Sommerstress für die Haut: Neurodermitis gezielt lindern

Hitze, Schweiß, Sonnenlicht – für Menschen mit Neurodermitis ist der Sommer oft eine Qual. Erfahre hier, worauf du in der Apotheke achten solltest, um Betroffene kompetent zu unterstützen und ihre Beschwerden zu lindern.

Wenn Sonne zur Qual wird

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die schubweise verläuft. Sie tritt häufig schon im Säuglings- oder Kindesalter auf und kann sich im Laufe des Lebens bessern aber auch chronifizieren. Typische Symptome sind stark juckende, gerötete, trockene und schuppige Hautstellen, häufig an den Armbeugen, Kniekehlen, im Gesicht oder am Hals. Die Ursache liegt in einer genetisch bedingten Störung der Hautbarriere, kombiniert mit einer Überreaktion des Immunsystems auf Umweltreize.

Während für viele andere der Sommer Sonne, Urlaub und Entspannung bedeutet, bringt die warme Jahreszeit für Menschen mit Neurodermitis oft zusätzliche Probleme mit sich. Die erhöhten Temperaturen, Schweißbildung und intensive Sonneneinstrahlung können Neurodermitis-Schübe begünstigen oder verschlimmern.

Grund für stärkere Beschwerden im Sommer

Bei Neurodermitis ist die natürliche Hautbarriere gestört, wodurch Feuchtigkeit schneller verloren geht und irritierende Stoffe leichter eindringen können. Im Sommer verstärken mehrere Faktoren das Problem. Schweiß etwa reizt die Haut zusätzlich und begünstigt Entzündungen sowie Juckreiz. Auch direkte UV-Strahlung oder Sonnenbrand kann vorhandene Ekzeme verschlechtern. Häufiges Baden in Chlor- oder Salzwasser trocknet die Haut zusätzlich aus und kann Hautprobleme verstärken. Nicht zuletzt zeigen Studien, dass Schadstoffe wie Formaldehyd besonders in der warmen Jahreszeit Neurodermitis-Symptome verschärfen können.

Aktuelle Studienlage – das sagt die Forschung

Mehrere Studien belegen, dass Menschen mit Neurodermitis im Sommer vermehrt unter Juckreiz und allergischen Hautausschlägen leiden. Besonders Hitze und Feuchtigkeit verschlechtern die Symptome zusätzlich. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte beispielsweise, dass Formaldehyd, vor allem im Sommer, die Symptome der Neurodermitis bei Kindern verstärken kann. Die organische Verbindung gelangt in Innenräume vor allem durch Ausdünstungen aus verschiedenen Baumaterialien, Möbeln und Produkten die Formaldehyd enthalten (z. B. Textilien, Farben, Klebstoffe, Kosmetike, Reinigungsmittel). Diese Stoffe geben das Gas langsam über einen längeren Zeitraum ab, was zu einer erhöhten Konzentration in der Raumluft führen kann.

Zudem kann UV-Strahlung sowohl positive als auch negative Effekte haben – während einige Betroffene von der Sonne profitieren, verschlechtern sich die Symptome bei etwa 40 Prozent der Menschen mit Neurodermitis. Auch Allergene aus der Luft, etwa Pollen oder bestimmte Duftstoffe, können phototoxische Reaktionen hervorrufen.

Neurodermitis richtig behandeln

Die Therapie der Neurodermitis verfolgt mehrere Ziele: Linderung des Juckreizes, Reduktion von Entzündungen, Aufbau und Erhalt der Hautbarriere sowie Vermeidung von Triggerfaktoren. Basistherapie ist eine konsequente, rückfettende Hautpflege.

Bei akuten Schüben kommen entzündungshemmende Wirkstoffe wie Glucocorticoide oder Calcineurininhibitoren zum Einsatz. In schweren Fällen sind systemische Therapien notwendig. Ergänzend gewinnen naturheilkundliche und integrative Ansätze, z. B. mit Nachtkerzenöl, Haferbädern oder beruhigende Pflanzenextrakte (z. B. Kamille, Aloe Vera), an Bedeutung.

Auch antientzündliche Wirkstoffe wie Zinkoxid oder Gerbstoffe können hilfreich sein. Unterstützend wirkt eine konsequente, individuell angepasste Basistherapie, die auch in schubfreien Phasen fortgeführt werden sollte.

Tipps für die pharmazeutische Beratung

Um Menschen mit Neurodermitis gezielt zu helfen, empfiehlt es sich, leichte Emulsionen oder Lotionen anzubieten, die Feuchtigkeit spenden und schnell einziehen. Inhaltsstoffe wie Glycerin, Hyaluronsäure oder Urea haben sich bewährt, um die geschwächte Hautbarriere zu stabilisieren. Beim Sonnenschutz solltest du Produkte empfehlen, die speziell für empfindliche oder neurodermitische Haut geeignet sind – idealerweise mit physikalischen UV-Filtern wie Zinkoxid, da diese meist besser vertragen werden als chemische Filter.

Wichtig ist auch die Vermeidung zusätzlicher Reizstoffe und damit Trigger im Alltag: Kleidung aus atmungsaktiver Baumwolle reduziert Hautirritationen durch Schweiß und Reinigungsprodukte sollten frei von Duft- und Konservierungsstoffen sein. Nach dem Baden im Schwimmbad, See oder im Meer ist es ratsam, die Haut mit klarem Wasser abzuspülen und rückfettende Pflegeprodukte aufzutragen. Für akute Beschwerden können kühlende Thermalwassersprays, beruhigende Gele oder Umschläge Linderung verschaffen.

Als nichtmedikamentöse Maßnahme sollte mit den Kund:innen über Möglichkeiten zur Allergenkarenz gesprochen werden, etwa durch Pollenfilter oder milde Waschmittel ohne Parfum. Thermalwasserkuren oder Solebäder, etwa im Rahmen eines Kuraufenthaltes, können die Haut regenerieren und für längere Zeit beschwerdefreie Phasen fördern.