohl Trump Medikamente und Pharmazeutika vorerst von den neuen US-Einfuhrzöllen ausnehmen will, haben deutsche Pharmahersteller offenbar schon länger mit derartigen Maßnahmen gerechnet und ihre Exporte  in die USA während der zurückliegenden Wochen deutlich gesteigert. Dies berichtet die "Welt". Branchenbeobachter vermuten, dass Unternehmen ihre US-Lager auffüllen, um sich gegen mögliche zukünftige Zollerhöhungen abzusichern.

Thomas Preis, Präsident des Branchenverbandes ABDA, warnt im Gespräch mit der "Welt": "Allein die Möglichkeit von US-Zöllen auf Arzneimittel stellen einen erheblichen Unsicherheitsfaktor für die Patientenversorgung dar." Und zur verstärkten Lieferung deutscher Hersteller in die USA, um sich vor Zöllen zu schützen, sagte er: "Das Problem ist, dass wir gar nicht wissen, welche Mittel und Wirkstaoffe die Pharmaunternehmen nun vermehrt in die USA leiten. Diese Umlenkung der Warenströme könnte in Europa und Deutschland zu kurzzeitigen oder auch längerfristigen Störungen bei der Medikamentenversorgung führen." Weil Medikamente viele Produktionsschritte in ganz unterschiedlichen Ländern erleben, bis sie als fertige Packung in der Apotheke sind, schließt Preis Zustände wie während der Corona-Pandemie, als Lieferketten zusammenbrachen und Fabrikausfälle in Asien zu einer Medikamenten-Mangellage führten, nicht aus. Zudem fürchtet Preis, sollte wegen der riskanten Zollpolitik ein Medikamentenmangel die USA erfassen, dass Trump in diesem Fall alles daran setzen werde, die eigene Nation zuerst zu versorgen. Dies werde zu Lasten vieler Menschen in aller Welt gehen, so Preis gegenüber der Welt.

Amira fragt: Trump hat die Pharmaindustrie bislang von Zöllen ausgeschlossen. Glaubt ihr, dass es dabei bleibt?

Nochmal ABDA: Zum Jahrestag warnt ABDA-Präsident warnt vor Folgen der Cannabis-Legalisierung

Seit der Cannabis-Teillegalisierung am 1. April 2024 bleibt das Thema umstritten. ABDA-Präsident Thomas Preis warnte zum Jahrestag in der Rheinischen Post vor steigenden Konsumzahlen und medizinischen sowie sozialen Problemen, insbesondere für junge Menschen. „Viele Menschen denken: Was legal ist, ist auch ungefährlich“, so Preis. Diesen Irrglauben gelte es zu durchbrechen. Zudem kritisierte er den starken Anstieg der Verschreibungen für medizinisches Cannabis, der unter anderem auf Online-Verordnungsplattformen zurückgeführt werde. Auch die frühere Drogenbeauftragte Sabine Bätzing-Lichtenthäler äußerte sich gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur KNA skeptisch und forderte mehr Prävention, Suchtberatung und Therapieangebote. Heutige Cannabisprodukte wiesen deutlich höhere THC-Werte auf als früher und viele junge Menschen fingen inzwischen immer früher mit dem Konsum an. Die Ampel-Regierung hatte neben der Legalisierung auch Mittel für Präventionsprojekte erhöht. Die Union kündigte im Wahlkampf an, die Legalisierung rückgängig machen zu wollen.

Nochmal Cannabis: Medizinalcannabis als Lutschpastille für den deutschen Markt

Im Schatten der Diskussionen um die Zukunft des Cannabis-Gesetzes bringt das europäische Unternehmen SYNBIOTIC SE im zweiten Quartal 2025 erstmals Medizinalcannabis in Form von Lutschpastillen auf den deutschen Markt. Die neuartige Darreichungsform wurde in Zusammenarbeit mit der BOLDER Arzneimittel GmbH & Co. KG und Partnerapotheken entwickelt. Die Pastillen sollen eine Alternative zu bisherigen Darreichungsformen wie getrockneten Blüten oder Extrakten bieten. Laut SYNBIOTIC ermögliche die neue Applikationsform eine exakte Dosierung, eine einfache Anwendung und eine diskrete Einnahme. Die Rezeptur entstand über einen Zeitraum von drei Jahren und basiert auf pharmazeutisch zertifizierten Hilfsstoffen. „Die aktuell verfügbaren Darreichungsformen für Medizinalcannabis haben alle ihre Nachteile. Unser Ziel war es, eine Form zu entwickeln, die für Patient:innen möglichst viele Vorteile bietet“, erklärte Daniel Kruse, geschäftsführender Direktor von SYNBIOTIC. Die Pastillen würden die Behandlung mit Cannabis-Medikamenten erleichtern und sicherer machen.

Uff - nochmal ABDA? Ja, weil der Verband ganz auf jung macht

Die ABDA intensiviert ihre Nachwuchswerbung und startet einen TikTok-Kanal, um Jugendliche für Apothekenberufe zu begeistern. Laut ABDA-Präsident Preis fehlen bis 2030 bis zu 10.000 Apothekerinnen und Apotheker. TikTok, wo sich besonders viele junge Menschen herumtreiben, soll gezielt über Berufe in Apotheken informieren. Auch auf Instagram ist die ABDA seit einiger Zeit präsent.

AMIRA fragt: Seid ihr selbst oder ist eure Apotheke auch auf TikTok unterwegs? Findet ihr die Idee der ABDA gut oder abwegig?

EMA lehnt Alzheimer-Medikament Donanemab ab

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat die Zulassung des Alzheimer-Medikaments Donanemab abgelehnt. Nach Einschätzung der Behörde überwiegen die Risiken möglicher tödlicher Nebenwirkungen den potenziellen Nutzen. Der Antikörper-Wirkstoff, der unter dem Namen Kisunla bereits in den USA, Japan, China und Großbritannien zugelassen ist, kann den Krankheitsverlauf im Frühstadium lediglich verlangsamen, jedoch nicht stoppen oder heilen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Hirnschwellungen und Blutungen.
In der EU ist bisher noch kein Medikament zugelassen, das direkt auf den Alzheimer-Krankheitsverlauf abzielt. Für den Wirkstoff Lecanemab gab die EMA zwar kürzlich grünes Licht, jedoch steht die endgültige Entscheidung der EU-Kommission noch aus.

Versuchter Diebstahl in einer Apotheke durch Softair-Waffen-Träger

In einer Apotheke im niederbayerischen Deggendorf versuchte am Freitag vergangener Woche ein mit einer Softair-Pistole bewaffneter Mann mittleren Alters an Schmerzmittel zu gelangen. Nach kurzem Gespräch mit dem 67-jährigen Apotheker zog der Täter die Waffe, ohne jedoch auf jemanden zu zielen. Im Geschäft befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur der Apotheker und eine Mitarbeiterin, keine Kunden. Der Täter forderte Methadon, woraufhin der Apotheker bemerkenswert gelassen reagierte und den Mann einfach aus dem Geschäft führte. Die ungewöhnlich coole Reaktion verblüffte sogar die Polizei. Ohne Beute flüchtete der Täter, wurde jedoch später in einer nahegelegenen Grünanlage von Einsatzkräften aufgefunden. Bei seiner Durchsuchung wurde die genehmigungsfreie Softair-Waffe sichergestellt. Der Mann gestand die Tat, wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen und später wieder entlassen. Er muss sich nun strafrechtlich wegen Bedrohung verantworten.

„Pille danach“ in England demnächst kostenfrei

Die britische Regierung plant, die „Pille danach“ in Apotheken in England flächendeckend kostenlos anzubieten. Gesundheitsstaatssekretär Stephen Kinnock kündigte gegenüber der BBC an, dass die Umsetzung noch in diesem Jahr erfolgen soll. Bisher ist die Notfallverhütung nur über den Hausarzt kostenfrei erhältlich, während einige Bezirke die Kosten bereits übernehmen. Diese Ungleichbehandlung müsse beendet werden, so Kinnock. Ein barrierefreier Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln sei ein wesentlicher Bestandteil einer fairen Gesellschaft. Neben der besseren Verfügbarkeit soll die Maßnahme auch die Hausärzte entlasten, sodass sie sich verstärkt anderen Patienten widmen können.

In Deutschland ist die „Pille danach“ zwar rezeptfrei erhältlich, jedoch nicht kostenlos. Frauen unter 22 Jahren können sie auf Rezept kostenfrei bekommen, während andere Patientinnen je nach Präparat zwischen 16 und 35 Euro zahlen müssen, so die Beratungsstelle Pro Familia.

Studie: Drei von vier Deutschen haben Probleme mit Gesundheitsinformationen

Laut einer aktuellen Studie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit der Apotheken Umschau falle es rund 75 Prozent der Erwachsenen in Deutschland schwer, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen und auf ihre eigene Situation anzuwenden. Nur ein Viertel der Bevölkerung fühle sich in diesem Bereich sicher. Die mangelnde Gesundheitskompetenz habe erhebliche Folgen: Allein im Jahr 2022 entstanden dadurch Mehrkosten von bis zu 24 Milliarden Euro. Besonders betroffen seien Menschen, die Schwierigkeiten haben, Informationen zu Prävention und Krankheitsbehandlung richtig zu bewerten.
„In Zeiten von Fake News und irreführenden Informationen durch automatisierte Chatbots können wir es uns nicht leisten, darauf zu hoffen, dass sich die Menschen schon zurechtfinden“, warnt Co-Autor Kai Kolpatzik vom Wort & Bild Verlag. Eine unzureichende Gesundheitskompetenz führe dazu, dass Betroffene häufiger krank seien, Notfalldienste öfter in Anspruch nähmen und ärztlichen Empfehlungen seltener folgten.

AMIRA meint: Wie gut, dass es Apotheken gibt! Warum suchen Menschen nicht häufiger hier – niederschwellig – Rat? Das würde die Lotsenfunktion unserer Einrichtung deutlich stärken.