"Schön, dass Sie wieder da sind!"
Sommerzeit ist Urlaubszeit – nicht anders ist es in der Apotheke. Auch eure Apothekenspitzelin war weg und ist seit Kurzem wieder zurück. Trotz Urlaubs hat sie was zu Meckern, und das wirft sie sich selbst vor…
Mit dem Urlaub ist es wie mit dem Kochen und dem Essen. Du denkst über das Menü nach, stehst in der Küche und bereitest es eine Stunde oder manchmal sogar länger vor, und in wenigen Minuten ist der Teller leer. Wochen, nein schon Monate im Voraus wird der Urlaub gebucht, dann ausgiebig geplant, und – schwupps – in wenigen Tagen ist er um.
Urlaub, das ist sowieso immer so eine Sache, erst recht in diesen Zeiten. „Wo geht es dieses Jahr hin?“, wollen alle Kolleginnen und Kollegen immer gerne wissen, auch ich. Als sei es eine Selbstverständlichkeit, jedes Jahr zu verreisen. Die Inflation hat auch die Flug- und Hotelpreise in die Höhe getrieben. Deshalb waren es in diesem Jahr nicht die gewohnten zwei Wochen, die ich sonst im Urlaub verbrachte, sondern lediglich zehn Tage. Mehr war diesmal nicht drin. Mir scheint, künftig sollten wir uns in der Apotheke nicht gegenseitig erkundigen, wohin man verreist, sondern ob überhaupt beziehungsweise wie lange…
"Hauptsaisonrandzeitenerholungsfenster" statt Sommerurlaub?
Schön war es jedenfalls an der Adria. Aber wie gesagt zu kurz. Und echt heiß, Sonne satt, Badewetter. Kein Wunder, schließlich wollte ein Leipziger Wissenschaftler herausgefunden haben, dass wir den heißesten Juli seit zehntausenden Jahren erleben. Dazu passend nahm Herr Lauterbach die in seinem italienischen Urlaubsort herrschenden 27 Grad Celsius zum Anlass einen Tweet abzusetzen, Tenor: Urlaub in den Südländern werde wohl keine Zukunft mehr haben, zu heiß hier, man hält es einfach nicht aus... Tourismusexperten pflichten ihm angesichts von Waldbränden, Wassermangel und Dürre bei und unken, dass sich die Hauptreisezeit vom Sommer in die Nebensaison verschieben müsse, in den Mai oder September halt. Zumindest, wenn das Reiseziel „Mittelmeer“ heißt. Das wäre ja ein Ding: Der Sommerurlaub, eigentlich ein Heiligtum, zollt dem Klimawandel Tribut und heißt künftig „Hauptsaisonrandzeitenerholungsfenster“. Apropos „Fenster“: Wenn ich aus dem Schaufenster blicke und dem Weg der jetzt, Anfang August, endlos fallenden Regentropfen folge, möchte ich eigentlich gleich wieder los, zurück in die Hitze. Bestimmt ein prima Thema, über das wir uns künftig die Köpfe heißreden können. Mit den Kunden, im Kollegium, im Freundes- und Familienkreis.
"Warum so miesepetrig", frage ich mich
Bin ich jetzt eigentlich undankbar, unzufrieden, miesepetrig, und das auch noch ohne Grund? Garantiert gibt´s ja eine Menge Menschen, die gar nicht in den Urlaub fahren. Bin ich auf dem Weg, ins allgemeine Wehklagen einzustimmen, mich dem Volkssport-Triathlon aus „Jammern, Meckern, Lamentieren“ hinzugeben? Kann ich nicht einfach sagen: „Hey, der Urlaub war Klasse, vielleicht ein kleines bisschen zu komprimiert, das schon. Aber immerhin war ich weg, und das habe ich genossen. Und wenn die anderen erstmal meine 850 Handyphotos von Liege, Strand und Aperol Sprizz – den aber nur in Maßen, Ehrenwort – gesehen haben, werden sie ordentlich neidisch sein…“
So ungefähr stoßseufze ich in mich hinein hinter dem Handverkaufstisch, als unvermittelt das eigentliche Highlight meines Urlaubs aufscheint. Eine Kundin steht da und sagt einen ganz, ganz schlichten Satz: „Schön, dass Sie wieder da sind!“ Es ist aufgefallen, dass ich weg war, man hat sich nach mir erkundigt. Mir wird nicht heiß, aber immerhin warm ums Herz. Und das ist ein Gefühl, das den Urlaub glatt nochmal aufs Doppelte verlängert…