Nahrungsergänzungsmittel: Sinnvoll für Kinder?

Menschen aller Altersgruppen können ihre Ernährung mit Supplementen ergänzen. Für Kinder gibt es Säfte, Gelees, Kaudrops, Gummibärchen in bunten Farben. Aber ist das wirklich nötig oder gar gefährlich?

Menschen aller Altersgruppen können ihre Ernährung mit Supplementen ergänzen. Für Kinder gibt es Säfte, Gelees, Kaudrops, Gummibärchen in bunten Farben. Aber ist das wirklich nötig oder gar gefährlich? 

Hohe Erwartungen an Nahrungsergänzungsmittel für Kinder 

Betrachtet man Nahrungsergänzungsmittel für Kinder wird bereits auf den ersten Blick Vieles versprochen, durch das sich Kinder und auch Eltern stark angesprochen fühlen. In bunter Aufmachung mit Superhelden darauf erinnern Nahrungsergänzungsmittel oft an Spielzeuge oder Süßigkeiten, sodass kaum ein Kind widerstehen kann. In emotionsgeladenen Statements wie unterstützen Wachstum, Immunsystem und Wohlbefinden“, „bieten Unterstützung in der Erkältungssaison oder bei besonderen Belastungen“ oder in kindgerechten Namen erkennen sich viele Eltern wieder und sehen akuten Handlungsbedarf. 

Viele Kinder sind sehr mäkelig beim Essen und rümpfen beim frisch gekochten Gemüseeintopf nur die Nase. In der kalten Jahreszeit löst ein Infekt den nächsten ab und die ganze Familie ist gefühlt nur noch krank. Auch in der Schule haben immer mehr Kinder Konzentrationsprobleme, können nicht ruhig sitzen oder haben Probleme beim Lernen. Viele Nahrungsergänzungsmittel für Kinder bieten vermeintlich die Lösung. 

Süßigkeiten haben aufgrund des hohen Zucker- und Fettanteils einen schlechten Ruf, nicht aber die Gummibärchen, die Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente enthalten. Diese werden als „gesund“ angesehen, sodass sie in den Augen vieler Eltern ohne schlechtes Gewissen genascht werden können.

Daher wäre es in den Augen der Eltern wünschenswert, wenn sich all diese Probleme und Widrigkeiten durch eine tägliche Gabe eines Gummibärchens, einer Kautablette, eines Sirups oder einer Trinkampulle lösen ließen. 

Ziel: Kinder sollen sich bestmöglich entwickeln 

Eine gute und gesunde Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf die körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes. Der kindliche Stoffwechsel arbeitet deutlich schneller als der von Erwachsenen, weil Kinder wachsen und sich viel mehr bewegen. Deswegen benötigen sie mehr Energie bzw. Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene.  

Es ist ganz normal in der kindlichen Entwicklung, dass Kinder beim Essen wählerisch sind. Sie essen nicht immer das, was ihnen vorgesetzt wird, und greifen lieber zu süßen Getränken, Wurst, Süßigkeiten oder Knabbereien. Daher ist es verständlich, dass sich Eltern Sorgen machen – besonders in Phasen des Wachstums oder wenn neue Herausforderungen wie der Schulanfang oder ein Schulwechsel anstehen. 

Ebenso ist es typisch, dass Kinder im Kindergartenalter häufig krank sind. Viele Infekte gehören zurr natürlichen Entwicklung des Immunsystems. In der westlichen Welt liegt dies in der Regel nicht an einem Nährstoffmangel. 

Studienlage und Empfehlungen 

Laut Statistiken bekommt jedes zehnte Kind in Deutschland von seinen Eltern täglich ein Nahrungsergänzungsmittel verabreicht. In zwei großen deutschen Studien (EsKiMo und DONALD) wurde gezeigt, dass bis auf wenige Ausnahmen die Nährstoffversorgung bei Kindern allgemein gut ist. Lediglich bei Vitamin D und Folsäure, sowie bei den Mineralstoffen Calcium, Eisen und Jod werden die empfohlenen Mengen nicht gänzlich erreicht, was aber nicht bedeutet, dass die Kinder einen wirklichen Mangel haben. Die Empfehlungen sind eher großzügig bemessen. 

Dennoch kann eine Verbesserung der Versorgung mit normalen Lebensmitteln nicht schaden. Diese kann aber mit einer gesunden und abwechslungsreichen Mischkost mit reichlich (Vollkorn) Getreide, Gemüse, Obst, Milchprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen sowie ab und zu Fisch und/oder Fleisch und Eier gut erreicht werden.  

 

Die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wie EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) tragen zur Unterstützung der Sehkraft bei und sind essenziell für die normale Funktion des Gehirns. Eine ausreichende Versorgung ist daher besonders für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung. Aus diesem Grund wird empfohlen, ein- bis zweimal pro Woche fettreichen Fisch zu verzehren.

Allerdings mögen nicht alle Kinder den Geschmack von Fisch, hier dürfte es eine legitime Option sein, auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen. Je nach Alter eignen sich beispielsweise Fischöl in Form öliger Tropfen, die dem Essen beigemischt werden können, oder kaubare Geleedrops bzw. -kapseln. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht. Für Kinder unter zwei Jahren sollte vor der Einnahme ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Die Versorgung mit Vitamin D kann durch regelmäßiges und längeres Spielen im Freien ausreichend verbessert werden, was gleichzeitig auch den Energieverbrauch erhöht. 

In sehr seltenen Fällen kommt es zu einem wirklichen Nährstoffmangel. Dieser kann aber meistens auch nicht mehr durch die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln behoben werden. Wenn Eltern einen solchen Verdacht haben, sollte dieser immer (kinder-)ärztlich abgeklärt werden. Falls sich der Verdacht bestätigt, sollte gezielt, am besten mit einem zugelassenen Arzneimittel, behandelt werden. 

Fazit 

Da die Eltern große Vorbilder für ihre Kinder sind, kann bereits durch gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsame Speisenplanung und Zubereitung schon viel bewirkt werden. 

Alles in allem sollte man bei Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder sehr kritisch beziehungsweise vorsichtig sein. Es sind keine Höchstmengen festgelegt und der „Wirkstoffgehalt“ kann sowohl nach oben als auch nach unten um bis zu 50 % abweichen. Aufgrund der möglichen starken Abweichungen kann es daher schnell auch zu einer gefährlichen Überdosierung kommen, gerade wenn von Kindern oder Eltern die Verzehrempfehlungen nicht genau eingehalten werden.  

Mitunter sind auch kritische Hilfsstoffe wie zum Beispiel Carboxymethylcellulose (soll die Darmflora schädigen und Entzündungen fördern) oder Phosphatverbindungen (schädigen bei übermäßigem Verzehr Nieren, Knochen und Gefäße) enthalten. Aromen und Süßungsmittel werden auch zunehmend kritischer gesehen. Gerade bei übermäßigem Verzehr können letztere Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere Diarrhöe, verursachen