Die 10 Minuten vor 8.30 Uhr

Wer macht die Apotheke startklar? Ist das dann Arbeitszeit? Die Apothekenspitzel:in beobachtet, dass es vielerorts unterschiedliche Regelungen bei eindeutiger Rechtsprechung gibt.

Jeder hat vereinbarte Arbeitszeiten, während denen er seinem Chef oder seiner Chefin mit seiner Arbeitskraft zur Verfügung steht. Wenn man um 8.00 oder 8.30 Uhr (je nach Öffnungszeit der jeweiligen Apotheke) beginnt, stellt sich häufig die Frage: Wer ist vorher da und kümmert sich um alles, sodass die Apotheke pünktlich öffnen kann? Ist es immer die gleiche Person oder wechselt man sich im Team ab?

Jede Apotheke kocht ihr eigenes Süppchen

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das bundesweit unterschiedlich gehandhabt wird. Gefühlt gibt es in jeder Apotheke eine andere Arbeitskultur. Ich wurde in Berlin mal von einer (deutlich) älteren Kollegin zurechtgewiesen, als ich um 8.30 Uhr Dienstbeginn hatte. Warum ich denn „nur“ fünf bis sieben Minuten vorher da wäre, hieß es. Es müssten schon mindestens zehn Minuten sein. Solch eine Info wäre vor oder spätestens am ersten Arbeitstag gut gewesen, nicht erst im Nachgang. 

Eine andere PTA-Kollegin aus Baden-Württemberg hingegen berichtete mir, dass ihre Apotheke um 8.30 Uhr öffne und sie bereits vorher da sei – „natürlich ist das Arbeitszeit“. So mache sie alles fertig, sehr zur Freude aller Kolleginnen und Kollegen. „Wenn ich nicht da bin, ist meistens der Chef zehn Minuten eher da und bereitet alles vor.“ Eine andere PTA-Freundin aus Bayern hingegen erzählte mir, dass sie sich mit dem Früherkommen im Team abwechselten und dies nicht als Arbeitszeit angerechnet werde.

Was sollen wir denn noch alles machen?

Durch Personalmangel und Apothekenschließungen steigt die Arbeitslast der einzelnen Apotheke, mal mehr mal weniger. Aber auch sonst kommt ja dauernd etwas Neues dazu. Ohne jetzt als Erbsenzählerin dastehen zu wollen: Wenn wir das mal hochrechnen, sind zehn Minuten täglich aufs Jahr bestimmt ein paar Urlaubstage (je nach dem, wie viele Tage man in der Woche arbeitet). Wir verschenken Arbeitszeit. Bei den niedrigen Gehältern in der Apotheke frage ich mich: Muss das sein?

Das Gleiche gilt auch für die zehn Minuten nach Dienstende. Kasse und Tagesabschluss machen, Aufsteller reinholen, etc. – all das kostet auch Zeit. Als Angestellte fragt man sich da natürlich: Warum sollte ich das in meiner Freizeit machen? Ich finde, einige Dinge sollten im Vorfeld festgelegt werden und das gehört definitiv dazu. Nein – eine (über)tarifliche Bezahlung deckt eben nicht ALLES ab (auch wenn das einige Chefs denken 😆). Und für manche zählt es zum guten Ton, wenn Angestellte zehn Minuten vor Dienstbeginn im Kittel vorne stehen. Dieser gute Ton bezahlt aber, wenn er nicht honoriert wird, nicht unsere Rechnungen etc., oder? Andere wiederum argumentieren damit, dass die Mitarbeitenden ihr Handy in der Apotheke auch privat nutzen oder „mal eben schnell“ was beim Bäcker nebenan kaufen dürfen. Im Gegenzug wird dann erwartet, dass man halt früher da ist.

Klare Kommunikation und gemeinsame Absprachen wünschenswert

Es können schnell Missstimmungen entstehen, wenn Kolleginnen und Kollegen bei diesem Thema unterschiedliche Arbeitshaltungen haben, was vollkommen normal ist. Wenn man zu dritt um 8.30 Uhr anfangen soll und alle um 8.25 oder gar 8.27 Uhr kommen, ist das ein Problem. Denn in drei Minuten ist es unrealistisch, die Apotheke startklar zu machen. PCs hochfahren, Türen öffnen, Kittel anziehen, Fahrradständer und Aufsteller rausbringen, E-Mails checken … Je nach (Größe der) Apotheke stehen unterschiedliche Dinge vor der Ladenöffnungszeit an.

Arbeitskleidung anziehen ist übrigens auch Arbeitszeit – wenn der Arbeitgeber eine bestimmte Dienstkleidung vorschreibt. In einem Interview mit der Deutschen Apotheker Zeitung erklärte Adexa-Rechtsanwältin Minou Hansen, dass Arbeit außerhalb der Öffnungszeit ab der ersten Minute als Arbeitszeit zähle. Es wäre interessant zu wissen, in welchen Apotheken das so gehandhabt wird.

Prinzipiell bin ich ein Freund von offener Kommunikation und transparenten Absprachen. Bei dem Thema sollte der bzw. die Angestellte von der Apothekenleitung angewiesen werden. Erfahrungsgemäß verringert man so das Risiko von Reibungen im Team. Wenn man vorab weiß, wie etwas gehandhabt wird, kann man sich darauf einstellen oder sich eben nach einer anderen Stelle umsehen, wenn es nicht passt.

 

AMIRA fragt: Wie handhabt ihr das in eurer Apotheke? Wer kommt früher und zählt das schon als Arbeitszeit?Schreibe deine Erfahrungen in die Kommentare!