Bagatellverletzungen im Sommer: Auf die richtige Wundversorgung kommt es an

Im Sommer erfreuen sich Outdoor-Aktivitäten wieder größerer Beliebtheit. Doch beim Grillen, draußen Laufen, Spielen, Inliner-Fahren oder auch bei der Gartenarbeit steigt auch das Verletzungsrisiko.

Gerade im Sommer kommen sie wieder häufiger vor: die kleinen Alltagsverletzungen, denen keine richtige Bedeutung zugemessen wird, die sich aber sehr unangenehm auswirken können, wenn man ihnen nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Denn wer sich nicht richtig um sie kümmert, der riskiert, dass sie sich entzünden, vereitern oder zu noch größeren Problemen führen. Es ist nicht nur wichtig, Verletzungen direkt nach dem Entstehen korrekt zu behandeln, sondern diese müssen auch richtig nachbehandelt werden, damit sie schnell und folgenlos abheilen können. Hier kommt eine kleine Übersicht, mit welcher Art Wunden die Kunden besonders im Sommer häufig zu dir in die Apotheke kommen und wie du sie umfassend beraten kannst.

Schürfwunden

Das größte Problem an dieser oberflächlichen Wunde ist, dass sie häufig noch Dreck oder Steinchen von der Straße enthält. Dieser Schmutz muss zunächst entfernt werden, bevor weiter behandelt werden kann. Eine Schürfwunde sollte man daher immer ausbluten lassen, denn das reinigt schon ein wenig vor. Die Wundreinigung erfolgt anschließend vorsichtig mit steriler Kochsalzlösung (z.B. mit „Kochsalzlösung 0,9 % Mini-Plasco® connect“ von B.Braun Melsungen AG). Danach ist eine Sprühdesinfektion (z.B. mit „Octenisept® Wunddesinfektion“ von Schülke & Mayr GmbH) sinnvoll, um die Wunde nicht unnötig durch ein Berühren zu irritieren. Abgedeckt wird die Schürfwunde anschließend mit einem atmungsaktiven Pflaster (z.B. „Leukomed® Wundverband steril“ von BSM medical), das an allen Seiten geschlossen ist. Sollte die Wunde während des Heilungsverlaufes ständig nässen, dann ist es sinnvoll, einen Hydrokolloidverband mit einer Matrix aus Zellulose, Gelatine, Pektin oder Alginaten zu empfehlen (z.B „DracoHydro dünn“ von Dr. Ausbüttel). Die Wunde darf allerdings nicht entzündet sein, denn dieser Verband kann bis zu sieben Tagen auf der verletzten Stelle verbleiben. Er hält die Wunde feucht, bindet aber überschüssiges Exsudat und regt Makrophagen an, die das Einsprießen von Kapillaren fördern. Es bildet sich ein physiologisches, feuchtes und sauerstoffarmes Milieu. Wer unsicher ist, ob er einen Verband benutzen möchte, der so lange auf der Wunde verbleibt – beispielsweise, weil er die Wunde gerne kontrollieren möchte, um bei einer Entzündungsreaktion vielleicht doch noch zum Arzt gehen zu könne – der kann sie auch mit herkömmlichen trockenen Pflastern abkleben und ein heilungsförderndes Hydrogel auf die Wunde auftragen, so dass sie schneller heilt und nicht mit der Wundauflage verklebt (z.B. „Octenisept® Wundgel“ von Schülke & Mayr GmbH).

Verbrennungen

Da in der Sommerzeit gerne gegrillt wird, steigt natürlich die Gefahr, sich dabei zu verbrennen. Das wichtigste, was du deinen Kund:innen bei Verbrennungen oder Verbrühungen raten kannst ist, diese innerhalb der ersten Viertelstunde für etwa zehn Minuten zu kühlen. Das gilt bei Verbrennungsgrad I und II, wenn nicht mehr als 15 Prozent der Hautoberfläche betroffen ist. Ist eine größere Fläche betroffen, so sollte nur fünf Minuten lang gekühlt werden, um eine Hypothermie zu vermeiden. Um festzustellen, wieviel Prozent des Körpers betroffen sind, gilt die Faustregel: Eine Handfläche beträgt etwa 1 Prozent der Körperoberfläche. Für die Kühlung benötigt man nicht zwingend einen Eispack, es genügt fließendes Leitungswasser mit 15 bis 20 Grad Celsius. Eine Kühlkompresse findet aber immer dann Einsatz, wenn die zu kühlende Stelle relativ klein ist – sie kann dann bis zum merklichen Abklingen der Schmerzen genutzt werden (z.B. „Kalt + Warm-Kompresse“ von WEPA).

Wenn nur eine kleine Stelle betroffen ist und die Verbrennung nicht über den Verbrennungsgrad I hinausgeht, so kann sie im Rahmen der Selbstmedikation immer selbst behandelt werden.

Verbrennungen sollten im Anschluss an die Kühlung immer abgedeckt werden, damit sie sich nicht entzünden. So können auch Schmerzen gelindert werden. Dauern die Schmerzen auch nach der Kühlung und Abdeckung der Wunde an, so kann dem Patienten zur Einnahme von Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen geraten werden. Die Wunde kann mit Kochsalzlösung abgespült werden, sollte sich Schmutz darauf befinden und danach mit einem Hydrokolloidverband abgedeckt werden. Auch die Anwendung von speziellen Brandgelen (z.B. „Brand- und Wundgel Medice“ von MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH&Co.KG) oder hydroaktiven Lipogelen (z.B. „Tyrosur® CareExpert Wundgel“ von Engelhard Arzneimittel) ist hier möglich, um die Wunde nicht austrocknen zu lassen. Ein Sonnenbrand ist eine thermische Verletzung, bei der auch eine leichte Kortisonsalbe genutzt werden kann, solange die Haut nicht offen ist (z.B. „Soventol® HydroCortisonACETAT 0,25 % Cremogel“ oder „Soventol® HydroCortisonACETAT 0,5 % Cremogel“ von MEDICE Arzneimittel). Brandblasen sollte aber nur ein Arzt unter sterilen Bedingungen öffnen.

Verletzungen bei der Gartenarbeit

Während der Gartensaison muss immer wieder etwas zurückgeschnitten, gestutzt oder entfernt werden, das unter Umständen auch Stacheln oder Dornen hat, an denen man sich verletzen kann. Nicht selten entsteht aus einem solchen vermeintlich harmlosen Pieksen dann eine Entzündung unter der Haut, die eitert und schmerzt. Wenn das Holzsplitterchen noch in der Haut steckt, dann entfernt man es am besten so schnell wie möglich mit einer zuvor desinfizierten Pinzette, desinfiziert auch die Eintrittsstelle und deckt sie zum Schutz mit einem Pflaster ab. Entwickelt sich trotz dieser Maßnahmen eine eitrige Entzündung, so kann man gut mit einer Zugsalbe arbeiten, die den Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat enthält. Sie wirkt antientzündlich und antibakteriell (z.B. „Ichtholan® 20 %“ der Ichthyol-Gesellschaft GmbH & Co.KG hat sogar eine nachgewiesene Wirkung gegen MRSA-Keime), schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Die Hautbarriere wird aufgeweicht und der angesammelte Eiter kann abfließen. Wichtig sind hier in der Beratung vor allem zwei Dinge: Erstens, dass du deinen Kunden darauf aufmerksam machst, dass er daran denken muss, seine Tetanus-Impfung auffrischen zu lassen. Gerade im Garten lauern gefährliche Keime, die weit schlimmere Erkrankungen auslösen können als nur eine lokale Entzündungsreaktion. Zweitens, dass er nicht an der eitrigen Entzündung herumdrückt, so dass sich die vom Körper eingekapselte Entzündung nicht im Gewebe verteilt und die Bakterien mit dem Eiter ausgespült werden.

Weitergehende Tipps

Du kannst deinem Kunden immer den Tipp mitgeben, seine Verletzungen beim Duschen sicher abzudecken, beispielsweise mit einem Duschpflaster (z.B. mit „Hansapor steril Sterile Duschpflaster“ der Beiersdorf AG) oder einer Duschfolie (z.B. „ILLA® Duschfolien“ von ALLERGIKA Pharma GmbH) die es in verschiedenen Größen je nach betroffenem Körperteil gibt. So kann vermieden werden, dass Keime über das Wasser in die Wunde eingetragen werden.

Und nach der Wundheilung?

Die richtige Behandlung und Pflege ist auch nach Wundverschluss besonders wichtig, wenn es darum geht, unschöner Narbenbildung vorzubeugen. Hier bieten sich unterschiedliche Cremes oder Gele an (z.B. Contractubex® Gel" von Merz Therapeutics GmbH oder „Bepanthen® Narben-Gel" von Bayer Vital GmbH). Diese halten das Narbengewebe elastisch und können Rötungen, Juckreiz und Schmerzen deutlich reduzieren.