Impfstopp für AstraZeneca

Nachdem einige europäische Lander wie Dänemark, Norwegen, Island, Bulgarien und die Niederlande die Verimpfung mit dem Coronaimpfstoff von AstraZeneca ausgesetzt hatten, kommt es auch hierzulande zu einem Impfstopp.

Das medizinische Personal in Deutschland darf vorerst Patient*innen mit dem Vakzin von AstraZeneca nicht impfen. Hintergrund ist das Auftreten von thrombotischen Ereignissen, die im Zuge von Impfungen aufgetreten sind. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wurden 30 Fälle bei mehr als fünf Millionen mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpften Personen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gemeldet, berichtete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits vergangene Woche.

Derzeit wird untersucht, ob ein kausaler Zusammenhang besteht. Gestern wurde der vorläufige Impfstopp bekanntgegeben. Das PEI teilte mit, dass ihre Expert*innen nach der Analyse des neuen Datenstands aufgrund weiterer Vorkommnisse in Deutschland jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erkennen konnten.

Diese neuen Daten werden nun von der EMA weiter analysiert und bewertet. Bis es hier zu einer abschließenden Bewertung gelangt, werden die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland – und zwar sowohl die Erst- als auch die Zweitimpfungen – ausgesetzt. Das PEI betont, dass sich alle Personen, die den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca bereits erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen, beispielsweise mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten.

AstraZeneca: Rückschlag für Politik, Bürger*innen und Apothekenpersonal

Für die Impfstrategie dürfte das ein herber Rückschlag sein, auch wenn es selbstverständlich ist, dass die Vorfälle untersucht werden müssen. Der Impfstoff von AstraZeneca war von Beginn an sehr kritisch betrachtet worden. Es gab sowohl über seine Wirksamkeit als auch über die auftretenden Nebenwirkungen kontroverse Diskussionen. Der Chef des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) rechnet nun damit, dass diese Entscheidung.  den Impfzeitplan der Bundesregierung um mehrere Wochen zurückwerfen könnte, wie er gegenüber dem „Handelsblatt“ betonte.

Von der Aussetzung betroffen sind nun auch viele Apothekenmitarbeiter*innen, die durch die kostenlosen Bürgertestungen gerade erst in der Impfpriorität aufgerückt waren. Ihre Termine sind nun erst einmal gestrichen worden. Mit einer Entscheidung der EMA, ob der Impfstoff nun weiter verwendet werden kann wird im Laufe der nächsten zwei Wochen gerechnet. So lange bleibt der AstraZeneca Impfstoff erst einmal im Bundeslager auf Eis liegen.

UPDATE vom 19. März 2021 : Ab heute soll die Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca wieder fortgesetzt werden. Die EMA sprach am 18. März eine Unbedenklichkeit des Impfstoffs aus und erklärte ihn als sicher. Sie wies jedoch darauf hin, dass eine bessere Aufklärung hinsichtlich von Risiken und Nebenwirkungen , die auch auf dem Beipackzettel zu finden sind, stattfinden muss.