Arbeiten in Italien: Sonnige Aussichten, kleine Gehälter

Arbeiten, wo andere Urlaub machen? In Italien erwarten Apotheker:innen sonnige Tage, herzliche Kund:innen – aber auch Herausforderungen wie niedrige Gehälter und ein anderes Apothekensystem, berichtet Maria Köpf.

In unserer kleinen Serie werfen wir einen Blick über den Tellerrand und stellen vor, wie Kolleg:innen im Ausland arbeiten. Den Anfang machten die Nachbarländer, die nur einen „Katzensprung“ entfernt liegen: die Schweiz, die Niederlande, Österreich und Dänemark. Heute berichten wir über Italien.

Herzliche Beratung und digitale Rezepte

In Italien lebt es sich im Vergleich zu vielen Ländern Europas unglaublich sonnig, sofern man im Sommer über eine klimatisierte Wohnung verfügt. Doch abseits des Wetters gibt es gravierende Unterschiede im Apothekensystem. Hier eine Übersicht der auffälligsten Punkte im Vergleich zu Deutschland:

  • Magistralrezepturen genießen in Italien ein hohes Ansehen, insbesondere pädiatrische Zubereitungen, Dermatologika und Tinkturen.
  • Apotheken bieten ein breiteres Spektrum an Homöopathika, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika.
  • Das Digitalrezept „eRicetta“ ist seit 2011 Standard. Patient:innen erhalten einen Code vom Arzt, der in der Apotheke eingescannt wird.
  • Impfungen sind in vielen Regionen erlaubt und werden regelmäßig von Apotheker:innen durchgeführt.

 

Italienische Kund:innen sind oft wortgewandter und zugewandter – kommunikationsfreudige Apotheker:innen erhalten hier besonders viel positives Feedback.

Apotheker:innen als Allrounder in der Gesundheitsberatung

Von der Abgabe und Beratung rezeptpflichtiger sowie OTC-Arzneimittel über die Zubereitung von Rezepturen, Impfungen, Gesundheitsprävention, Ernährungs- und Hautbildberatung – der Beruf wird in Italien sehr vielfältig genutzt.

Zusätzlich gehören Schnelltests (z. B. Cholesterin, Blutzucker), Logistikaufgaben und Qualitätsmanagement zur täglichen Arbeit. Das breite Produktspektrum lässt das Herz jener höher


Foto: istock/Moonstone Images

PTA? In Italien leider Fehlanzeige

Während es in anderen Ländern den PTA-Beruf oder ähnliche Rollen gibt, ist man in Italien als PTA beruflich eingeschränkt. Hier arbeiten entweder Apothekenhelfer:innen („Tecnico di farmacia“) mit geringeren Befugnissen und niedrigem Gehalt oder approbierte Apotheker:innen. Eine Zwischenstufe existiert nicht.

Ohne Approbation ist keine Beratung verschreibungspflichtiger Arzneimittel erlaubt. PTA werden nicht als vollwertige pharmazeutische Fachkräfte anerkannt. Alternativen wären ein Pharmaziestudium oder eine Stelle in der Industrie – allerdings ebenfalls mit niedrigerem Gehalt als in Deutschland.

Berufseinstieg als Apotheker:in – so klappt’s mit der Anerkennung

Auch in Italien gilt die EU-Richtlinie 2005/36/EG. Zuständig für die Anerkennung der deutschen Approbation ist das „Ministero della Salute“. Erforderlich sind Sprachkenntnisse auf Niveau B2 bis C1. Danach beginnt das Anerkennungsverfahren, das mit der Eintragung ins Berufsverzeichnis der Apothekerkammer der jeweiligen Region endet (riconoscimento della qualifica professionale). Ohne diese Eintragung in das „Ordine dei Farmacisti“ darf keine Tätigkeit als Apotheker:in aufgenommen werden.

Gehalt und Lebenshaltungskosten im Vergleich

Apotheker:innen im Angestelltenverhältnis verdienen in Italien in den ersten Jahren etwa 2200 bis 2500 Euro brutto in höheren Berufsjahren, in Ausnahmen ab über 15 Jahren auch mehr. Selbstständige verdienen mehr, müssen jedoch eine teure Konzession erwerben.

„Tecnico di farmacia“ erhalten 1300 bis 1800 Euro brutto monatlich, während PTA in Deutschland meist 2600 in den ersten Jahren bis 3200 Euro in höheren Berufsjahren verdienen. Wer in Italien arbeiten möchte, sollte sich nicht in teuren Städten wie Rom, Mailand oder Florenz niederlassen. In kleineren Städten wie Perugia, Rimini oder Neapel sind Mieten deutlich günstiger. Die Miete in den größten Städten Italiens liegt aktuell mindestens bei 1200 bis 1800 Euro für eine Wohnung zwischen 70 und 100 Quadratmetern. In kleineren Städten kann sie bei 700 bis 900 Euro liegen.

Die Einkommenssteuer ist progressiv mit einem Spitzensteuersatz von 43 %, Pflichtversicherungsbeiträge fallen ebenfalls an. Die Grundversorgung ist über den staatlichen Gesundheitsdienst abgedeckt, jedoch gibt es Eigenbeteiligungen bei vielen Behandlungen.

Hier findest du die weiteren Artikel der Auslandsserie:

 

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